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Was macht eigentlich...?: Willi Stegmayr: „Beim VfR Neuburg habe ich mir meinen Traum erfüllt“

Was macht eigentlich...?

Willi Stegmayr: „Beim VfR Neuburg habe ich mir meinen Traum erfüllt“

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    Ein Ort der Erinnerungen: Willi Stegmayr hat in seinem Keller zahlreiche Bilder und Trophäen aus den vergangenen Jahrzehnten aufbewahrt.
    Ein Ort der Erinnerungen: Willi Stegmayr hat in seinem Keller zahlreiche Bilder und Trophäen aus den vergangenen Jahrzehnten aufbewahrt. Foto: Roland Geier

    Willi Stegmayr ist zweifelsohne das, was man einen „waschechten“ Langenmosener nennt. Bereits im Alter von 17 Jahren spielte er in der ersten Mannschaft der DJK, für die Stegmayr – ebenso wie für den VfR Neuburg – auch höherklassig auf Torjagd ging. Auch als Spielertrainer feierte er mit seinen Teams Erfolge. Das absolute Highlight in der sportlichen und beruflichen Karriere des heute 67-Jährigen war aber sein langjähriges Engagement beim FC Ingolstadt.

    Herr Stegmayr, nachdem wir uns rund zwei Jahre nicht gesehen haben, die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Wie geht es Ihnen?

    Willi Stegmayr: Mir geht es gesundheitlich ganz gut. Ich habe seit kurzem eine Knieoperation hinter mir, die ich seit Jahren hinausgeschoben habe. Das war ein Knorpelschaden, der vom Fußball stammte. Ich weiß sogar noch ganz genau, wie und wo das passiert ist (schmunzelt).

    Dann heraus mit der Sprache...

    Stegmayr: „In Ihrer Heimat in Karlshuld (lacht). Das war in der Landesliga, als mir ein gegnerischer Spieler hinten reingegrätscht ist. Jetzt gehe ich auf Reha und hoffe, dass ich dann wieder alles ohne Beschwerden machen kann.

    Sie sind ein Urgestein der DJK Langenmosen. In der Landesliga habt ihr eine Topmannschaft gehabt. Dabei war vor allem der Name Stegmayer weit über die Region hinaus ein Begriff. Was war das Geheimnis des damaligen Teams?

    Stegmayr: Wir waren kameradschaftlich eine geschlossene Einheit, die – mit Ausnahme von Franz Buchberger aus Waidhofen – nur aus einheimischen Spielern bestand. Zudem hatten wir das Glück, dass wir Friedrich Tobolars als Spielertrainer vom VfR Neuburg bekamen. Da ist es bei uns steil nach oben gegangen. Der Friedrich hat uns den letzten „Touch“ gebracht, obwohl wir unseren Torwart Siggi Burghard nach Augsburg abgegeben haben. Man muss sich mal vorstellen: Wir in der Landesliga! Das war damals die vierthöchste Liga für so ein kleines Dorf.

    Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie – bevor es mit der DJK Langenmosen steil bergauf ging – zum VfR Neuburg gewechselt sind? In der damaligen Zeit war es doch unvorstellbar, dass ein Langenmosener den Verein verlässt...

    Stegmayr: Ich habe mich mal mit Rudi Kiefer, der damals beim VfR Neuburg spielte, unterhalten und ihm gesagt, dass es mich interessieren würde, einmal höherklassig zu spielen. Der Heinz Fröhlich war da neben mir gestanden und hat mich spontan gefragt, ob ich Lust hätte, zum VfR zu gehen. Mit 26 Jahren in der Bayernliga zu spielen, war natürlich mein Traum. Dann habe ich es probiert. Das waren Erlebnisse, die man nie vergisst.

    Warum gingen Sie dann nach zwei Jahren wieder nach Langenmosen zurück?

    Stegmayr: In der Bayernliga habe ich zwölf Tore geschossen. Nach einem tollen Start mit 20:2 Punkten waren wir zwischenzeitlich sogar Erster – und sind am Ende dennoch abgestiegen. Da erging es uns fast so wie dem FC Schalke jetzt (lacht). Beim VfR habe ich Friedrich Tobolars kennengelernt. Nach einem weiteren Jahr in der Landesliga ging er dann mit mir zur DJK Langenmosen in die Bezirksliga zurück. Da hatten wir eine erfolgreiche Zeit.

    Sie standen als Kicker noch voll im Saft. War es geplant, relativ früh als Spielertrainer einzusteigen?

    Stegmayr: Grundsätzlich hatte ich es schon vor, mal einen Spielertrainer-Posten zu übernehmen, sobald ich etwas älter bin und eine bestimmte Reife habe. Dass es dann in der Tat ziemlich früh dazu gekommen ist, darüber war ich selbst überrascht. Als Langenmosen aus der Landesliga abgestiegen ist, habe ich es mit 29 Jahren beim SV Ludwigsmoos für zwei Jahre probiert. Nach diesem kurzen Abstecher ging es für mich zurück nach Langenmosen als Spieler, ehe ich schließlich den SV Grasheim wieder als Spielercoach übernommen habe.

    Bei den Lilaweißen sind Sie immerhin fünf Jahre geblieben. Was hat die Arbeit dort so besonders gemacht, dass es ein derart langer Zeitraum war?

    Stegmayr: Das war eine tolle Zeit. Wir sind bis in die damalige Bezirksoberliga aufgestiegen. Kameradschaftlich war es genau so überragend wie in den erfolgreichen Zeiten in Langenmosen. Ich habe heute noch sehr enge Kontakte nach Grasheim, aber auch nach Ludwigsmoos. Diese Erfahrungen will ich keinesfalls missen.

    Gab es Trainer, von denen Sie besonders viel gelernt und profitiert haben?

    Stegmayr: „Da gab es einige – vor allem von den alten Hasen wie Erich Schreier, Werner Mattes oder Fritz Weigert. Am meisten habe ich jedoch von den älteren Spielern des VfR Neuburg wie Friedrich Tobolars, Günter Gräbner, Peter Kaiser und Rudi Pitsch profitiert.

    Für Sie war die Amateurfußball-Zeit damit abgeschlossen, ehe eine neue Ära begann. Wie bewerten Sie den Amateurfußball von damals und in der heutigen Zeit?

    Stegmayr: „Ich glaube, dass der Fußball in der heutigen Zeit schneller geworden ist. Aber ich denke auch, dass es auf dem Land nicht mehr so viele gute Spieler gibt wie früher. Früher gab es Kicker, die auch höherklassig spielen konnten. Mittlerweile ist das Interesse am Fußball jedoch deutlich weniger geworden, da die jungen Leute viele Möglichkeiten haben, etwas anders zu machen. Für uns war Fußball das Leben. Man sieht ja, dass jeder Verein Probleme mit dem Nachwuchs hat.

    Kann man sagen, dass für Sie im Jahr 2003 die Pionierarbeit beim 2004 gegründeten FC Ingolstadt 04 begann? Sie haben dafür ja immerhin auch Ihren damaligen Beruf aufgegeben...

    Stegmayr: Pionierarbeit – das kann man durchaus so nennen! Vom Zeitaufwand her war es mit Arbeit und Training absolut nicht zu schaffen. Also habe ich den Job gewechselt. Zunächst war ich beim MTV Ingolstadt Torwarttrainer. Als Olaf Sand nach der Saison zum ESV Ingolstadt gewechselt ist und es bei den Eisenbahnern unter Spielertrainer Manuel Sternisa (heutiger FCI-Geschäftsführer, Anm. d. Red.) nicht so richtig lief, wurde ein Trainer gesucht. Ich weiß nicht, ob es Zufall oder Glück war, dass Sand mich beim damaligen ESV-Präsidenten Peter Jackwerth als Trainer empfohlen hat. Drei Monate später kam dann Jürgen Press dazu und ich wurde sein Assistent.

    Über viele Jahre ein eingespieltes Team: Willi Stegmayr (rechts) arbeitete beim FC Ingolstadt als Assistent an der Seite von Trainer Jürgen Press.
    Über viele Jahre ein eingespieltes Team: Willi Stegmayr (rechts) arbeitete beim FC Ingolstadt als Assistent an der Seite von Trainer Jürgen Press. Foto: Jürgen Press

    Laut Statistik waren Jürgen Press und Sie mit 1279 Tagen bis heute das Trainerteam mit der längsten Verweildauer beim FC Ingolstadt. Warum endete damals das Arbeitsverhältnis?

    Stegmayr: An Weihnachten 2007 waren wir zwei Punkte vom Aufstiegsplatz in die 3. Liga entfernt, als wir beurlaubt wurden. Wahrscheinlich hatte man uns den Aufstieg nicht mehr zugetraut.

    Während Press aus dem Spiel war, ging es für Sie beim FCI zunächst weiter. Der neue Cheftrainer Thorsten Fink hatte Sie als seinen Assistenten behalten, ehe die Zusammenarbeit bereits nach drei Monaten wieder beendet war. Was waren die Gründe?

    Stegmayr: Die zweite Mannschaft sollte in die Bayernliga aufsteigen. Nachdem es zwischenzeitlich nicht gut aussah, hatte mich der damalige Manager Harald Gärtner gebeten, die „Zweite“ zu übernehmen. Wir haben dann auch tatsächlich den Aufstieg gepackt. Zum gleichen Zeitpunkt ist auch die „Erste“ mit Thorsten Fink durch einen 2:1-Sieg gegen Unterhaching in die 3. Liga aufgestiegen. Im Übrigem habe ich als Interimstrainer mit der zweiten Mannschaft sogar zweimal den Aufstieg geschafft (lacht).

    Ihr Trainerjob bei den Schanzern endete nach dem Aufstieg in die 3. Liga. Danach begann beim FCI ein neues Kapitel. Welche Aufgabe haben Sie im Verein übernommen?

    Stegmayr: Thorsten Fink und Harald Gärtner haben mich gefragt, ob ich Scout machen würde. Nachdem ich mir das Ganze reiflich durch den Kopf gehen ließ, habe ich das eineinhalb Jahre angepackt. Auch wenn ich natürlich viel unterwegs war, war es eine interessante Zeit. Wenn man sich heute die Unterlagen ansieht, kann man feststellen, dass ich gar kein so schlechtes Auge gehabt habe. Unter anderem waren der damals 17-jährige André Schürrle und der 19-jährige Dennis Diekmeier darunter.

    Nach der Beurlaubung von Fink war auch Ihre Aufgabe beendet. Wie ist es danach weitergegangen?

    Stegmayr: Ich war in einem Alter, in dem man nur schwer den Beruf wechseln konnte. Ich hatte Glück, dass zu diesem Zeitpunkt der Bau des Audi-Sportparks anstand, für den man einen eigenen Bauleiter, der das Ganze überwacht und mitgestaltet, suchte. Da ich aus der Berufssparte Stahl-Hochbau kam, war es meine Chance, dort einen sicheren Arbeitsplatz zu bekommen. Ich habe dann alles begleitet, was am Sportpark entstanden ist. Das waren tolle Jahre, in denen ich wirklich viel gelernt habe.

    Haben Sie es jemals bereut, damals den Weg in Richtung FC Ingolstadt eingeschlagen zu haben?

    Stegmayr: Bereut habe ich lediglich, dass ich das Angebot abgelehnt habe, Gründungsmitglied zu werden.

    Warum das?

    Stegmayr: Ich habe mir damals gesagt: Ich als Langenmosener in Ingolstadt – was soll das? Heute sage ich, dass ich da ich einen Fehler gemacht habe. Das hätte ich machen müssen.

    Vor zwei Jahren sind Sie in den Ruhestand gegangen. Ist Ihnen dieser Schritt schwer gefallen?

    Stegmayr: „Ich hatte immer vor, mit 64 Jahren aufzuhören. Aber ich hatte schon Probleme damit, denn der FC Ingolstadt wurde ja ein Teil von mir. Ich möchte keinen Moment missen, da es mit die schönste Zeit war, die ich erlebt habe.

    Nachdem Sie ja derart lange dabei waren: An welche Leute oder Geschichten denken Sie besonders gerne zurück?

    Stegmayr: Spieler wie Stefan Leitl, Ralf Keidel oder Martin Driller haben nie den Star raushängen lassen. Für mich war es eine Ehre, diese Jungs kennengelernt zu haben. An eines kann ich mich noch gut erinnern: Es klopfte jemand an die Türe der Trainerkabine und „Zecke“ Neuendorf kam herein. Seine Ansage war kurz: „Grüß Gott, ich bin der Neuendorf – aber für dich bin ich der Zecke! Andreas Neuendorf darf nur meine Mama sagen, sonst niemand.“ Danach war er wieder weg. Da war ich schon etwas baff (lacht).

    Das kann aber doch nicht alles gewesen sein...

    Stegmayr: Naja, der Jürgen Press hat mal, bevor er seine Trainerlizenz hatte, gesagt: „Warum soll ich den Fußballlehrer haben? Franz Beckenbauer trainierte die Nationalmannschaft auch ohne Schein.“ Das kam dann im Vorstand nicht unbedingt gut an (grinst).

    Verfolgen Sie als jetziger Rentner den Fußball noch intensiv? Wir haben gehört, dass Sie sogar hin und wieder als Trainer einspringen...

    Stegmayr: Die DJK Langenmosen hat jetzt mit Stefan Keller einen neuen Spielertrainer bekommen, der in Jetzendorf diese Saison noch zu Ende spielt. Da hat mich die DJK gebeten, ob ich – wenn es im Training oder bei Spielen Überschneidungen gibt – aushelfen würde. Das mache ich natürlich gerne.

    Haben Sie eigentlich einen Sohn, der in Ihre Fußstapfen als Fußballer treten könnte?

    Stegmayr: Nein, das nicht. Aber da gibt es ein gutes Sprichwort: Gute Fußballer haben nur Töchter (lacht).

    Was wünschen Sie sich abschließend für das Jahr 2021?

    Stegmayr: Dass alle Leute gesund bleiben und man bald Corona in den Griff bekommt. Wenn man gesund bleibt, was will man mehr? Jetzt kann ich mein Leben neu gestalten. Ich fahre viel mit dem Rad, gehe zum Bergwandern und fahre zwischendurch auch mit dem Motorrad. Das macht mir alles unheimlich viel Spaß.

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