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Trugenhofen: Vermisster Lehrer Helmut Strigl: Warum sein Fahrer verurteilt wurde

Trugenhofen

Vermisster Lehrer Helmut Strigl: Warum sein Fahrer verurteilt wurde

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    Helmut Strigl lebte auf dem elterlichen Bauernhof in Trugenhofen. Seit 2018 wird er vermisst, das Foto links zeigt ihn vermutlich im Jahr 2013.
    Helmut Strigl lebte auf dem elterlichen Bauernhof in Trugenhofen. Seit 2018 wird er vermisst, das Foto links zeigt ihn vermutlich im Jahr 2013. Foto: Polizei / Winfried Rein (Archivbilder)

    Im Oktober dieses Jahres würde Helmut Strigl 70 Jahre alt werden. Ob er diesen Anlass feiert, ist allerdings ungewiss. Denn seit mehr als fünf Jahren ist der ehemalige Lehrer aus Trugenhofen vermisst. Von ihm fehlt jede Spur. Dennoch geht die Polizei weiter davon aus, dass der als eigenbrötlerisch geltende Senior lebt. Jetzt verstärken die Ermittler nochmals die Suche nach Helmut Strigl. Zugleich gibt es im Zusammenhang mit dem mysteriösen Fall ein Gerichtsurteil. Es betrifft den ehemaligen Chauffeur des Seniors. 

    Helmut Strigl haben seine Nachbarn zuletzt im Juni 2018 in der Nähe seines Hauses in Trugenhofen, einem Ortsteil von Rennertshofen gesehen. Damals war er gerade einmal fünf Monate aus seinem Lehrerberuf an der Mittelschule in Neuburg ausgeschieden. Wohl weitgehend ohne soziale Kontakte lebte er in Trugenhofen, regelmäßig ging er allerdings in das Neuburger Café Göbel. Dass er fehlt, stellte eine Cousine fest und zeigte dies im November 2021 bei der Polizei an. Seitdem laufen Ermittlungen. Nachdem die Neuburger Rundschau über den Fall berichtet hatte, wurde im November 2022 auch öffentlich nach Strigl gesucht - bisher ohne Erfolg. 

    Helmut Strigl lebte auf dem elterlichen Bauernhof in Trugenhofen, hatte in Neuburg aber einen zweiten Wohnsitz. Seit 2018 wird der ehemalige Lehrer vermisst.
    Helmut Strigl lebte auf dem elterlichen Bauernhof in Trugenhofen, hatte in Neuburg aber einen zweiten Wohnsitz. Seit 2018 wird der ehemalige Lehrer vermisst. Foto: Winfried Rein

    In seinem Geburtsort Neuburg besaß Strigl zwei als luxuriös geltende Eigentumswohnungen. Die zwei Wohnsitze hatten anscheinend dazu geführt, dass in Trugenhofen kaum einer sich über den Verbleib des Pädagogen Gedanken gemacht hatte. Doch wie die Ermittlungen der Kriminalpolizei Ingolstadt inzwischen ergaben, hielt er sich in den Appartements kaum auf. "Sein Lebensmittelpunkt war bis zuletzt Trugenhofen", schildert es Polizeihauptkommissar Michael Graf. 

    Fall Helmut Strigl aus Trugenhofen: Zuletzt lebte er zwischen Müll und Kisten

    Die Räume in dem von den Eltern geerbten ehemaligen Bauernhof wurden im November 2022 umfangreich durchsucht. Das war für die Ermittler eine große Herausforderung. Wie jetzt erst bekannt wurde, waren die Zimmer stark vermüllt. Kisten, Kartons, Möbel und jede Menge Unrat hatte Strigl in seinem Zuhause gehortet. Dennoch sei eindeutig, dass der ehemalige Lehrer dort bis zuletzt wirklich gewohnt hatte. 

    Die Ermittler hatten eine Befürchtung: Strigl könnte in seinem Haus etwas zugestoßen sein und sein Leichnam unter den Bergen von Unrat liegen. Folglich gingen sie Zimmer für Zimmer vor, denn im Fall des Falles hätten wichtige Spuren gesichert werden müssen. "Das Anwesen nach System zu räumen, hatte mehrere Wochen in Anspruch genommen", berichtet Graf. Auch die Sickergrube auf dem Grundstück wurde ausgepumpt. Doch auch dort: nichts. Es fehlt weiter jede Spur. 

    Gleiches gilt für den Wagen des Vermissten. Im Laufe der Ermittlung bekam die Polizei einen neuen Hinweis. Im November 2020 wurde der BMW 318i mit dem Kennzeichen ND-HA-36 beim TÜV für eine Hauptuntersuchung angemeldet. Ob es Strigl selbst war oder eine andere Person, kann nach Angaben der Polizei nicht eindeutig festgestellt werden. 

    Helmut Strigl (mit Brille) bei seiner Verabschiedung an der Mittelschule in Rennerthofen mit Kollegen im Jahr 2015. Bis 2018 arbeitete er noch an der Mittelschule in Neuburg.
    Helmut Strigl (mit Brille) bei seiner Verabschiedung an der Mittelschule in Rennerthofen mit Kollegen im Jahr 2015. Bis 2018 arbeitete er noch an der Mittelschule in Neuburg. Foto: Schule Rennertshofen

    Im Visier der Ermittler ist nach wie vor der ehemalige Fahrer und Begleiter Helmut Strigls: ein 42-jähriger Osteuropäer. Nachdem Strigl seinen Führerschein verloren hatte, fuhr der Rumäne ihn in die Stadt oder erledigte Besorgungen. Relativ schnell hatte die Polizei den Mann im Verdacht, dass er sich am Vermögen des Lehrers nach dessen Verschwinden bereichert haben könnte. Dieser Verdacht hat sich bestätigt: Der 42-Jährige ist im Juni 2023 vor dem Landgericht Ingolstadt wegen gewerbsmäßigen Betruges zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten und zu Schadensersatz verurteilt worden.

    Chauffeur von Helmut Strigl wird wegen gewerbsmäßigen Betruges zu einer Haftstrafe verurteilt

    Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich der langjährige Vertraute Strigls über Jahre an dessen Vermögen und an seinen regelmäßigen Pensionseinkünften bedient haben soll. Der 42-Jährige hatte dazu Überweisungsträger ausgefüllt, die Unterschrift Strigls gefälscht und so Abbuchungen auf das eigene Konto veranlasst. "Er hat das Konto des Vermissten regelmäßig leer geräumt", fasst es Hauptkommissar Graf zusammen. Die Summe liege im sechsstelligen Bereich. 

    Auch wenn nun gerichtlich festgestellt ist, dass der 42-Jährige massiv vom Verschwinden des Trugenhofeners profitiert hatte - Hinweise, er könnte auch damit etwas zu tun haben, gibt es wohl bisher keine. Der Verdächtige, der keine Vorstrafen hat, verweigere jegliche Aussage, so Graf. Umso wichtiger seien weitere Hinweise aus der Bevölkerung, um den mysteriösen Fall zu klären. 

    Ein solcher BMW - hier nur ein Vergleichsbild - mit dem Kennzeichen ND-HA 36 wird ebenfalls im Zusammenhang mit dem Vermisstenfall gesucht.
    Ein solcher BMW - hier nur ein Vergleichsbild - mit dem Kennzeichen ND-HA 36 wird ebenfalls im Zusammenhang mit dem Vermisstenfall gesucht. Foto: Polizei

    Erneut appelliert die Polizei deshalb sich zu melden, sollte jemand etwas über Helmut Strigl wissen oder eine Begegnung mit ihm seit Februar 2018 noch nicht gemeldet haben. In den nächsten Tagen soll eine neue Öffentlichkeitsfahndung samt neuer Plakate angestoßen werden. Erstmals wurde auch eine Personenbeschreibung des Vermissten veröffentlicht. 

    Ebenfalls nicht mehr auffindbar: Der Auto-Anhänger mit orangefarbener Abdeckplane und dem Kennzeichen ND-G673
    Ebenfalls nicht mehr auffindbar: Der Auto-Anhänger mit orangefarbener Abdeckplane und dem Kennzeichen ND-G673 Foto: Polizei

    Info: Die Polizei bittet um Mithilfe: Wer kann Angaben zum Verbleib von Helmut Strigl machen. Er ist 1,83 Meter groß, war zuletzt von untersetztem Körperbau, trug eine Brille und einen Oberlippenbart. Hinweise zum verschwundenen Auto (Kennzeichen ND-HA36; Fahrzeug: BMW, 318i, Limousine, Montegablau metallic, BJ 2011, Modellcode PF51) oder zum Anhänger (Kennzeichen ND-G 673) sind unter Telefon 0841/93430 oder in jeder anderen Polizeidienststelle möglich.

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