Daniel Schmölz, Sie haben in der Saison 2012/13 für die Kölner Haie Ihre ersten DEL-Partien gemacht. Seitdem gab es unzählige Duelle mit Daniel Pietta (Krefeld und Ingolstadt). Wie haben Sie ihn als Gegenspieler wahrgenommen?
Schmölz: „Pietzi“ war schon immer ein richtig guter Zwei-Wege-Center, der stets seine Tore und Punkte gemacht hat. Er war immer ein auffälliger Spieler, den du sicherlich lieber in deinem eigenen als im gegnerischen Team hast.
Daniel Pietta, können Sie sich erinnern, wann Ihnen Daniel Schmölz das erste Mal so richtig aufgefallen ist?
Pietta: Aufgrund der Rivalität zwischen Krefeld und Köln kannte man sich damals schon etwas. So richtig durchgestartet ist „Schmölzi“ dann aber in Augsburg und Nürnberg.
Was zeichnet ihn in Ihren Augen als Stürmer aus?
Pietta: „Schmölzi“ ist gut für die „dreckigen“ Tore, kann sich vor dem gegnerischen Gehäuse sehr gut behaupten und weiß, wo er wann zu stehen hat. Er hat die Eigenschaft, sich hervorragend von seinem Gegner lösen und zu antizipieren, wohin die Scheine dann kommen könnte, um sie sowohl ohne als auch unter Bedrängnis dann reinzumachen. Ich hatte das Glück, dass ich bei der Nationalmannschaft schon mal zusammen mit ihm in einer Reihe ran durfte. Es ist auf alle Fälle sehr einfach, mit ihm zu spielen, da man weiß, wo er steht.
Daniel Pietta hat in der vergangenen Saison in den Play-offs sein 1000. DEL-Spiel gemacht. Wie ordnen Sie eine solche Leistung ein, Herr Schmölz?
Schmölz: Das ist schon krass! Man muss ja nur mal schauen, welche Profis beziehungsweise wie wenige Spieler das bislang geschafft haben. Das ist definitiv ein Meilenstein, der unfassbar ist und den auch in der Zukunft nicht viele Akteure in dieser Liga schaffen werden.
Sie selbst haben in der zurückliegenden Spielzeit die 500-Spiele-Marke überschritten. Wie stolz macht Sie ein solches Jubiläum?
Schmölz: Grundsätzlich ist das schon cool. Ich glaube aber, dass es erst ab 800 oder 1000 Partien so richtig geil wird. Solche Meilensteine bedeuten dann schon noch einmal deutlich mehr.
Daniel Pietta ist 37 Jahre, Daniel Schmölz 32 Jahre alt. Sofern es die Gesundheit zulässt, werden Sie hoffentlich noch etliche weitere Jahre in der DEL spielen. Wenn Sie hören, dass Jaromir Jagr in der kommenden Saison mit nunmehr 52 Jahren seine letzte Spielzeit in der tschechischen Liga absolvieren wird: Was denken Sie darüber?
Pietta: Joa, cool (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich habe ja immer wieder betont, dass es mein persönliches Ziel ist, bis zu meinem 40. Lebensjahr in der DEL zu spielen - was allerdings nicht heißen soll, dass es danach abrupt enden soll! Man muss weiter fit sein, sich gut bewegen können und natürlich hoffen, dass man sich nicht verletzt. Sollte das alles eintreten, kann man letztlich so lange spielen, wie man Lust hat und mithalten kann. Grundsätzlich bin ich schon überzeugt, dass man länger spielen kann, Ob man es sich allerdings mit 51 oder 52 Jahren noch antun muss, weiß ich nicht. Je älter man wird, umso mehr Regenerationszeit braucht man. Bei Jaromir Jagr ist es ja auch nochmals etwas anderes, da ihm der Verein, bei dem er spielt, gehört. (Rytiri Kladno, Anm. d. Red.).
Dann könnten Sie, Herr Pietta, als 50-Jähriger ja nochmals für Ihren Heimatverein Krefeld auflaufen...
Schmölz: Den kauft er sich dann (lacht).
Pietta: Stimmt, noch gehört er mir nicht (lacht). Aber nein, auch wenn ich nichts besser als Eishockey spielen kann, werde ich so lange definitiv nicht aktiv sein. Ich bin jetzt schon nicht der Schnellste. Mit 50 Jahren würde ich wohl nur noch herumstehen. Da werde ich dann vielleicht irgendwann mein Wissen lieber an den Nachwuchs weitergeben.
Wie ist es bei Ihnen, Herr Schmölz? Haben Sie eine Art „Karriereplan“, wie lange Sie als Profi auf dem Eis stehen möchten?
Schmölz: So einen richtigen Plan habe ich eigentlich nicht. Wie es „Pietzi“ bereits gesagt hat: Ich will es auch so lange wie möglich machen. Aber unter dem Strich spielen dabei viele Dinge eine Rolle - sei es die Gesundheit oder natürlich auch die Leistung.
Herr Pietta, Sie sind seit der Saison 2003/04 in der Deutschen Eishockey-Liga. Was waren für Sie in den zurückliegenden 21 Jahren die einschneidendsten Veränderungen im Eishockey beziehungsweise in der Liga?
Pietta: Ich habe ja im Nachwuchs noch die Zwei-Linien-Pass-Regel mitgemacht. Als diese abgeschafft wurde, hat es das Eishockey definitiv einschneidend verändert - und zwar in positiver Hinsicht! Ansonsten ist alles viel athletischer geworden. Früher gab es pro Mannschaft zwei oder drei Spieler, von denen man wusste, dass diese eigentlich nur herumhacken und auch läuferisch nicht wirklich gut sind. Wenn du heutzutage nicht Schlittschuhlaufen kannst, hast du in der Liga schlichtweg keine Chance.
Schmölz: Das sehe ich genau so. In Sachen Athletik und Schnelligkeit hat sich das Spiel in den vergangenen Jahren definitiv verändert.
Stichwort Veränderungen: Hat sich Ihrer Meinung nach am Stellenwert der deutschen Spieler in der Liga auch etwas verändert?
Pietta: In meinen Augen kannst du nur eine Meisterschaft gewinnen, wenn du einen guten Stamm an deutschen Spielern hast. Das zeigt sich von Jahr zu Jahr immer wieder. Klar, meistens haben auch jene Mannschaften, die am meisten Geld ausgeben, diese Qualität und Quantität an guten deutschen Akteuren. Seit einigen Jahren gibt es ja zudem die U23-Regelung, über die nach wie vor viel diskutiert wird. Ich bin der Meinung: Wer über das entsprechende Niveau verfügt, wird auch spielen. Diese Regel bräuchte es für mich eigentlich nicht. Wenn man sie aber dennoch einführt, müsste man gleichzeitig die Importspieler etwas reduzieren. Wobei ich auf der anderen Seite dann auch die Bedenken der Vereine, wonach die deutschen Spieler teurer würden, wieder verstehen kann. Letztlich kannst du aber halt nur das Geld ausgeben, das du zur Verfügung hast.
Schmölz: Eine Veränderung des Stellenwerts der deutschen Akteure sehe ich eigentlich nicht. Was allerdings schon anders geworden ist, ist das Ansehen des deutschen Eishockeys gerade im Ausland. Dies liegt natürlich in erster Linie an den Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren.
Um bei der DEL zu bleiben: Mit Alexander Sulzer (Bremerhaven) wird es in der Saison 2024/25 lediglich einen gebürtigen deutschen Cheftrainer geben. Liegt das schlichtweg an der fehlenden Qualität der einheimischen Coaches oder vielmehr am fehlenden Mut der jeweiligen Manager und Sportdirektoren, die ja zumeist auch aus Nordamerika stammen?
Pietta: Ich habe ja in diesem Sommer mit dem C-Trainerschein angefangen. Und bei diesem Lehrgang war genau das, was Sie in Ihrer Frage mit dem fehlenden Mut, deutsche Trainer in der oberen Ligen einzusetzen, formuliert haben, ein Thema. Ich glaube nicht, dass es an der fehlenden Qualität liegt. Die Trainer-Ausbildung ist sehr intensiv, sodass sich auch kein deutscher Trainer verstecken muss. Aber wie Sie ebenfalls erwähnt haben, sind eben auch die Manager-Posten zumeist mit ausländischen Kräften besetzt, die in der Regel eher auf einen ihnen bekannten Coach setzen als auf einen eher unbekannten und vielleicht auch unerfahreneren Trainer, den man reinwirft und darauf hofft, dass er funktioniert.
Schmölz: Ich denke, dass „Pietzi“ aufgrund seiner Trainerausbildung an diesem Thema etwas näher dran ist als ich. Wenn ich aber so darüber nachdenke, dann ist er ja der nächste deutsche Cheftrainer (lacht).
Während Ihrer Zeit bei den Nürnberg Ice Tigers haben Sie etwas mehr als eine Saison mit dem deutschen Headcoach Frank Fischöder zusammengearbeitet. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, Herr Schmölz?
Schmölz: Wir haben uns damals gefreut, als er gekommen ist. Insgesamt betrachtet war es allerdings eine sehr schwere Saison 2020/21 für Nürnberg - auch aufgrund der Corona-Pandemie. Leider ist dann für ihn der Schuss nach hinten losgegangen (die Ice Tigers trennten sich im September 2021 von Fischöder, Anm. d. Red.). Grundsätzlich würde ich es mir aber freilich schon wünschen, dass es mehr deutsche Trainer in der DEL als nur Alex Sulzer in Bremerhaven geben würde. Das ist in der Tat schon bedauerlich. Wahrscheinlich fehlt es wirklich an Mut, aber vielleicht auch noch an deutschen Trainern. Aber diesbezüglich scheint es ja mit der Ausbildung in die richtige Richtung zu gehen.
Können Sie sich vorstellen, selbst einmal als Trainer zu arbeiten?
Schmölz: Ich habe mir das wirklich schon mal überlegt. Im Nachwuchsbereich ja, aber nicht bei den Profis. Letzteres würde mich einfach nicht reizen.
Wenn man auf Ihre Laufbahnen blickt: Daniel Schmölz war bislang ausnahmslos in Deutschland aktiv, während Daniel Pietta zumindest ein kurzes Intermezzo in Schweden (2017/18 bei Leksands IF) hatte. Hätten Sie sich beide eigentlich vorstellen können, eine längere Auslandsstation einzulegen?
Schmölz: Gereizt hätte es mich schon. Am Ende war allerdings nie eine echte Möglichkeit vorhanden. Im Nachhinein muss man aber schon sagen, dass es sicherlich eine tolle Erfahrung gewesen wäre.
Herr Pietta, wie blicken Sie heute auf Ihr kurzes Gastspiel in Leksands zurück?
Pietta: Es war wirklich unglaublich cool. Das Ganze kam ja damals wie aus dem Nichts. Nachdem es in der DEL keinen Auf- und Abstieg gab und wir mit den Krefeld Pinguinen bereits von den Play-off-Plätzen weit entfernt waren, hatten die Pinguine dadurch die Möglichkeit, etwas Geld zu sparen. Gemeinsam mit Marcel Müller bin ich dann in der Schlussphase der Saison nach Leksands gegangen, wo es einfach sensationell gepasst hat. Mit unseren Familien haben wir unter anderem nebeneinander gewohnt. Zudem haben wir hautnah erlebt, welchen Stellenwert das Eishockey in Schweden hat. Leksands ist ein Dorf mit 5000 Einwohnern und hat eine Halle für 7000 Zuschauer - und das Ding war jedes Mal voll! Leider hat es am Schluss mit dem Aufstieg nicht geklappt. Das Jahr darauf hätte ich nochmals in die Schweiz gehen können. Doch dann gab es ja die bekannten Veränderungen in Krefeld. Erst hieß es, dass es hinsichtlich der neuen Gesellschafter kein gutes Zeichen wäre, wenn man ständig Spieler gehen lassen würde. Na ja, und zwei Monate später war ich dann komplett weg (lacht).
Als Amateur oder Profi spielt man in der Regel immer, um Titel zu gewinnen. Ihnen beiden war das bislang in Ihrer Profi-Laufbahn noch nicht vergönnt. Angenommen, es würde tatsächlich nicht mehr klappen: Würden dann in Ihrer Karriere etwas fehlen?
Schmölz: Ja, ich denke schon! Es ist auf alle Fälle mein großes Ziel, eine Meisterschaft zu holen. Aus diesem Grund spielen wir und gehen jeden Tag ins Training. Ob ich dann nach meiner Karriere tatsächlich einem nicht gewonnenen Meistertitel nachtrauern würde, kann ich nicht sagen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es definitiv mein großer Ansporn.
Pietta: Bei mir ist es ganz genauso. Hier in Ingolstadt hat man dazu auch realistische Chancen. Dass wir weit kommen können, haben wir 2023 mit dem Finaleinzug gegen München bewiesen. Es ist und bleibt mein großes Ziel - aber auch selbst dann, wenn man bereits eine Meisterschaft geholt hat. Nicht jeder Spieler hat das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Ich weiß jetzt - ebenso wie „Schmölzi“ - auch nicht, ob ich ohne einen Titel nach meiner Karriere unzufrieden wäre. Am Ende sollte man es aber wohl dennoch positiv sehen und stolz darauf sein, es überhaupt zum Profi geschafft zu haben.
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