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Steffi Ziegler: Von Rosenkönigin zu Luftfahrtmechanikerin

Karlshuld/Manching

Steffi Ziegler und ihre fliegenden Schätze

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    Steffi Ziegler mit "ihrer“ ME 262 im Flugmuseum Messerschmitt in Manching. Das Flugzeug ist eines von drei flugfähigen Nachbauten weltweit.
    Steffi Ziegler mit "ihrer“ ME 262 im Flugmuseum Messerschmitt in Manching. Das Flugzeug ist eines von drei flugfähigen Nachbauten weltweit. Foto: Andrea Hammerl

    Sie ist die Jüngste im Team und die einzige Frau. Mit 16 hat Steffi Ziegler aus Karlshuld die Ausbildung zur Fluggerätemechanikerin am Manchinger Standort von Airbus begonnen. Mittlerweile ist sie 24 Jahre alt, seit fünf Jahren fertig ausgebildet und im Flugmuseum verantwortlich für zwei Schmuckstücke des Museums.

    Den Wunsch nach einem technischen Beruf hatte die Absolventin der Maria-Ward-Schule Neuburg schon früh. „Ich bin kein Mensch fürs Büro“, sagt sie, „ich wollte immer schon einen technischen Beruf“. Die Eurofighter, die von Zell aus übers Donaumoos flogen, faszinierten sie schon als Kind. Da lag es nahe, sich bei Airbus in Manching zu bewerben. Schon im Vorstellungsgespräch hatte sie das Gefühl, dass alles passt. Wer die junge Frau beobachtet, wie sie in Arbeitskleidung geschickt auf die alten Flugzeuge klettert und mit Schraubenzieher und Schraubschlüssel hantiert, bringt sie kaum mit ihrem Ehrenamt beim Karlshulder Gartenbauverein in Verbindung. Dabei macht sie auch im Dirndl eine gute Figur, wie sie vier Jahre lang als Rosenkönigin Steffi I. bewiesen hat. Weitere zwei Jahre kamen noch als Vizekönigin dazu. Am 20. Juli, wenn die 23. Rosenkönigin gekrönt wird, verabschiedet sich Steffi I. endgültig aus diesem Ehrenamt.

    Steffi Ziegler ist für die ME 262 und die HA 200 im Messerschmitt-Museum in Manching zuständig

    Im Flugmuseum Messerschmitt ist sie verantwortlich für zwei Schmuckstücke: der ME 262 und einer HA 200. Die ME 262 war der erste in Serie gefertigte Düsenjäger der Welt und wurde zwischen 1943 und 1945 gebaut. Das Modell im Museum stammt aus dem Jahr 2005 und ist eines von drei flugfähigen Nachbauten weltweit. Ein Originalflugzeug, das noch flugfähig wäre, gibt es nicht mehr. Die HA 200 ist ein leichtes Erdkampfflugzeug der spanischen Firma Hispano Aviación aus der Nachkriegszeit und stammt aus den 1950er Jahren.

    Blick in das Cockpit der ME 262. Der Nachbau ist an die Instrumente aus den 1940er Jahren angelehnt.
    Blick in das Cockpit der ME 262. Der Nachbau ist an die Instrumente aus den 1940er Jahren angelehnt. Foto: Andrea Hammerl

    „Steffi ist dafür verantwortlich, dass beide in flugfähigem Zustand sind“, erklärt ihr Chef, Museumsleiter Matthias Kobler, „und wenn ein Flug ansteht, muss sie es betanken, startklar machen und sitzt am Funk, solange der Pilot in der Luft ist“. Zur Vorflugkontrolle gehört ein kompletter Check aller Systeme, und zwar nicht nur mit digitaler Hilfe. „Ich schaue alles auch mit meinen eigenen Augen an“, betont Steffi Ziegler, „die Klappen müssen zum Beispiel mechanisch getestet werden“. Hinzu kommen sogenannte Stundenkontrollen: Während sich die 50-Stunden-Kontrolle überwiegend auf Sichtkontrollen beschränkt, muss die Fluggerätemechanikerin alle 100 Stunden unter anderem Dichtungen austauschen und dafür auch mal ein Rad abmontieren. Bevor ein Flugzeug raus an den Start geht, muss es auf Herz und Nieren geprüft werden – eine hohe Verantwortung. „Die Arbeit erfordert viel Spezialwissen und Systemkenntnisse“, betont Kobler.

    Dass Steffi Ziegler, die ihre Ausbildung zur Fluggerätemechanikerin bei Airbus für moderne Flugzeuge begonnen hat, letzlich im Museum gelandet ist, war Zufall. Nach der halbjährigen Grundausbildung in Elektronik und Mechanik musste sie durch alle Fachbereiche und schnupperte dabei auch in die Arbeit im Museum hinein. Es gefiel ihr dort, und als sie nach der Abschlussprüfung erfuhr, dass dort eine Stelle frei würde, sagte sie zu und hat es bis heute nicht bereut.

    Der Nachbau der Messerschmitt ME 262 im Flugzeugmuseum Manching kann bis England fliegen

    Ein Wechsel zwischen modernen und historischen Flugzeugen sei „zwar möglich, aber schwierig“, meint sie, weil die Arbeitsabläufe ganz andere seien, weshalb es besonderer Schulungen bedarf. „Der Nachbau der ME 262 ist von der Instrumentierung angelehnt an das Original“, ergänzt Kobler, „aber es sind moderne Hilfsmittel verbaut, zum Beispiel Funk, GPS und Transponder“. Bei letzterem handelt es sich um einen Sender, der moderne Signale sendet und auch die Kennung des Flugzeuges. Schließlich sind die historischen Flugzeuge überall unterwegs, und zwar „was die Reichweite hergibt“, sagt Kobler lächelnd und nennt England und Dänemark als erreichbare Ziele. Auch die Triebwerke seien etwas stärker als die des Originals.

    Zur ME 262 und der HA 200 kam Steffi Ziegler mehr oder weniger zufällig, weil ihr Vorgänger, der 40 Jahre lang im Museum gearbeitet hatte, in Rente ging. Sie war ein Jahr lang als seine rechte Hand „mit ihm mitgelaufen“, wie sie erzählt, um den Job später von ihm zu übernehmen. Ihr Arbeitstag geht von 6.30 bis 15 Uhr, doch keiner sei wie der andere. Flexibilität und Teamfähigkeit seien erforderlich, denn trotz klar geregelter Zuständigkeiten müsse jeder die Kollegen unterstützen.

    In dem zehnköpfigen Team als einzige Frau mit neun Männern fühlt sich die 24-jährige Karlshulderin pudelwohl. „Wir haben ein gutes Miteinander“, findet sie, „wenn mir etwas zu schwer ist, greifen die Männer zu und im Gegenzug sind sie manchmal dankbar, wenn jemand da ist, der eine kleinere Hand hat“. Das Schönste an ihrer Arbeit sei für sie, „wenn das Flugzeug fliegt und der Pilot zufrieden zurückkommt – dann weiß ich, dass ich meine Arbeit gemacht habe.“ Manchmal ziehen die Mechaniker die Piloten auf und geben ihnen auf den Flug mit: „Mach mir meinen Flieger nicht kaputt“, verrät ihr Chef über das besondere Verhältnis zwischen Pilot und Mechaniker.

    Hintergrund Flugmuseum

    Das Museum deckt rund 40 Jahre Fluggeschichte ab - von der Messerschmitt M17 aus dem Jahr 1926, ebenfalls im Nachbau, bis zum Abfangjäger HA 300, den Wilhelm Messerschmitt Ende der 1950er Jahre als kleinstes, leichtestes und kompaktestes Jagdflugzeug der Welt entwickelte, und das 1964 zum Erstflug aufstieg. Träger des Flugmuseums sind die Messerschmitt-Stiftung und Airbus. Öffentlich zugänglich ist das Flugmuseum jeweils am letzten Freitag eines Monats von 13 bis 15 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich über die Website www.flugmuseum-messerschmitt.de.

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