Er zählt zweifelsohne zu den positiven Überraschungen beim FC Ingolstadt. In jedem Spiel stand Calvin Brackelmann in dieser Saison in der Startelf der Schanzer, nur einmal wurde er vorzeitig ausgewechselt.
Erwähnenswert ist dabei, dass der 23-Jährige seit diesem Sommer erstmals in der 3. Liga aktiv ist, davor im Seniorenbereich lediglich über Regionalligaerfahrung verfügte. „Überrascht bin ich nicht“, sagt der Innenverteidiger über seinen Start in Ingolstadt, er habe einen gewissen Anspruch an sich selbst. Dieses Selbstvertrauen zeigt Brackelmann auch auf dem Rasen, gemeinsam mit Visar Musliu leitet er die beste Abwehr der 3. Liga, die erst neun Gegentore schlucken musste.
Ein Blick auf die Karriere des 1,96 Meter großen Hünen verrät indes, dass viel Potenzial in ihm schlummert. In der frühen Kindheit kickt er für den Hamburger SV, im Alter von 13 Jahren verlässt er sein Elternhaus in Lüneburg, wechselt ins 200 Kilometer entfernte Nachwuchsleistungszentrum von Hansa Rostock. „Das war ein großer Schritt und sehr schwierig für mich, ich musste früh erwachsen werden“, erzählt Brackelmann, der die Vorzüge eines NLZ schildert: „Bereits in jungem Alter wird sehr professionell gearbeitet, man genießt eine andere Ausbildung im technischen und athletischen Bereich.“
FCI-Verteidiger Brackelmann spielte für Köln und Schalke
Mit 18 Jahren geht er zum 1. FC Köln, spielt dort in der A-Jugend und danach in der zweiten Mannschaft. Brackelmann absolviert sechs Länderspiele für die deutsche U-18-Nationalmannschaft und drei für die U19, agiert dabei unter anderem an der Seite des jetzigen Chelsea-Spielers Kai Havertz. Viel spricht zu diesem Zeitpunkt für eine Karriere im Profifußball, doch großes Pech bremst den jungen Fußballer zunächst aus. Nach seinem Wechsel zum FC Schalke 04 II reißt er sich das Kreuzband, fällt ein Jahr aus und steht zwischenzeitlich ohne Verein da. „Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob ich wieder Fußball spielen kann. Da gehen einem 1000 Sachen durch den Kopf“, erzählt Brackelmann, der überlegt, den Fokus weg vom Profifußball zu legen. „Aber ich habe mich entschieden, nicht aufzugeben, weil ich zuvor sehr viel investiert hatte.“
Er schließt sich zunächst dem SV Rödinghausen an, wechselt dann zum VfB Lübeck. „Ich wollte zurück in den Norden, näher zur Familie und wieder Spaß am Fußball finden, den ich zuvor verloren hatte.“ Es klappt. Über das „Sprungbrett“ Regionalliga geht es Richtung Süden zum FCI.
Von Anfang an zählt er zum Stammpersonal, hilft auch mal als linker Verteidiger aus. Wichtiger für die Mannschaft ist er aber in der Mitte. Während er im Spielaufbau sicher noch Verbesserungspotenzial hat, zählen die lang geschlagenen Diagonalbälle zu Brackelmanns Stärken. „Das kann eine Waffe sein“, sagt er, auch wenn insgesamt eine Mischung aus flachen und langen Bällen bestehen müsse.
In der Defensive hält Brackelmann mit Musliu den Laden zusammen, die Kommunikation mit dem Nordmazedonier laufe auf „Denglisch“ ab, also einer Mischung aus Deutsch und Englisch, wie Brackelmann schmunzelnd sagt. Am Sonntag (13 Uhr) beim VfB Oldenburg muss er aber auf Partner Musliu verzichten, der wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt fehlt.
FC Ingolstadt gastiert in Oldenburg
Während sein Verein noch nie gegen die Norddeutschen spielte, kennt sie Brackelmann aus der vergangenen Saison in der Regionalliga, als er mit dem VfB Lübeck daheim mit 1:2 verlor und auswärts 0:0 spielte. „Das waren eklige Spiele“, sagt er. „Während Oldenburg damals mehr den Ball hatte, wird es diesmal aber andersrum sein.“ Für Brackelmann ist die Partie ein besonderes Spiel. 180 Kilometer sind es von Lüneburg nach Oldenburg. Neben seinen Eltern, die zu den Spielen nach Ingolstadt kommen, werden auch seine Großeltern im Stadion sein und können vor Ort begutachten, wie sich Brackelmann zu den positiven Überraschungen beim FCI mausert.
- Mögliche Aufstellungen
VfB Oldenburg Mielitz – Ndure, Appiah, Steurer, Plautz – Krasniqi, Zietarski – Starke – Brand, Badjie – Wegner.
FC Ingolstadt Funk – Costly, Antonitsch, Brackelmann, Franke – Sarpei, Preißinger – Bech, Hawkins – Testroet, Pat. Schmidt.