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Was macht eigentlich...?: Sepp Lösch: „Meine Ärztin hat mir das Leben gerettet“

Was macht eigentlich...?

Sepp Lösch: „Meine Ärztin hat mir das Leben gerettet“

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    Engagiert bei der Sache: An seine Zeit als Trainer bei der TSG Untermaxfeld denkt Sepp Lösch auch heute noch gerne zurück – auch wenn der Klassenerhalt in der Bezirksliga am Ende unglücklich verpasst wurde. Ein Umstand, der den 55-Jährigen nach wie vor schmerzt.
    Engagiert bei der Sache: An seine Zeit als Trainer bei der TSG Untermaxfeld denkt Sepp Lösch auch heute noch gerne zurück – auch wenn der Klassenerhalt in der Bezirksliga am Ende unglücklich verpasst wurde. Ein Umstand, der den 55-Jährigen nach wie vor schmerzt. Foto: Roland Geier

    An seine Zeit als aktiver Fußballer und Trainer denkt Sepp Lösch auch heute noch mit strahlenden Augen zurück. Dass der heute 55-Jährige dabei vieles richtig gemacht hat, wird allein schon dadurch ersichtlich, dass seine ehemaligen Teamkollegen oder Schützlinge nach wie vor in höchsten Tönen über „ihren“ Sepp, der sich in der Winterpause der Saison 2016/2017 als Trainer des FC Rennertshofen „unfreiwillig“ von seinem Lieblingshobby zurückzog, sprechen. Anlässlich unserer Serie „Was macht eigentlich...?“ haben wir uns ausführlich mit Sepp Lösch unterhalten.

    Herr Lösch, auch an Sie natürlich die wichtigste Frage – nicht nur in Corona-Zeiten zuerst: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

    Lösch: Es geht mir glücklicherweise wieder relativ gut. Das, was ich vor einiger Zeit hatte, war schon ziemlich heftig. In Sachen Corona bin ich bislang schadlos durchgekommen – auch wenn ich natürlich aufpassen muss, da ich zu den Risiko-Patient gehöre.

    Sie haben das, was vor einiger Zeit „ziemlich heftig war“, gerade angesprochen. Dies hat ja auch unter anderem dazu geführt, dass Sie Ihr Engagement beim FC Rennertshofen in der Saison 2016/2017 nach der Winterpause beenden mussten. Können Sie uns verraten, was damals passiert ist?

    Lösch: Der Auslöser war eigentlich eine ganz normale Routine-Untersuchung im November 2016, zu der mich meine Frau sozusagen animiert hat. Glücklicherweise war die Ärztin damals so gründlich, dass sie genauer mein Herz abgecheckt hat. Sie meinte dann, dass es mich jetzt nicht beunruhigen solle, aber sie möchte das gerne genauer abgeklärt wissen. Im Januar 2017 hatte ich dann in der Kardiologie in Ingolstadt einen Termin. Dort wurde mir nach einer Ultraschall-Untersuchung mitgeteilt, dass dringend eine Operation nötig sei. Zunächst war ich noch etwas ungläubig, da ich keinerlei Symptome hatte. Das Ganze ist dann relativ zügig ins Laufen gekommen, sodass ich schließlich am 13. März in einer Stuttgarter Spezialklinik einpassiert bin beziehungsweise einen Tag später operiert wurde. Rückblickend betrachtet, muss man sagen, dass mir meine Ärztin bei der damaligen Routine-Untersuchung das Leben gerettet hat.

    War Ihnen zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass es das mit Fußball für die darauffolgenden Jahre war?

    Lösch: Ich hab damals überhaupt noch nicht gewusst, was mich überhaupt erwartet. Erst bei der Operation ist herausgekommen, dass meine beiden Herzklappen undicht waren beziehungsweise – und das war eigentlich noch schlimmer – ich in der Aorta ein Aneurysma hatte. Letztlich war es mein Glück, dass das erkannt und dadurch noch rechtzeitig behoben werden konnte. Die Ärzte haben mit hinterher gesagt, dass das nicht mehr lange gutgegangen wäre. Um auf Ihre konkrete Frage zu kommen: Im Grunde hat sich das so ergeben. Ich war längere Zeit außer Gefecht und habe in dieser Phase den Fußball komplett abgehakt. Es gab eigentlich auch kaum Momente, in denen ich den Fußball irgendwie vermisst hätte. Natürlich haben mir auch meine Ärzte und die Familie dazu geraten, vermehrt auf die eigene Gesundheit zu schauen. Letztlich muss ich froh sein, dass ich wieder meiner Arbeit nachgehen kann – was zunächst ja auch überhaupt nicht sicher war. Mittlerweile kann ich glücklicherweise fast wieder alles machen. Ich schone mich aber dahingehend, dass ich eben nicht mehr auf den Trainingsplatz, jeden Sonntag zu einem Spiel oder mich irgendwie ärgern muss.

    Wenn Sie auf Ihre langjährige Trainer-Karriere zurückblicken: Wo haben Sie die schönste Zeit verbracht?

    Lösch: Für mich hat wirklich jede Station etwas Besonderes gehabt. Besonders reizvoll war es natürlich, in der Bezirksliga die TSG Untermaxfeld zu trainieren. Das war sowohl für den Verein als auch die Spieler und mich selbst absolutes Neuland und dementsprechend eine riesengroße Herausforderung. Dass wir einzig und allein um den Klassenerhalt spielen würden, war von Anfang an klar. Am Ende haben wir es leider aus verschiedenen Gründen knapp nicht geschafft. Darüber hinaus ist bei mir vor allem auch meine Zeit bei der JFG Neuburg als U15-Trainer hängen geblieben. Wir sind damals von der Kreisklasse bis in die Bezirksoberliga durchmarschiert und haben zudem den Baupokal gewonnen. Der Zusammenhalt mit den Jungs war schlichtweg unvergesslich. Es ist wirklich schade, dass es die JFG Neuburg nicht mehr gibt. Die Verantwortlichen wollten seinerzeit einfach zu hoch hinaus, womit das Thema und der Sinn einer solchen JFG schlichtweg verfehlt wurden.

    Um beim Thema TSG Untermaxfeld zu bleiben: Schmerzt es heute immer noch, wenn Sie an den unglücklichen Abstieg aus der Bezirksliga zurückdenken?

    Lösch: Ja, definitiv! Die Art und Weise, wie wir abgestiegen sind, war schon bitter. Ich habe die Mannschaft anschließend in der Kreisliga ja auch noch betreut, ehe ich zehn Spieltage vor dem Saisonende mein Amt niedergelegt habe. Wir waren zu diesem Zeitpunkt Tabellensechter – und ich hatte gemerkt, dass das Ganze nach hinten losgeht. Das Problem war, dass einige immer noch nicht gemerkt hatten, dass wir mittlerweile in der Kreisliga und nicht mehr in der Bezirksliga waren.

    Hat es Ihnen eigentlich mehr Spaß gemacht, eine Herren- oder eine Jugend-Mannschaft zu trainieren?

    Lösch: Ehrlich gesagt hat mir alles Spaß gemacht. Ich bin in jedem Verein beziehungsweise bei jedem Team mit dem gleich großen Engagement rangegangen, wollte meine Spieler verbessern und mit ihnen etwas erreichen.

    Worin liegen denn die Hauptunterschiede, wenn Sie eine Jugend- oder eine Senioren-Mannschaft betreuen?

    Lösch: Bei den Nachwuchs-Teams spielt natürlich das Alter schon eine wichtige Rolle. Das habe ich beim SV Wagenhofen gelernt, bei dem ich sämtliche Jugend-Mannschaften trainiert habe. Sehr anspruchsvoll war sicherlich die C-Jugend bei der JFG Neuburg. Die Jungs waren 14, 15 Jahre alt und demnach mitten in der Pubertät. Da will man vieles wie eine Zigarette oder ein Bier einfach mal ausprobieren. Bei allem darf man aber nicht vergessen, dass man als Trainer eine absolute Vorbild-Funktion hat. Nur ein Beispiel: Ich habe damals noch geraucht, was meine Spieler allerdings gar nicht wussten, da sie mich niemals mit einer Zigarette gesehen haben. Wenn man so will, haben wir die Jungs aus der Hand gefressen und alles getan, was ich ihnen gesagt habe. Hätte ich sie für den Erfolg in die Donau springen lassen, hätten sie das sofort ohne Nachfrage gemacht. Und genau das ist der große Unterschied zum Senioren-Bereich. Dort wird alles, was man macht oder vorgibt, immer wieder hinterfragt.

    Genießt seine Freizeit mit der Familie: Sepp Lösch.
    Genießt seine Freizeit mit der Familie: Sepp Lösch. Foto: fupa

    Denken Sie, dass es heutzutage schwieriger ist, eine Jugend-Mannschaft zu trainieren als noch vor zehn oder 15 Jahren?

    Lösch: Es ist dann dahingehend schwieriger, wenn man heute eine ortsansässige Truppe trainiert, die oftmals aus fünf oder gleich sechs Vereinen als Spielgemeinschaft besteht. Da gibt es in der Regel kaum noch eine Bindung zu „seinem“ Verein. Eine andere Geschichte ist es hingegen, wenn man eine Fördergemeinschaft unter seinen Fittichen hat. Letztlich muss man immer abwägen, was ein Klub mit seiner Jugendarbeit bezwecken möchte. Will man unter allen Umständen so weit nach oben wie möglich? Oder geht es in erster Linie darum, den Jungs eine gute fußballerische Ausbildung zu ermöglichen und diese langsam aufzubauen? Leider wird oftmals auf Ersteres gesetzt – und dabei fallen eben viele Jugendliche durch den Rost und wenden sich vom Fußball komplett ab.

    Was viele gar nicht mehr wissen: Sie haben einst beim SV Wagenhofen vier Jahre lang auch die neugegründete Frauen-Mannschaft trainiert beziehungsweise haben dort „Pionierarbeit“ geleistet...

    Lösch: Ja, das ist richtig – und das war auch eine „Wahnsinnszeit“. Für mich war es unglaublich beeindruckend zu sehen, mit welchem Feuereifer sowie welcher Einstellung und Besessenheit die Frauen damals an diese Aufgabe herangegangen sind. Während bei den Herren damals drei oder vier Leute auf dem Trainingsplatz waren, hatte ich bei jeder Trainingseinheit 15 oder 20 Frauen dabei. Die Euphorie war schlichtweg bombastisch. Ich kann mich auch noch an eine ganz bestimmte lustige Situation zu Beginn sehr gut erinnern.

    Erzählen Sie sie uns...

    Lösch: An einem Tag, an dem es geregnet hat, habe ich nacheinander mehrere Telefonanrufe von Spielerinnen bekommen, die alle wissen wollten, ob am Abend überhaupt Training ist. Als wir dann zusammen auf dem Platz gestanden sind, wo die Mädels alle ganz dick eingepackt waren, habe ich erst einmal gebrüllt: ’Wenn mich nochmals jemand anruft und fragt, ob das Training stattfindet, dann ist der Teufel los’ (lacht). In den darauffolgenden Monaten und Jahren waren alle Spielerinnen immer da – und das selbst bei äußeren Bedingungen, bei denen ich mich manchmal gefragt habe, ob ich jetzt tatsächlich zum Trainieren rausgehen möchte (lacht). Das war schon faszinierend. Diese Zeit möchte ich unter keinen Umständen missen.

    Welche Komponenten waren für Sie als Trainer immer wichtig?

    Lösch: Disziplin, Ehrlichkeit, Engagement und vor allem Kameradschaft. Neben dem Fußball selbst habe ich auch immer darauf geachtet, dass man gemeinsame Aktivitäten unternimmt. Beispielsweise bin ich mit meinen Jungs zum Kart-Fahren oder während der Winter-Vorbereitung auch ins Schwimmbad gegangen. Da haben sie anfangs alle gelacht. Als ich sie dann 20 Minuten schwimmen habe lassen, waren die meisten bereits nach der Hälfte kaputt. Aber das sind alles Punkte, die mir immer sehr wichtig waren.

    Nachdem Sie mittlerweile seit über vier Jahren „aus dem Geschäft“ sind: Wie intensiv verfolgen Sie denn das regionale Fußball-Geschehen noch?

    Lösch: Eigentlich sehr wenig. Ich habe mich diesbezüglich nahezu komplett aus der Linie genommen. Wenn ich mal Lust habe und es interessiert mich, fahre ich vielleicht mal mit dem Fahrrad zu einem meiner ehemaligen Teams und schaue mir dort ein Spiel an. Das kommt aber eher selten vor. Ich genieße viel lieber das schöne Wetter in meinem Garten oder fahre mit meiner Frau beziehungsweise Tochter zum Bergwandern, was ich sehr gerne mache.

    Gibt es noch andere körperliche Tätigkeiten, mit denen Sie sich fithalten?

    Lösch: Neben dem Radfahren und Bergwandern gehe ich hin und wieder auch zum Walken oder Joggen. Ansonsten hält mich auch meine Arbeit geistig und körperlich fit.

    Auch wenn Sie Ihre Freizeit ganz offensichtlich in vollen Zügen genießen: Könnten Sie sich dennoch vorstellen, nochmals eine Mannschaft als Trainer zu übernehmen, wenn sich ein Vereinsverantwortlicher bei Ihnen melden würde?

    Lösch: (überlegt) Bei einem Fußballer ist ein solches Thema nie endgültig durch (lacht). Man sagt zwar immer ’Nein’, hört sich eine Anfrage aber in der Regel dennoch immer an. Schon allein aus diesem Grund sollte man niemals nie sagen. Aber im Normalfall genieße ich es so, wie es momentan ist.

    ZUR PERSON:

    Sepp Lösch

    Alter: 55 Jahre

    Spieler: SV Sinning,

    Trainer: SV Wagenhofen (Jugend, Damen), JFG Neuburg (U15), SG Ried/Zell-Bruck (U17), FC Rennertshofen (U19, Herren), SC Ried,

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