Patrik Virta, Sie sind am 30. Juli in Ingolstadt angekommen. Hatten Sie denn schon die Gelegenheit, die Stadt und Region etwas zu erkunden?
Virta: Ich habe mir in den vergangenen Tagen wirklich schon einiges angeschaut – sei es die Innenstadt, das Village, den Westpark, Life Park und natürlich auch die Saturn-Arena. Mein erster Eindruck ist wirklich sehr positiv.
Abgesehen von Ihrem ersten Lebensjahr (Vater Tony spielte zu diesem Zeitpunkt für die Frankfurt Lions in der DEL) sind Sie nun zum ersten Mal „richtig“ in Deutschland. Was wussten Sie vor Ihrem Wechsel vom deutschen Eishockey?
Virta: Mir ist aufgefallen, dass sich das deutsche Eishockey in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert hat. Das zeigt sich unter anderem an den Erfolgen der Nationalmannschaft, am starken Auftreten in der Champions Hockey-League oder wenn man sich Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga anschaut. Ich bin sogar der Meinung, dass das Niveau der DEL mittlerweile definitiv mit dem der ersten finnischen Liga vergleichbar ist. Von dem her hat sie sich auf alle Fälle ebenfalls deutlich weiterentwickelt. Ich freue mich daher sehr darauf, künftig in der DEL zu spielen.
Die meiste Zeit in Ihrer Karriere haben Sie in Finnland verbracht. Warum haben Sie sich ausgerechnet jetzt dazu entschieden, Ihr Heimatland zu verlassen und ein neues Kapitel in Deutschland zu starten?
Virta: Aus meiner Sicht war es einfach der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt jetzt zu machen, um als Persönlichkeit weiter zu wachsen, etwas Neues kennenzulernen sowie in einer anderen Liga zu spielen. Nachdem ich zuletzt in Finnland mit meinem Team (Tappara Tampere, Anm. d. Red.) doch sehr erfolgreich war, hatte ich einfach das Gefühl, dass es nun an der Zeit ist, ein neues Kapitel in meiner Laufbahn aufzuschlagen.
Sie haben die zurückliegenden Erfolge angesprochen: In den vergangenen beiden Jahren sprangen mit Ihrem Klub Tappara Tampere zwei Meisterschaften sowie der Gewinn der Champions Hockey-League heraus. Zumindest auf dem Papier könnte man diesbezüglich einen Wechsel zum deutschen Vizemeister ERC Ingolstadt ja fast schon als sportlichen Rückschritt bezeichnen. Sehen Sie das auch so?
Virta: Nein, auf gar keinen Fall! Natürlich könnte man, wenn man ausschließlich auf diese Fakten blickt, auf diese Idee kommen. Für mich persönlich ist es allerdings sogar ein Schritt nach vorne. Mein ganz großes Ziel ist es, auch außerhalb von Finnland eine Meisterschaft mit meinem Team zu gewinnen. Sollte uns das gelingen, könnte ich einen weiteren Haken in meiner persönlichen Checkliste machen (lacht).
Nochmals zurück zu Ihrem Ex-Team Tappara Tampere. Rein statistisch betrachtet, hatten Sie in der zurückliegenden Spielzeit in Sachen Punkte ihre schwächste Saison. Woran lag das?
Virta: Ich denke, dass das letztlich mehrere Gründe hatte. Zum einen hatte ich eine etwas andere, defensivere Rolle als in den Jahren zuvor. Zum anderen kam auch noch eine Verletzung hinzu, die mich leider ziemlich ausgebremst hat. Insgesamt betrachtet war es aber sicherlich nicht meine bislang beste Saison. Jetzt beim ERC Ingolstadt möchte ich so schnell wie möglich wieder meinen gewohnten Rhythmus finden.
Warum haben Sie sich – trotz weiterer lukrativer Angebote – letztlich für den ERC Ingolstadt entschieden?
Virta: Nun, ich habe gerade zum Ende der vergangenen Spielzeit einige Partien der Panther verfolgt. Die Art und Weise, wie sie gespielt und vor allem offensive Aktionen in der gegnerischen Zone kreiert haben, hat mir sehr gut gefallen. Hinzu kam, dass sie viele Spiele gewonnen haben und mit der Vizemeisterschaft sehr erfolgreich waren. Als das Ganze dann immer konkreter wurde, habe ich mich entsprechend umgehört und dabei nur positive Dinge – sei es über die Stadt, die Organisation, das Team oder auch den Trainerstab – gehört. Aus diesem Grund ist mir die Entscheidung dann auch sehr einfach gefallen.
Aus der aktuellen Panther-Truppe haben Sie bereits mit Michael Garteig, Charles Bertrand (jeweils in Tampere) sowie Casey Bailey (Bratislava) zusammengespielt. Hatten Sie gerade mit Ihren ehemaligen Teamkollegen Garteig und Bertrand vor Ihrer Vertragsunterschrift in Ingolstadt Kontakt, um sich zu informieren?
Virta: Ja, ich hatte in der Tat mit beiden Jungs intensiven Kontakt. Gerade mit Charles, der in Finnland im gleichen Ort wie ich lebt und mit dem ich regelmäßig im Sommer Golf spiele, waren die Drähte ohnehin sehr kurz. Von dem her habe ich diese beiden Möglichkeiten – auch mit „Garts“ (Michael garteig, Anm. d. Red.) – natürlich genutzt.
Ist es aus Ihrer Sicht ein Vorteil, wenn man neu zu einer Mannschaft kommt und es – wie in den Fällen Garteig, Bertrand und Bailey – einige Akteure gibt, die man bereits kennt?
Virta: Das denke ich schon, ja! Gerade die Jungs, die schon etwas länger bei einem Klub sind, können dich etwas an die Hand nehmen und dir die Gegend zeigen beziehungsweise wichtige Tipps geben, was man hier machen sollte und was eher nicht. Ich sehe das auf alle Fälle als große Hilfe an.
Wenn wir in Ihrer Karriere etwas zurückblicken: Sie wurden 2017 von den New York Rangers in der siebten Runde an 207. Stelle gedraftet. Zu einem Einsatz in der NHL hat es bislang jedoch noch nicht gereicht. Sind Sie etwas enttäuscht darüber oder ist es nach wie vor Ihr großes Ziel?
Virta: Momentan schaut es sicherlich danach aus, als wäre ich doch ein größeres Stück davon entfernt. Aber im Leben weiß man nie, was plötzlich passiert. Ich versuche einfach weiterhin, mein Bestes zu geben – und wenn es dann doch noch klappen sollte, wäre es natürlich großartig. Aber ehrlicherweise denke ich aktuell überhaupt nicht großartig darüber nach. Ich bin glücklich und zufrieden mit der Gegenwart und weiß, dass ich ein relativ junger Spieler bin, der hoffentlich noch einige richtig gute Jahre vor sich hat.
Apropos NHL: Auch in der vergangenen Saison waren insgesamt rund 50 finnische Akteure in der besten Eishockey-Liga der Welt aktiv. Wie erklären Sie sich, dass bereits seit Jahrzehnten derart viele Spieler aus Ihrem Heimatland diesen Sprung schaffen?
Virta: Ein entscheidender Grund dafür ist sicherlich die Arbeitseinstellung, die wir haben. Die finnische Mentalität ist einfach, dass wir demütig und bescheiden sind sowie die Mannschaft bei uns immer im Vordergrund steht. Hinzu kommt natürlich, dass Eishockey in Finnland die Sportart Nummer eins ist und daher auch im Fokus – gerade bei den Kindern – steht.
Ihr Vater Tony war ebenfalls ein begnadeter und erfolgreicher Eishockey-Profi. War es für Sie als sein Sohn eigentlich ein Vorteil, einen speziell in Finnland berühmten Papa zu haben oder haben Sie es eher als Belastung und zusätzlichen Druck empfunden?
Virta: Gerade zu Beginn meiner Karriere war es in der Tat ein gewisser Druck, den ich auf meinen Schultern gespürt habe, da ich immer wieder mit meinem Vater verglichen wurde. Als ich dann jedoch meine erste Meisterschaft mit Tampere geholt habe, wurde es für mich deutlich einfacher. Ich konnte auch endlich einen Titel vorweisen, was sicherlich viel Last von mir abgeworfen hat. Mittlerweile habe ich damit absolut keine Probleme mehr.
Nach der Beendigung seiner aktiven Karriere hat Ihr Vater begonnen, bei verschiedenen Klubs vor allem als Assistenz-Trainer zu arbeiten. Ist er nach wie vor Ihr Mentor und größter Kritiker?
Virta: Oh ja, das ist er! Vor allem dann, wenn ich Probleme habe beziehungsweise es bei mir nicht läuft, rufe ich ihn an, um mir seinen Ratschlag zu holen. Das Gute bei meinem Vater ist jedoch auch, dass er ein sehr gutes Gespür dafür hat, wann er mit mir über Eishockey reden kann und wann nicht. Das ist für mich ebenfalls sehr wichtig. Im Grunde ist er für mich Vater, Freund und Coach zugleich.
- Medizinische Untersuchung:
Bevor die Profis des ERC Ingolstadt ihre erste offizielle Trainingseinheit absolvieren, werden sie von der medizinischen Abteilung um Mannschaftsarzt Stephan Ehler im wahrsten Sinne des Wortes auf Herz und Nieren geprüft. Während der Neuburger Allgemeinarzt Dr. Holger Haverkamp in seiner Praxis das Belastungs-EKG durchführt, bittet der Ingolstädter Internist Dr. Roland Zippelius zum sogenannten Herzecho (Ultraschall). Die ausführliche „Ganzkörper-Check-up“ findet schließlich bei Stephan Ehler statt. Neben der orthopädischen Untersuchung stehen auch die jeweilige bisherige Verletzungshistorie, Ernährungs-Gewohnheiten sowie Nahrungsergänzung und Vitamine auf dem Programm. Geben alle drei Ärzte ihr „Ok“, dürfen die Panther-Cracks richtig loslegen.