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ERC Ingolstadt: Trennung von Sportdirektor Larry Mitchell: Interview mit Jürgen Arnold und Claus Liedy

ERC Ingolstadt

Trennung von Sportdirektor Larry Mitchell: Interview mit Jürgen Arnold und Claus Liedy

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    Muss seinen Stuhl räumen: ERCI-Sportdirektor Larry Mitchell, der 2017 nach Ingolstadt gewechselt war.
    Muss seinen Stuhl räumen: ERCI-Sportdirektor Larry Mitchell, der 2017 nach Ingolstadt gewechselt war. Foto: Johannes Traub

    Paukenschlag beim ERC Ingolstadt: Wie der Verein am Dienstagmittag offiziell mitteilte, wurde Sportdirektor Larry Mitchell mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Der ehemalige Cheftrainer der Augsburger Panther und Straubing Tigers war im Jahr 2017 nach Ingolstadt gewechselt. Nachfolger Mitchells wird dessen bisheriger Assistent und Co-Trainer Tim Regan, der seit 2018/2019 für die Oberbayern tätig ist. Der ERC Ingolstadt war in dieser Saison bereits in der ersten Playoff-Runde gegen die Kölner Haie mit zwei Niederlagen ausgeschieden und hatte letztlich das Saisonziel „Top Sechs“ beziehungsweise das Erreichen des Play-off-Viertelfinals verpasst. Offen ist dagegen noch, wie es mit Cheftrainer Doug Shedden weitergeht. Aber auch hier deutet sich wohl eine Trennung an.

    Die Neuburger Rundschau hat den Beiratsvorsitzenden der Panther GmbH, Jürgen Arnold, sowie Geschäftsführer Claus Liedy erreicht und zu dieser überraschenden Personalie befragt.

    Herr Arnold, der ERC Ingolstadt hat zwölf Tage nach dem frühen Play-off-Aus gegen Köln sowie der internen Saisonanalyse die Trennung von Sportdirektor Larry Mitchell bekannt gegeben. Können Sie uns zunächst einmal beschreiben, wie ein solcher Analyseprozess überhaupt vonstattengeht beziehungsweise welche Komponenten und Parameter dabei einfließen?

    Jürgen Arnold: Nachdem die Saison-Analysen in den vorangegangenen Jahren in der Regel immer relativ kurz ausgefallen sind, wollten wir als Beirat diesmal eine technische, sehr tiefgehende Analyse haben, die Claus Liedy in seiner Tätigkeit als Geschäftsführer aufgesetzt hat. In dieser Analyse gaben Cheftrainer, Co-Trainer und Sportdirektor eine persönliche Einschätzung zu bestimmten Punkten ab, die dann ausgewertet wurden. Nachdem dieser Prozess doch eine gewisse Zeit in Anspruch genommen hat, gab es schließlich am Karfreitag eine Beiratssitzung, in der die Ergebnisse dieser Analyse vorgestellt, ausführlich diskutiert und anschließend Entscheidungen getroffen wurden.

    Wie fällt denn Ihre sportliche Saisonbilanz nun aus, beziehungsweise was waren die Gründe für das zweifelsohne unbefriedigende Abschneiden?

    Arnold: Ich kenne niemand aus unserem Beiratskreis, der mit dem sportlichen Abschneiden zufrieden war. Am Ende war für uns der siebte Platz nach der Hauptrunde, der ja unter anderem auch durch bestimmte Begleitumstände und Ursachen wie Verletzungspech oder CoronaFälle zustande gekommen ist, weitaus weniger schlimm als das frühe Play-off-Aus gegen Köln. Die Frage zu beantworten, warum unsere Stürmer im zweiten und dritten Drittel der zweiten Partie nicht mehr in der Lage waren, den Puck im gegnerischen Tor unterzubringen, fällt letztlich nicht in den Aufgabenbereich des Beirats. Unter dem Strich haben wir uns nur mit dem Gesamtresultat beschäftigt, das für alle Beteiligten definitiv unbefriedigend war, und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es ein „Weiter-so“ nicht geben kann.

    Sehen Sie die Hauptverantwortung für das, was die Mannschaft leistungsmäßig in dieser Saison inklusive der beiden verlorenen Play-off-Partien gegen die Kölner Haie abgeliefert hat, in erster Linie bei Cheftrainer Doug Shedden? Oder ist es für Sie auch eine Frage der Kaderqualität?

    Arnold: Nun, was mir speziell in der zweiten Begegnung gegen Köln aufgefallen ist: Unser Team hat – im Vergleich zum ersten Duell – deutlich besser funktioniert. Dadurch konnte sich die Mannschaft auch zahlreiche Chancen erspielen, diese aber größtenteils nicht nutzen – was im Umkehrschluss neben dem fehlenden Scheibenglück sicherlich auch ein Stück auf die Qualität einzelner Spieler zurückzuführen ist. Um konkret Ihre Frage zu beantworten: Ich denke, dass es letztlich eine Mischung aus beidem ist.

    Sie haben die Beiratssitzung am Karfreitag bereits angesprochen, in der der Entschluss gefällt würde, eine Veränderung auf der sportlichen Führungsebene vorzunehmen. Warum hat man entschieden, sich von Sportdirektor Larry Mitchell zu trennen?

    Arnold: Nach der eingehenden Analyse der vergangenen Spielzeit haben wir, wie schon erwähnt, den Entschluss gefasst, etwas verändern zu müssen. Es war für uns zudem offensichtlich, dass es auch in der sportlichen Führungsebene nicht so läuft, wie es eigentlich laufen sollte – ohne jetzt einen „Hauptschuldigen“ auszumachen. Wir haben dann innerhalb des Beirats einstimmig beschlossen, wie wir mit diesen Veränderungen beginnen wollen – nämlich mit einem Wechsel auf der Sportdirektor-Position von Larry Mitchell zu Tim Regan, wobei Letzterer erst im Nachgang von unserem Geschäftsführer Claus Liedy gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, diese Aufgabe zu übernehmen.

    Herr Liedy, wie hat Tim Regan darauf reagiert, als Sie ihm dieses „Angebot“ unterbreitet haben?

    Liedy: Tim war anfangs natürlich etwas überrascht und hat sich dafür bedankt, dass wir ihn für diese Position überhaupt auf dem Rader haben. Nachdem er kurz in sich gegangen ist, hat er sicherlich auch das Potenzial, das eine Organisation wie der ERC Ingolstadt gerade auf einem solchen Posten bietet, erkannt. Dementsprechend war es dann für ihn, wie ich glaube, relativ naheliegend, dass er zugesagt hat.

    Wechselt vom Platz an der Bande an den Schreibtisch: Der bisherige Co-Trainer Tim Regan ist der neue Sportdirektor beim ERC Ingolstadt.
    Wechselt vom Platz an der Bande an den Schreibtisch: Der bisherige Co-Trainer Tim Regan ist der neue Sportdirektor beim ERC Ingolstadt. Foto: Johannes Traub

    Warum ist die Wahl sofort auf Tim Regan gefallen?

    Liedy: Wir kennen Timmy schon seit Jahren als sehr fleißigen und dem Verein gegenüber absolut loyalen Mitarbeiter – sei es als Assistent von Sportdirektor Larry Mitchell als auch Co-Trainer von Doug Shedden. Da er durch diese Tätigkeiten alle Bereiche in unserem Unternehmen bereits sehr gut kennt, hat er die besten Voraussetzungen, sich schnell in diese Thematik einzuarbeiten und Potenziale zu erkennen. Hinzu kommt, dass Timmy in der DEL 2 (Riessersee, Anm. d. Red.) schon als Trainer und Sportdirektor gearbeitet hat. Alle diese Punkte haben letztlich den Ausschlag dafür gegeben, dass er unsere absolute Wunschlösung als Nachfolger von Larry Mitchell war. Was man in diesem Zusammenhang auch noch sagen kann: Als Assistenzcoach wird Tim Regan künftig natürlich nicht mehr tätig sein. Wie er sich dann konkret in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam positionieren wird, muss er selbst entscheiden.

    Herr Arnold, was heißt das konkret für die Personalie Doug Shedden? Wird er dem Veränderungsprozess – wie von vielen erwartet – ebenfalls zum Opfer fallen oder in der neuen Saison gar als Cheftrainer nach Ingolstadt zurückkehren?

    Arnold: Aufgrund der Tatsache, dass der Vertrag von Doug Shedden am Saisonende ausgelaufen ist, stand diese Personalie – im Gegensatz zu der des Sportdirektors – zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Diskussion. Fakt ist, dass wir Tim Regan jetzt erst einmal in seiner neuen Aufgabe ankommen lassen wollen, um dann gemeinsam mit ihm über dieses Thema zu sprechen beziehungsweise ebenfalls möglichst zeitnah eine Entscheidung zu treffen.

    Larry Mitchell war fünf Jahre Sportdirektor beim ERC Ingolstadt. In diesen Zeitraum fällt unter anderem auch die Halbfinalteilnahme 2021. Wie würden Sie abschließend die Arbeit Mitchells beurteilen?

    Arnold: Wenn man es rückblickend betrachtet, haben wir erfolgreiche Jahre unter Larry Mitchell hinter uns. Unsere Ansprüche waren stets die „Top Sechs“ und hier sind wir mit einer Halbfinal- und zwei Viertelfinalteilnahmen sowie zweimal Platz sieben grundsätzlich sehr zufrieden. Auch seine Leistung im „Corona-Jahr“ 2020, als er viele Spieler aus anderen Ligen verpflichtet hat, war tadellos. Das hätte man wahrlich nicht besser machen können. Daher wünsche ich ihm wirklich nur das Beste und bin überzeugt, dass er künftig auch an anderer Stelle erfolgreich wirken kann.

    Herr Liedy, lassen Sie uns abschließend noch einen Blick auf die wirtschaftliche Seite werfen. Können Sie diesbezüglich auch schon ein Saisonfazit ziehen?

    Liedy: Wir werden auch diese Spielzeit ohne wirtschaftlichen Schaden überstehen. Das liegt unter anderem an den Corona-Hilfen, die nochmals geflossen sind sowie unseren treuen Fans und Sponsoren, aber auch Kosten-Einsparungen in allen Bereichen. Klar ist, dass zwei Jahre Corona Spuren hinterlassen haben, die uns in der Zukunft weiter beschäftigen werden – beispielsweise beim Verlauf von Dauerkarten. Einfach wird es nicht, aber der ERC wird auch weiterhin stabile und wirtschaftlich gesunde Arbeit leisten.

    Können Sie bereits verraten, ob sich der Etat für die Saison 2022/2023 im Vergleich zur diesjährigen Spielzeit verändern wird?

    Liedy: Wir werden alles dafür tun, damit der Etat nicht sinkt. Auf der anderen Seite wird er aber auch keine riesigen Sprünge nach oben machen. Wir wollen alles, was wir an Etat verfügbar machen können, unserem neuen Sportdirektor Tim Regan an die Hand geben, sodass er den Freiraum, den er aufgrund der Vertragssituationen zur Verfügung hat, bestmöglich nutzen kann.

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