Es ist geschafft: Der ERC Ingolstadt hat zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte das Finale der deutschen Eishockey-Meisterschaft erreicht. In einer dramatischen sechsten Halbfinal-Partie siegten die Panther am Montagabend dank einer erneut überragenden Vorstellung ihres Goalies Kevin Reich mit 2:0 (1:0, 0:0. 1:0) und gewannen damit die Halbfinalserie mit 4:2. Der Final-Gegner der Oberbayern steht indes noch nicht fest. Dieser wird am Mittwoch in Spiel sieben zwischen RedBull München und den Grizzlys Wolfsburg ermittelt.
Während Panther-Headcoach Mark French exakt jene Mannschaft, die zwei Tage zuvor mit einem 4:1-Erfolg den ersten Heimsieg in dieser Serie eingefahren hatte, auf’s Eis schickte, nahm sein Gegenüber Bill Stewart einige Veränderungen vor. Zum einen kehrte Verteidiger Korbinian Holzer, der in den vorangegangenen beiden Partien angeschlagen gefehlt hatte, in den Kader zurück. Zum anderen konnte der Adler-Trainer wieder auf David Wolf zurückgreifen. Das „Rauhbein“, das nach Spiel zwei vom DEL-Disziplinarausschuss wegen einer „tätlichen Auseinandersetzung“ mit Ingolstadts Daniel Pietta für drei Begegnungen aus dem Verkehr gezogen wurde und seinem Team damit einen „Bärendienst“ erwiesen hatte, durfte unter dem Jubel der heimischen Fans wieder ran. Dafür blieb Lean Bergmann als überzähliger Akteur nur der Platz auf der Tribüne neben dem weiterhin verletzten Jonas Lehtivuori.
ERC Ingolstadt: Kevin Reich ist auf der Höhe
Apropos Wolf: Bereits nach 80 Sekunden setzte der Angreifer seine erste „Duftmarke“. Bei einem Positionskampf vor dem Panther-Gehäuse hatt er seinen Ellenbogen ausgefahren und damit Goalie Kevin Reich auf Höhe der Maske getroffen. Der Ingolstädter ging zu Boden, konnte jedoch nach einer kurzen Behandlungspause durch Physiotherapeut Florian Scheuerer weitermachen.
Seine Vorderleute hatten in der Anfangsphase ordentlich zu tun, denn die Hausherren kamen – wie erwartet – hoch motiviert aus der Kabine und schnürten die Oberbayern phasenweise in deren Hälfte ein. Die beste Gelegenheit in dieser Phase hatte Tyler Gaudet, der allerdings nur Reichs Maske traf (3.). Und der ERCI? Die Gäste hatten zunächst sichtlich Mühe, sich zu befreien, gingen dann aber mit ihrem ersten Torschuss gleich in Führung. Adler-Schlussmann Arno Tiefensee ließ einen Handgelenkschuss von Wayne Simpson über die Fanghand rutschen und bescherte den Ingolstädtern damit - zur Freude ihrer 500 mitgereisten lautstarken Anhänger – das sechste 1:0 im sechsten Match (4.). Mirko Höfflin hätte dann in der elften Minute sogar für noch ausgelassenere Stimmung im Panther-Fanblock sorgen können, ja eigentlich müssen. Einen Tiefensee-Abpraller beförderte der 30-Jährige freistehend am leeren MERC-Kasten vorbei.
Aber auch die Hausherren hatten im weiteren Verlauf des ersten Abschnitts durchaus Chancen zum Ausgleich. Doch weder Nico Krämmer (13,), der diesmal – im Gegensatz zum Samstag – wieder im Sturm ran durfte noch Matthias Plachta (13.) oder Borna Rendulic (14./beide Überzahl) brachten die Scheibe am stark reagierenden Reich vorbei.
ERC Ingolstadt hat am Ende Glück
Dass der knappe Ein-Tor-Vorsprung auch nach dem zweiten Durchgang noch Bestand hatte, hatten die Panther vor allem ihrem Torhüter zu verdanken. Einige Scheibenverluste in der eigenen Zone sowie ein ungenaues Aufbauspiel waren die Hauptgründe dafür, dass das French-Team kaum einmal für richtig Entlastung sorgen konnte. Mannheim drückte und drängte, scheiterte und verzweifelte jedoch immer wieder am stärksten Ingolstädter auf dem Eis: Kevin Reich! Ob gegen Stefan Loibl (24./40.), Joe Cramarossa (34./38.), Matt Donovan (34.) oder Ryan MacInnis (36.) – der gebürtige Iserlohner im ERCI-Kasten hielt famos! Kein Wunder, dass auch die Schussbilanz nach 40 Minuten deutlich zugunsten der Kurpfälzer sprach (21:7).
Auch im Schlussabschnitt verteidigten die Panther weiter mit Mann und Maus – sowie ihrem überragenden Reich, der die Scheiben weiterhin magisch anzuziehen schien. Exakt drei (!) Sekunden vor dem Ende hatte der Ingolstädter Torhüter dann auch noch das Glück des wahrlich Tüchtigen auf seiner Seite, als Borna Rendulic mit seinem „Hammer“ nur die Querlatte traf. Den abprallenden Puck verwertete schließlich Stefan Matteau zum 2:0 sowie Finaleinzug des ERC Ingolstadt.
Adler Mannheim: Tiefensee – Holzer, Donovan; Larkin, Pilu; Akdag, Reul; Dziambor – Krämmer, Szwarz, Eisenschmid; Rendulic, MacInnis, Jentzsch; Plachta, Loibl, Wolf; Wohlgemuth, Gaudet, Cramarossa.
ERC Ingolstadt: Reich – Hüttl. Bodie; Edwards, Jobke; Wagner, Quaas – Ronning, Pietta, McGinn; Bertrand, Stachowiak, Simpson; Matteau, Feser, Friedrich; Henriquez-Morales, Storm.
Tore: 0:1 Simpson (4.), 0:2 Matteau (60.). – Schiedsrichter: Andris Ansons/André Schrader. – Zuschauer: 13.600 (ausverkauft).
DIE STIMMEN ZUM SPIEL UND FINALEINZUG:
Mark French (Trainer ERC Ingolstadt): „Wir wussten, dass die Mannheimer mit sehr großen Druck in dieses Match starten würden und haben daher unser Team auf stürmische fünf Anfangsminuten der Adler eingestellt. Letztlich hat diese Druckphase deutlich länger angehalten. Wir sind dann selbst auch zu Chancen gekommen, wenn wir uns von diesem Druck befreien konnten. In den schwierigen Phasen hat uns Kevin Reich im Spiel gehalten und uns mehrfach vor einem Gegentor bewahrt. Ich bin definitiv stolz auf unser Team, dass sich diesen Finaleinzug verdient hat. Neben Kevin Reich war in erster Linie unser Unterzahlspiel sowie die Art und Weise, wie wir die Fünf-gegen-Sechs-Situationen überstanden haben, mitentscheidend in dieser engen Serie.“
Bill Stewart (Trainer Adler Mannheim): „Glückwunsch an Mark und sein Trainerteam, die nicht nur in den Play-offs, sondern die gesamte Saison über einen wundervollen Job gemacht haben. Was uns betrifft: Wenn du keine Tore schießt, kannst du nicht gewinnen. Wir haben zuletzt in neun Dritteln nur einen Treffer erzielt. Es lag nicht daran, dass wir es nicht versucht hätten. In Ingolstadt haben sie einen ganz guten Torhüter gefunden, der unglücklicherweise nach Iserlohn wechseln wird (Kevin Reich, Anm. d. Red.). Insgesamt haben wir – ebenso wie Ingolstadt – alles auf dem Eis gegeben. Am Ende hat aber das bessere Team gewonnen.“
Daniel Pietta (Stürmer ERC Ingolstadt): „Ich denke, dass wir heute das ganze Spiel über etwas zu passiv waren, es aber dennoch defensiv ganz gut gemanagt haben. Es war uns klar, dass die Adler wie die Feuerwehr aus der Kabine kommen und ihre letzte Chance nutzen wollten. Wir wussten aber auch, dass wir uns auf unsere Defensive verlassen können. Zudem hat Kevin Reich erneut einen ganz tollen Job gemacht. Am Ende ist es sicher nicht unverdient, dass wir ins Finale eingezogen sind.“
Kevin Reich (Torhüter ERC Ingolstadt): „Aufgrund der knappen vorherigen Spiele bin ich davon ausgegangen, dass wir auch diesmal mit einem 1:0 oder 2:1 aus der Partie gehen würden. Ob es jetzt im Finale gegen München oder Wolfsburg geht, ist eigentlich egal. Beide sind unglaublich schwere Gegner.