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ERC Ingolstadt: ERC Ingolstadt: Krauß & Krauß gibt‘s wieder im Doppelpack

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ERC Ingolstadt: Krauß & Krauß gibt‘s wieder im Doppelpack

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    Sportlich wieder vereint: Philipp (links) und Johannes Krauß (rechts) absolvieren derzeit mit dem ERC Ingolstadt das Trainingslager in Südtirol.
    Sportlich wieder vereint: Philipp (links) und Johannes Krauß (rechts) absolvieren derzeit mit dem ERC Ingolstadt das Trainingslager in Südtirol. Foto: Stefan Ried

    Philipp Krauß, wie würden Sie Ihren Bruder Johannes als Eishockey-Spieler beschreiben?

    Philipp Krauß: Ich denke, dass wir uns diesbezüglich ziemlich ähneln. Von der Größe und Statur sind wir ziemlich gleich. Vielleicht ist er läuferisch etwas langsamer, verfügt dafür aber über einen besseren Schuss. Ansonsten ist „Hanni“ (Spitzname von Johannes, Anm. d. Red.) ein harter Arbeiter, der seine Checks zu Ende fährt.

    Wie fällt Ihre Beschreibung von Philipp aus, Johannes?

    Johannes Krauß: Philipp ist ein schneller Spieler, der sich richtig gut durchsetzen kann sowie über einen starken Zug zum Tor verfügt. Insgesamt glaube ich, dass wir beide mehr über die Arbeit als das Talent kommen. Das zieht sich eigentlich schon durch unsere ganze bisherige Karriere.

    Kann man dennoch sagen, wer von euch etwas mehr Talent in die Wiege gelegt bekommen hat beziehungsweise wer für seine Laufbahn bisher doch etwas mehr arbeiten musste?

    Philipp Krauß: Ich würde schon sagen, dass wir beide eigentlich nie die großen Talente waren (lacht).

    Johannes Krauß: Wobei Du früher im Nachwuchsbereich schon immer mehr Tore als ich geschossen hast.

    Philipp Krauß: Ja ok, das ist schon richtig. Vielleicht bin ich damals dann schon etwas mehr im Mittelpunkt gestanden. Johannes hat beispielsweise in der U17 eine Förderlizenz für den EC Peiting bekommen, bei dem er dann tieferklassig zim Einsatz gekommen ist.

    Johannes Krauß: Ich weiß jetzt nicht, ob man bei Philipp diesbezüglich von mehr Talent sprechen kann. Er hat sich körperlich einfach auch etwas schneller entwickelt. In diesem Bereich war er mir einfach ein Stück weit voraus.

    Johannes, nachdem Philipp rund eineinhalb Jahre älter ist: Haben Sie zu Nachwuchszeiten als jüngerer Bruder auch immer etwas zu ihm aufgeschaut beziehungsweise war er so etwas wie Ihr Vorbild?

    Johannes Krauß: Natürlich habe ich schon immer geschaut, was Philipp gerade so macht. Da wir damals jedoch leistungsmäßig immer ziemlich dicht beieinander waren, trifft es den Begriff Vorbild wohl nicht ganz. Aber klar, wenn ich aktuell sehe, was er mittlerweile schon beim ERC Ingolstadt oder mit dem Sprung in die Nationalmannschaft geschafft hat: Das möchte ich natürlich auch erreichen! Was das betrifft, schaue ich definitiv zu ihm auf.

    Philipp Krauß: Ich würde mich jetzt selbst auch nicht als Vorbild für ihn bezeichnen. Dafür waren wir - wie „Hanni“ - schon erwähnt hat, insgesamt einfach zu eng beieinander. Wir sind beispielsweise von der sechsten bis zur zwölften Klasse gemeinsam in die Schule gegangen, haben zusammen Eishockey gespielt und uns bis zu meinem 15. Lebensjahr daheim ein Zimmer geteilt. Von dem her waren wir eigentlich immer auf einem Level. Aktuell ist es nun so, dass ich ihm aufgrund meiner Erfahrungen helfen beziehungsweise es ihm etwas leichter machen kann, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen.

    Spielt seit 2022 für den ERC Ingolstadt: Philipp Krauß.
    Spielt seit 2022 für den ERC Ingolstadt: Philipp Krauß. Foto: Johannes Traub

    Dementsprechend war Philipp also auch nicht der „große“ Bruder, der Johannes in Teenager-Alter unter seine Fittiche genommen hat?

    Philipp Krauß: Eigentlich nicht. Sowohl von unserem Elternhaus aus als auch für uns selbst war damals nie die Vorgabe oder das Ziel, unbedingt Profi werden zu müssen. Das Ganze hat sich erst in den vergangenen fünf oder sechs Jahren in diese Richtung entwickelt. Als wir in die U20 gekommen sind, gab es mal die Überlegung, ob wir es vielleicht mal zusammen in die erste Mannschaft des ESV Kaufbeuren oder auch in die Oberliga schaffen würden. Stur auf dieses große Ziel Profi haben wir eigentlich nicht wirklich hin trainiert.

    Johannes Krauß: Das stimmt. Auch wenn wir Brüder sind, hat im Grunde im Eishockey jeder sein eigenes Ding gemacht. Das war auch in der Kabine so, als wir zusammengespielt haben. Wir waren da nicht aufeinander gehangen, sondern waren letztlich ganz normale Teamkollegen wie die anderen auch.

    Mit dem gemeinsamen Sprung in die DEL2-Mannschaft des ESV Kaufbeuren hat es dann ja auch tatsächlich in der Saison 2021/22 geklappt. War das für euch - auch noch als gebürtige Kaufbeurer - nochmals etwas ganz Besonderes, gemeinsam im Profi-Team eures Heimatvereins zu spielen?

    Johannes Krauß: Das auf jeden Fall! Auch wenn es sicherlich etwas Krasses war - letztlich ändert sich ja auch nichts Großartiges! Mal spielt einfach weiter Eishockey.

    Philipp Krauß: Ich denke schon auch, dass es etwas Besonderes war. Gerade auch für unsere Eltern - und da speziell für unseren Vater, der seit ungefähr 20 Jahren eine Dauerkarte beim ESV Kaufbeuren hat. Gefühlt kennen wir dort das halbe Eisstadion (lacht). Auch unsere Mutter ist, nachdem sie bei unseren Spielen im Nachwuchs ebenfalls immer dabei war, wieder zum Zuschauen gekommen, als wir in der ersten Mannschaft gespielt haben. Das war schon etwas richtig Cooles.

    Und wie es der Zufall so wollte, hat Philipp auch noch den Assist zum ersten Profi-Treffer von Johannes in der DEL2 geliefert...

    Johannes Krauß: Ja, da stimmt. Es war zwar nicht das schönste Tor. Aber das war mir egal (lacht).

    Wie ist dieses Tor denn entstanden?

    Johannes Krauß: Das war in Bad Nauheim. Philipp hat damals unserem dritten Sturmpartner den Puck auf den Schlittschuh gepasst. Von da aus ist die Scheibe dann zu mir gesprungen und ich habe sie reingemacht.

    Habt ihr dann in dieser Saison öfter gemeinsam in einer Angriffsreihe gespielt?

    Johannes Krauß: Eigentlich nicht wirklich. Philipp war zu diesem Zeitpunkt ja schon fest in das Team integriert und durfte regelmäßig mit den ausländischen Jungs gemeinsam ran, während ich zumeist in der vierten Reihe war. Erst als wir etwas Verletzungspech hatten, waren wir vielleicht in zwei oder drei Partien zusammen auf dem Eis.

    Philipp ist schließlich im Sommer 2022 zum ERC Ingolstadt gewechselt. Wie groß und wichtig war diese Veränderung, plötzlich ohne den Bruder quasi auf „eigenen Beinen“ zu stehen - gerade auch hinsichtlich eurer weiteren sportlichen Entwicklung?

    Philipp Krauß: Der viel größere Schritt für mich war eigentlich, dass ich zum ersten Mal von zu Hause ausgezogen bin. Wenn man plötzlich alles selber regeln muss, dann ist das schon ein riesengroßer Unterschied. Früher, als man heimgekommen ist, stand bereits das Essen auf dem Tisch - was heute eben nicht mehr der Fall ist. Diese Erfahrung hat „Hanni“, der im Mai nach Ingolstadt gezogen ist, mittlerweile auch gemacht. Zuvor hatte er ja noch, als ich bereits in Ingolstadt war, nach wie vor seine Bezugspunkte daheim zu unserer Familie, die mit weiteren drei Geschwistern ohnehin ziemlich groß ist. Von dem her war eigentlich nach wie vor ein volles Haus für meinen Bruder gegeben.

    Johannes, Ihr Bruder Philipp hat sich in den zurückliegenden beiden Jahren nicht nur zum deutschen Nationalspieler, sondern in der vergangenen Saison mit 17 Treffern auch noch zum besten Torjäger des ERC Ingolstadt entwickelt. Hat Sie sein rasanter Aufstieg etwas überrascht oder haben Sie insgeheim damit gerechnet?

    Johannes Krauß: Das ist schwer zu sagen. Grundsätzlich habe ich ja keine konkreten Erwartungen an meinen Bruder. Philipp hat ja schon zu seiner Zeit in Kaufbeuren immer viele Tore geschossen. Dass es jetzt in der letzten Spielzeit gleich so viele waren...

    Philipp Krauß: Ehrlich gesagt hätte ich das ja selbst nicht gedacht. Auf einmal ist es einfach gelaufen. Da spielt man sich wie in einen Rausch.

    Johannes Krauß: Ich denke mir da jetzt nicht: Boah, das hätte ich jetzt nicht gedacht. Vielmehr freue ich mich darüber und gönne es ihm von ganzem Herzen. Gleichzeitig mache ich mir aber auch keine großen Gedanken, wenn es mal Phasen gibt, in denen es nicht läuft. Wir sind beide Eishockey-Spieler und wissen, wie wir damit umzugehen haben.

    Nachdem ihr zuvor schon erwähnt habt, dass es definitiv etwas Besonderes gewesen sei, im Herren-Bereich gemeinsam beim ESV Kaufbeuren auf dem Eis zu stehen: Wie speziell ist es für euch, nach zweijähriger „Pause“ nun in der DEL beim ERC Ingolstadt wieder zusammen in einem Team zu sein?

    Johannes Krauß: Das ist schon sehr cool. Irgendwie ist das in unserer bisherigen Karriere immer höher gegangen. Zuerst war es unser Ziel, einmal gemeinsam in Füssen in der Oberliga-Mannschaft zu spielen. Dann hat es in der DEL2 beim ESVK geklappt - und nun in Ingolstadt. Wenn man so darüber nachdenkt, dann ist das schon heftig.

    Philipp Krauß: Gerade auch für unsere Eltern ist das schon der Wahnsinn. Nach der Schule haben wir beide mit dem Studium angefangen und wieder abgebrochen (lacht). Ich war damals schon Profi, während „Hanni“ mit seiner Ausbildung begonnen hat. Es war ja schon krass, dass wir damals zusammen in Kaufbeuren gespielt haben - und jetzt wieder in Ingolstadt, was glücklicherweise von Kaufbeuren nicht sonderlich weit weg ist. Dadurch haben unsere Eltern die Gelegenheit, möglichst oft zu kommen.

    Johannes Krauß: Unsere Mutter hat sich bereits eine Dauerkarte gekauft. Der Vater noch nicht, weil er sich weiterhin die Spiele des ESV Kaufbeuren anschauen möchte. Dennoch wird er mit Sicherheit auch immer wieder in Ingolstadt sein.

    Seit dieser Saison beim ERC Ingolstadt: Johannes Krauß.
    Seit dieser Saison beim ERC Ingolstadt: Johannes Krauß. Foto: Johannes Traub

    Für Sie, Johannes, ist es bekanntlich der erste Vereinswechsel in Ihrer bisherigen Karriere. Erleichtert es die Umstellung und Eingewöhnung, wenn der Bruder bereits beim neuen Klubs ist?

    Johannes Krauß: Ja, auf alle Fälle. Nachdem Philipp beispielsweise mit den ganzen jungen deutschen Spielern des ERC befreundet ist, habe ich diese in der Vergangenheit bereits kennengelernt. Daher gab es auch die klassische Kennenlernphase mit diesen Jungs erst gar nicht. Anders ist es natürlich mit den Importspielern oder dem Trainerteam.

    Gibt es dann in Ingolstadt eine „Brüder-WG“ oder hat jeder seine eigene Wohnung?

    Philipp Krauß: Es hat jeder seine eigene Wohnung. Nachdem wir beide auch eine Freundin haben, ist eine gewisse Privatsphäre schon ganz gut. Wenn wir uns sehen wollen, dann machen wir das auch. Wir haben uns zum Beispiel schon des Öfteren am Abend getroffen, um gemeinsam zu kochen. Das ist dann schon ganz cool. Aber wenn man vom Training nach Hause kommt und kaputt ist, möchte man sich einfach mal auf die Couch liegen, seine Ruhe haben oder auch im Fernsehen anschauen, was man will (lacht). Hinzu kommt, dass ich jetzt schon länger alleine wohne und dies auch nicht aufgeben möchte.

    Für Brüder heißt es ja nicht automatisch, dass man sich auch auf dem Eis „blind“ versteht. Wie hat das Zusammenspiel und Verständnis untereinander bei euch in der Vergangenheit geklappt?

    Johannes Krauß: Ich würde es wie bei einem ganz normalen Mitspieler beschreiben. Auch wenn wir mehrfach gemeinsam in einem Team waren, haben wir gar nicht so oft zusammen in einer Sturmreihe gespielt. Aber klar, natürlich könnte es ganz gut funktionieren. Schon allein vom Kopf her würde es helfen, da ich weiß, dass sich Philipp jetzt nicht groß aufregen würde, falls ich mal einen Schritt zu spät komme (lacht). Grundsätzlich würde ich jetzt aber nicht behaupten, dass ich mich mit ihm auf dem Eis besser verstehe als mit anderen Mitspielern.

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