Myles Powell, derzeit finden in Paris die Olympischen Sommerspiele statt. Verfolgen Sie die dortigen Wettkämpfe?
Powell: Ja, definitiv! Das Coole bei Olympischen Spielen ist, dass man auch Sportarten anschauen kann, die man normalerweise wenig bis gar nicht verfolgt. Nachdem mich eigentlich nahezu alles interessiert, läuft bei mir auch regelmäßig der Fernseher oder das Internet,
Angenommen, Sie wären nicht Eishockey-Profi geworden: In welcher olympischen Sportart könnten wir Myles Powell jetzt in Paris sehen?
Powell: (lacht) Das ist eine sehr gute Frage. Wie wohl nahezu jeder Eishockey-Spieler würde ich Golf sagen. Das ist meine große Leidenschaft in den Sommermonaten. Auch wenn ich schon ziemlich lange spiele und auch ganz ordentlich darin bin (Handicap 5, Anm. d. Red.), würde es aber letztlich leider doch eher nicht für eine Teilnahme reichen (lacht).
Sie sind am Mittwochmorgen auf dem Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafen gelandet. Wie haben Sie denn Ihre ersten Tage in Ingolstadt erlebt?
Powell: Nun, Deutschland ist für mich wieder ein komplett neues Land. Dementsprechend muss ich mich an viele Dinge in diesen Tagen und sicherlich auch Wochen erst gewöhnen. Meine ersten Erfahrungen hier sind aber wirklich sehr gut. Jeder kümmert sich um mich und hilft mir, wo es nur geht. Ansonsten habe ich mein Apartment bezogen und war auch schon in der Saturn-Arena, wo ich ein Work-out gemacht habe und auch schon auf dem Eis zum Skaten gestanden bin. Jetzt freue ich mich auf die kommenden Tage.
Einer Ihrer künftigen Teamkollegen ist Abbott Girduckis, mit dem Sie von 2015 bis 2017 in der NCAA gemeinsam für das Rochester Institute of Technology gespielt haben. Wie groß ist die Freude, nach einer derart langen Zeit wieder zusammen in einer Mannschaft zu stehen?
Powell: Sie ist definitiv riesengroß. Während unserer gemeinsamen College-Zeit waren wir bereits sehr gute Freunde. Danach ist unser Kontakt leider etwas weniger geworden, was aber gerade im Eishockey-Geschäft auch irgendwie völlig normal ist. Als wir dann herausgefunden haben, dass wir künftig beim ERC Ingolstadt wieder zusammenspielen werden, war die Freude bei uns beiden natürlich extrem. Die Erinnerungen von damals sind bei mir sofort wieder hochgekommen. Abbott ist einfach ein richtig cooler Typ, den man gerne haben muss.
Waren Sie damals auch schon Sturmpartner?
Powell: Ja, wir haben in der Tat eine komplette Saison sowie eine halbe gemeinsam in einer Reihe gespielt. Das hat wirklich sehr gut funktioniert, sodass wir sehr viel Spaß miteinander hatten. Ich kann nur sagen, dass Abbott ein richtig guter Angreifer war und ist.
Nach Ihrer College-Zeit haben Sie als Profi bis 2021 in der AHL (American Hockey-League) und ECHL (East-Coast-Hockey-League) gespielt, ehe der Wechsel nach Schweden folgte. Was war zum damaligen Zeitpunkt Ihre Beweggründe, den Sprung nach Europa zu wagen?
Powell: Nun, diesen einen bestimmten Beweggrund gab es eigentlich nicht. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es für mich der richtige Zeitpunkt wäre, eine neue Herausforderung in Europa anzunehmen. Hinzu kam, dass ich herausfinden wollte, ob die größere Eisfläche für mich als doch etwas kleineren Spieler tatsächlich ein gewisser Vorteil ist beziehungsweise diese meiner Spielweise entgegenkommt. In Nachhinein kann ich sagen, dass es tatsächlich eine gute Entscheidung war.
Sie haben Ihre Körpergröße (1,75 Meter) gerade erwähnt. Würden Sie sagen, dass es kleinere Eishockey-Spieler in Nordamerika grundsätzlich etwas schwieriger haben?
Powell: Ja, ich denke schon, dass das zumindest ein kleiner Nachteil ist. Auf einer kleineren Eisfläche hast du einfach etwas weniger Platz, was das ganze Spiel gerade in den Ecken oder vor den Toren doch physischer macht. Wenn man beispielsweise einen Blick in die NHL wirft: Dort sind nahezu alle Akteure 1,85 Meter und größer. Wie gesagt, auch für meine Spielweise ist das nordamerikanische Eis nicht wirklich ein Vorteil. Deshalb bin ich froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe, in Europa ein neues Kapitel in meiner Karriere aufzuschlagen.
Bevor Sie im Jahr 2021 nach Västerviks gewechselt sind, waren Sie in der ECHL für die Florida Everblades aktiv. Wie schwer ist Ihnen die Umstellung vom US-Sunshine State ins kalte Schweden gefallen?
Powell: Die Zeit in Florida habe ich wirklich sehr genossen. Zum einen hatten wir dort an jedem Tag 25 Grad und konnten in Flip Flops zur Eishalle gehen. Zum anderen war es aber auch aus Eishockey-Sicht eine richtig gute Saison. Aufgrund der Tatsache, dass es durch die Corona-Pandemie seinerzeit keinen Spielbetrieb in der NHL und AHL gab, war das Niveau in der ECHL so gut wie noch nie. Hinzu kam, dass nur zwölf Teams an den Start gingen, in denen sich die Spieler regelrecht „drängten“. Klimatechnisch hatte ich dann mit meinem Wechsel nach Västerviks Glück, da sich die Stadt im südlichen Teil von Schweden befindet, wo es in der Regel relativ mild ist. Dementsprechend war es auch in den Wintermonaten nicht zu kalt, was ich als recht angenehm empfand. Darüber hinaus war natürlich auch die Qualität des Eishockeys dort entsprechend hoch.
Insgesamt haben Sie drei Jahre in Schweden verbracht und dort sowohl in der ersten als auch zweiten Liga gespielt. Was haben Sie während dieser Zeit am meisten gelernt?
Powell: Diese drei Saisons haben aus mir zu 100 Prozent einen besseren Spieler gemacht. Das Niveau der einzelnen Akteure ist in beiden Ligen richtig hoch. Es gibt viele junge Spieler, die ihren NHL-Traum verwirklichen können. Aber auch etliche Routiniers, die diese Jungs entsprechend anleiten und Leistungsträger in ihren Teams sind. Insgesamt agieren die Mannschaften sehr diszipliniert und strukturiert in ihrer Spielweise, die oftmals von einem defensiven Grundgedanken geprägt ist. Vor allem als Angreifer bekommst du dadurch nichts geschenkt und musst dir alles hart erarbeiten. Die wenigen Chancen, die sich dir bieten, musst du einfach nutzen.
Was Ihnen in der vergangenen Saison mit einer nahezu sensationellen Quote gelungen ist: Sage und schreibe 21 Prozent Ihrer Schüsse fanden den Weg ins gegnerische Tor. Können Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis verraten?
Powell: (lacht) Keine Ahnung! Vielleicht habe ich nicht genügend geschossen, was diese Statistik verbessert hat (lacht). Klar ist das vielleicht eine ganz coole Sache. Aber letztlich schaue ich als Angreifer nicht auf solche Statistiken. Als Trainer würde ich meinen Stürmer sagen, dass er mehr Scheiben auf den gegnerischen Kasten bringen soll (lacht).
In dieser Spielzeit gehen Sie nun für den ERC Ingolstadt auf Torejagd. Warum haben Sie sich letztlich für ein Engagement bei den Panthern entschieden?
Powell: Nach meinen drei Jahren in Schweden ist die Deutsche Eishockey-Liga für mich wieder eine neue Herausforderung, die mich einfach gereizt hat. Sowohl einige ehemalige Akteure des ERC Ingolstadt, mit denen ich gesprochen habe, als auch mein Agent haben mir viel Positives über das Eishockey in Deutschland sowie den Verein berichtet. Dieses Gesamtbild hat dann am Ende den Ausschlag dafür gegeben, dass ich diese Gelegenheit bei den Panthern einfach nutzen wollte.
In diversen Eishockey-Profilen werden Sie sowohl als Center als auch Flügelstürmer aufgeführt. In welcher Rolle fühlen Sie sich persönlich auf dem Eis am wohlsten?
Powell: Schon als Center! Mit einer Ausnahme von zwei Jahren habe ich eigentlich während meiner gesamten Laufbahn immer als Mittelstürmer gespielt. Grundsätzlich bin ich schon auch in der Lage, auf dem Flügel zu agieren und dadurch flexibel. Wenn ich aber meine Position selbst entscheiden dürfte, würde ich definitiv die als Center wählen.
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