Es war zweifellos ein besonderer Moment im deutschen Fußball, der sich am Sonntagabend in Ingolstadt ereignete. Mit Sabrina Wittmann stand erstmals eine Frau als Cheftrainerin bei den Profis der Männer an der Seitenlinie. Die 32-Jährige hatte am Donnerstag Michael Köllner abgelöst und betreut die Schanzer bis Saisonende. Gegen Waldhof Mannheim holte sie mit ihrem Team dank des Ausgleichstreffers in der 95. Minute zum 1:1 zumindest einen Punkt.
Wittmann coachte engagiert, stand beinahe die gesamte Spielzeit und suchte den Austausch mit ihren Spielern. Mit Ausnahme der Anfangs- und Schlussphase schienen diese die Anweisungen jedoch kaum umsetzen zu können. Die Interimstrainerin veränderte die Startelf gegenüber dem jüngsten 0:4 bei Rot-Weiss Essen auf sechs Positionen. Unfreiwillig musste sie auf Toptorjäger Jannik Mause (Wade) verzichten, schickte dafür den 18-jährigen Ognjen Drakulic von Beginn an auf den Rasen. Die Schanzer begannen vielversprechend. Pascal Testroet bot sich nach einem Zuspiel von Yannick Deichmann eine Möglichkeit. Allerdings geriet der Abschluss des Stürmers zu harmlos und war sichere Beute für Mannheims Torhüter Omer Hanin (3.). Nach einer Ecke kam Simon Lorenz zum Kopfball, verfehlte das Tor aber deutlich (5.). Die Gäste übernahmen danach zunehmend die Spielkontrolle. Bereits vor Spielbeginn hatte Waldhof gute Nachrichten erhalten. Durch die 0:1-Heimniederlage von Halle betrug der Vorsprung auf den Abstiegsplatz weiterhin einen Punkt. Ein Sieg hätte einen großen Schritt Richtung Ligaverbleib bedeutet. In der Schlussphase der ersten Hälfte hätte Mannheim den drei Punkten näherkommen können, allerdings wurden gute Chancen vergeben. Terrance Boyd spielte Kelvin Arase frei. Der war durch, doch Funk parierte den Schuss mit einer starken Fußabwehr (41.). Boyd selbst verfehlte das Gehäuse aus der Drehung nur knapp (42.).
FC Ingolstadt geht in Rückstand
Nach Wiederbeginn patzte die FCI-Abwehr folgenreich. Ryan Malone verschätzte sich bei einem langen Ball, Kennedy Okpala war auf und davon und ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen – 0:1 (47.). Die Ingolstädter hatten Schwierigkeiten mit den schnellen Mannheimer Stürmern. Nach einem Konter kam erneut Okpala zum Abschluss, schoss aber über den Querbalken (55.). Den Schanzern fehlten in der Offensive Ideen und Mittel. Chancen erspielten sie sich lange Zeit nicht. Bis Marcel Costly flankte und der eingewechselte Sebastian Grönning an die Latte köpfte (72.). Danach wurde Julian Kügel kurz vor dem Strafraum von Malte Karbstein von den Beinen geholt. Der Mannheimer Verteidiger sah für die Notbremse die Rote Karte, womit der FCI die Schlussphase in Überzahl bestreiten durfte (75.).
FC Ingolstadt gleicht aus
Die Ingolstädter drückten. Costly bediente in der Mitte Grönning, dessen Schuss Hanin entschärfte (81.). Der FCI rannte an, Mannheim verteidigte leidenschaftlich. Als bereits die fünfte der sechsminütigen Nachspielzeit lief, schlugen die Schanzer doch noch zu. Der Ball landete im Sechzehner bei Grönning, dessen noch abgefälschter Flachschuss zum 1:1-Endstand im Netz landete (95.).
„Es ist schön, wenigstens mit einem Punkt belohnt zu werden“, sagte FCI-Kapitän Lukas Fröde und lobte die neue Trainerin: „Sabrina hat die Chance nicht geschenkt bekommen. Hut ab, was sie mit der U19 geschafft hat. Wir haben schnell gesehen, dass sie eine gute Trainerin ist.
FC Ingolstadt 04 Funk – Costly, Malone, S. Lorenz, Seiffert – Fröde, Keidel (85. Cvjetinovic) – Deichmann (76. Kanuric), Dittgen (66. Kopacz) – Drakulic (46. Kügel), Testroet (66. Grönning) SV Waldhof Mannheim Hanin – Jans, Seegert, Karbstein, Bolay (71. Hawkins) – Rieckmann, Bahn – Klünter, Arase (84. F. Wagner) – Okpala (77. Sechelmann), Boyd (84. Sohm)
Schiedsrichter Lars Erbst (Gerlingen) – Zuschauer 15.800 – Tore 0:1 Okpala (47.), 1:1 Grönning (90.+5) – Rote Karte - Karbstein (75./Notbremse).