Fußball-Drittligist FC Ingolstadt hat sich von Trainer Michael Köllner getrennt. Betreut wird die Profimannschaft der Oberbayern bis zum Saisonende interimsweise von U19-Cheftrainerin Sabrina Wittmann, die von ihrem langjährigen Co-Trainer Fabian Reichler und dem bisherigen Trainerteam um Maniyel Nergiz und Julian Kolbeck unterstützt wird. Der Verein sorgt damit für ein Novum: Erstmals trainiert eine Frau die Männermannschaft eines Vereins in einer der drei höchsten Fußballligen in Deutschland. Inka Grings (SV Straelen) und Imke Wübbenhorst (Sportfreunde Lotte) hatten zuvor schon einmal Männer-Viertligisten trainiert.
Der Trennung von Köllner gingen interne Gespräche sowie eine tiefgehende Situationsanalyse der Verantwortlichen mit dem ausscheidenden Übungsleiter voraus, teilte der FC Ingolstadt mit. Damit ziehen die Schanzer ihre Konsequenzen aus der negativen sportlichen Leistungs- und Ergebnisentwicklung in der bisherigen Rückrunde.
„Nachdem die sportliche Weiterentwicklung unserer Mannschaft, die nötig ist, unsere Ziele zu erreichen, im Jahr 2024 weitestgehend ausgeblieben ist, sind wir nach eingehender sportlich-inhaltlicher Analyse und Gesprächen mit Michael Köllner zu der Entscheidung gelangt, dass wir auf der Position des Cheftrainers für die Saison 2024/25 eine Veränderung vornehmen müssen“, sagt Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer. „Aufgrund der Klarheit und der Verantwortung dem Trainer und der Mannschaft gegenüber, vollziehen wir diese Entscheidung mit sofortiger Wirkung. Bei Michael Köllner, der in unserem Klub trotz des zuletzt ausbleibenden Erfolgs viele positive Impulse setzen konnte, möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.“
FC Ingolstadt spielt schwache Rückrunde
Sportdirektor Ivo Grlic fügt weiter an: „Als Vierter der Hinrunde war es unser Plan, bis zum Saisonende zumindest oben mitzumischen. Doch seit dem Start in das Jahr 2024 glichen unsere unstetigen Leistungen vielmehr einer Achterbahnfahrt, was auch der aktuell 15. Rang in der Rückrundentabelle belegt. Aufgrund der sportlichen Stagnation, haben wir nun gehandelt.“ Zuletzt verloren die Schanzer sang- und klanglos bei Rot-Weiss Essen mit 0:4.
Auch Michael Köllner kommt in der Mitteilung zu Wort: „Ich bedanke mich ausdrücklich für das Vertrauen und die gemeinsame Zeit hier. Wir haben den freien Fall in der letzten Saison gemeinsam gestoppt und gleichzeitig mit viel Engagement den erfolgreichen Umbruch des Kaders angestoßen, der mit Platz vier in der Hinrunde bereits andeutete, wohin der Weg in der Zukunft führen kann. Ich drücke den Schanzern für die Zukunft weiterhin die Daumen.“
Bei den Donaustädtern übernahm Michael Köllner im April 2023 und stand daraufhin in 51 Partien der Profimannschaft an der Seitenlinie. Auf den 54-jährigen Fußballlehrer folgt für die verbleibenden vier Pflichtspiele U19-Trainerin Sabrina Wittmann, die am vergangenen Wochenende mit ihrem Team die Vize-Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest feierte.
Nachdem die gebürtige Ingolstädterin zunächst in der Region Eichstätt beim SC Steinberg das Fußballspielen erlernte, zog es sie schließlich in die B-Jugend der Schanzerinnen. Dank eines Schüleraustausches kehrte Wittmann Deutschland mit 16 Jahren vorerst den Rücken, da sie fortan an der Highschool in Kentucky (USA) selbst gegen den Ball trat sowie jüngere Semester ausbildete. Nach einem Jahr Aufenthalt in den Vereinigten Staaten kam die damalige Abwehrspielerin in ihre Heimat zurück und widmete sich dem Fußball auf der Schanz.
Die sportliche Laufbahn nahm demnach bereits 2009 Formen an, als Wittmann sich zuerst als Coach bei der Audi Schanzer Fußballschule und drei Jahre später für die U15 der Frauenabteilung hauptverantwortlich zeichnete. Bis 2018 arbeitete die heute 32-Jährige als Cheftrainerin im Grundlagen- und Aufbaubereich (U10 bis U14) des FC Ingolstadt 04, wo sie unter anderem damalige Talente wie Felix Keidel und Markus Ponath ausbildete. An der Seite von Roberto Pätzold schnupperte die Fußballexpertin in der Saison 2018/19 erstmals A-Junioren-Bundesliga-Luft und schloss jene Spielzeit mit ihrer Mannschaft auf dem dritten Platz ab. Nachfolgend agierte die Oberbayerin jeweils ein Jahr im U16- respektive U17-Nachwuchs des FCI und fungierte zudem als Assistenztrainerin der deutschen U16-Juniorinnen-Nationalmannschaft. Bereits seit der Spielzeit 2021/22 hat Wittmann bei den Ingolstädtern den Posten als U19-Coach inne und übt darüber hinaus die Funktion ‘Leitung Entwicklung Fußball’ aus.
Sabrina Wittmann wird Nachfolgerin
Sabrina Wittmann freut sich auf die neue Aufgabe in Liga 3: „Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber hätte debütieren wollen. Ingolstadt ist für mich etwas ganz Besonderes, mein Heimatverein. Hier habe ich vor 19 Jahren angefangen, selbst gespielt und erste Schritte als Trainerin machen dürfen. Von Beginn an haben mir die Verantwortlichen Vertrauen geschenkt und mich stets gefördert. Durch all die Jahre an der Seitenlinie vieler Nachwuchsmannschaften, bin ich zu der Trainerin gereift, die ich heute bin. Es ist eine große Chance für mich, ein Vertrauensbeweis von Dietmar Beiersdorfer und Ivo Grlic, im Profigeschäft erste Schritte machen zu dürfen. Nun gehen wir die verbleibenden vier Spiele voller Energie und Einsatz an, um die laufende Saison so positiv wie möglich zu beenden. Darauf fokussieren wir uns jetzt voll und ganz.“
Dietmar Beiersdorfer: „Sabrina Wittmann kennt unseren Klub wohl besser als kaum eine andere, ist Schanzerin durch und durch. Als amtierende Cheftrainerin unserer sehr erfolgreichen U19 hat sie sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich – fachlich wie menschlich – weiterentwickelt und genießt zurecht bei allen im Verein einen extrem hohen Stellenwert. Wir sind davon überzeugt, dass Sabrina aufgrund ihrer inhaltlichen Kompetenz, Fußball zu vermitteln und auch dank ihrer Emotionalität genau die Richtige ist, um die Saison unserer ersten Mannschaft positiv zu Ende zu bringen.“