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Umfrage: Amateurfußball: Zwischen Winterpause und Weiterspielen

Umfrage

Amateurfußball: Zwischen Winterpause und Weiterspielen

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    Genug ist genug: Aufgrund der unsicheren Lage haben sich die Landesliga-Kicker des VfR Neuburg entschlossen, in diesem Jahr nicht mehr im Ligapokal anzutreten und in die Winterpause zu gehen.
    Genug ist genug: Aufgrund der unsicheren Lage haben sich die Landesliga-Kicker des VfR Neuburg entschlossen, in diesem Jahr nicht mehr im Ligapokal anzutreten und in die Winterpause zu gehen. Foto: Daniel Worsch

    Trotz der Tatsache, dass die Corona-Fallzahlen in diesen Tagen weiter rasant steigen – im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstagmittag laut RKI bei 111,00 – entschied der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbandes bei einer Sitzung am Montagabend, am Spielbetrieb beziehungsweise dessen flexiblen Verlegungsmöglichkeiten festzuhalten. An diesem Wochenende startet nun im Kreis Augsburg sowie für den Landesligisten VfR Neuburg (der FC Ehekirchen ist spielfrei) der neu geschaffene Ligapokal. Wir haben uns bei einigen Verantwortlichen und teilnehmenden Teams umgehört, wie sie die Verbands-Entscheidung zur Fortführung des Spielbetriebs einschätzen und ob sie tatsächlich im Ligapokal starten.

    Günther Behr (Kreisspielleiter): „Aufgrund der Tatsache, wie sich die ganze Corona-Situation in den vergangenen Wochen entwickelt hat, bin ich zu 100 Prozent davon ausgegangen, dass der Verband den Laden dichtmachen würde – was zuvor ja schon im Saarland und Bremen passiert ist! Dass nun doch weitergespielt werden soll, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Einerseits werden die Einschränkungen seitens der Politik immer einschneidender, andererseits soll im untersten Amateurfußball-Bereich weiterhin munter gekickt werden. Damit kann ich mich nicht anfreunden. Ich weiß jetzt schon, dass ab Donnerstag mein Telefon wegen Rückfragen oder Absagen wieder heißlaufen wird. Erst vor wenigen Tagen hatte ich mit einem Verantwortlichen ein Gespräch, in dem er mir mitgeteilt hat, dass er derzeit keine Mannschaft stellen könne, da vielen Spielern das Risiko einfach zu hoch sei. Und das ist sicher kein Einzelfall.“

    Jürgen Roth (Obmann der Schiedsrichtergruppe Neuburg): „Als ich von der Entscheidung des Bayerischen Fußball-Verbandes gehört habe, war ich enttäuscht. Man hätte dort merken müssen, dass die Spielpläne in den jeweiligen Ligen einem Flickerl-Teppich gleichen, da sich die Absagen aus nachvollziehbaren Gründen häufen. Worüber ich mich bei der ganzen Thematik zusätzlich aufgeregt und geärgert habe: Wir Schiedsrichter werden seitens des BFV überhaupt nicht wahrgenommen oder gehört. Ich sitze während der Woche mittlerweile über sieben Stunden an der Einteilung meiner noch verbliebenen Schiedsrichter, da sich durch die Absagen permanent Änderungen ergeben. Da ist es kein Wunder, dass einige Kollegen einfach keine Lust mehr haben. Anderen wiederum ist die Gefahr aufgrund der hohen Fallzahlen einfach zu hoch. Der gesunde Menschenverstand sagt, dass es am vernünftigsten gewesen wäre, jetzt die Saison zu unterbrechen, anstatt mit aller Macht den Ligapokal noch durchzuziehen.“

    Alexander Egen (Trainer VfR Neuburg): „Wir haben am Montagabend beim Training sowohl innerhalb des Trainer-Teams als auch mit der Mannschaft über dieses Thema diskutiert und sind mehrheitlich zu dem Entschluss gekommen, dass es die beste und sicherste Lösung ist, von der flexiblen Verlegungsmöglichkeit im Ligapokal Gebrauch zu machen und mit sofortiger Wirkung in die Winterpause zu gehen. Nachdem ich selbst Fußballer durch und durch bin, hätte ich nach der ersten langen Pause grundsätzlich gerne weitergespielt. Aber unter diesen Voraussetzungen macht es schlichtweg keinen Sinn. Ich habe mich auch im Vorfeld mit unseren Ligapokal-Gegnern aus Jetzendorf und Ehekirchen unterhalten – und beide haben ebenfalls große Bedenken geäußert! Als Trainer ist man ja ohnehin in einer gewissen Fürsorgepflicht. Sollte etwas in Sachen Corona innerhalb des Teams passieren, möchte ich nicht derjenige sein, der daran schuld ist. Hinzu kommt, dass wir drei Spieler haben, die im nächsten Jahr Papa werden. Da muss man nicht noch ein zusätzliches Risiko eingehen.“

    Markus Bissinger (Abteilungsleiter FC Ehekirchen): „Ehrlich gesagt war ich von der Entscheidung des BFV überhaupt nicht überrascht, da sich der Verband schon während der gesamten Corona-Krise ohnehin sehr zurückgehalten hat. Leidtragende waren und sind die kleinen Vereine, die sich – wie beispielsweise beim Hygiene-Konzept – ständig etwas aus der Nase ziehen müssen. In meinen Augen wird das Ehrenamt dadurch mit Füßen getreten. In Sachen Ligapokal hat sich unsere erste Mannschaft am Dienstagabend mehrheitlich dafür entschieden, unter den momentanen Gegebenheiten nicht mehr anzutreten und sich in die Winterpause zu verabschieden. Diesbezüglich werde ich am Mittwoch auch mit dem Verband telefonieren, um das Ganze abzuklären. Was unsere ’Zweite’ betrifft, wird ebenfalls am Mittwoch nach dem Training eine Entscheidung fallen.“

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    Wolfgang Rückel (Trainer TSG Untermaxfeld): „In meinen Augen hat der Verband die richtige Entscheidung getroffen. So lange die Fallzahlen nicht extrem nach oben schießen, ist es in meinen Augen absolut in Ordnung, weiter Fußball zu spielen. Natürlich ist es den Menschen gegenüber, die mit Sport nichts zu tun haben und selbst eingeschränkt sind, nicht einfach, dies zu verkaufen. Das kann ich absolut nachvollziehen. Auch wenn es im Fußball sicherlich Körperkontakt gibt, spielen wir an der frischen Luft, was definitiv ein Vorteil ist. Zudem ist mittlerweile doch nahezu jeder derart sensibilisiert, dass er bei einer Krankheit oder entsprechenden Symptomen zuhause bleibt. Auch bei uns kommen die Jungs dann nicht ins Training beziehungsweise lassen sich teilweise sofort testen. Wir hatten vor dem letzten Punktspiel gegen Mühlried eine interne Abstimmung, bei der sich die Mehrzahl für das Spielen ausgesprochen hat. Vorausgesetzt, es treten bei uns keine konkreten Krankheits- beziehungsweise Corona-Fälle auf, werden wir am Samstag im Ligapokal gegen Gerolsbach mit Sicherheit antreten.“

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    Matthias Karmann (Torhüter und Abteilungsleiter TSV Burgheim): „Ich denke, dass es bei diesem Thema ein großes Für und Wider gibt. Zum einen bin ich schon der Meinung, dass gerade das Gesellige in diesen ’dunklen Zeiten’ sehr wichtig ist. Daher bin ich auch dafür, dass wir – selbstverständlich mit den entsprechenden Abständen – weiter trainieren oder zum Laufen gehen. Auf der anderen Seite ist es für mich aber völlig realitätsfremd, an einem Spielbetrieb festzuhalten, wenn beispielsweise zwei Teams aufeinandertreffen, in deren Stadt oder Landkreis die Corona-Ampel auf Rot oder Dunkelrot steht. In anderen Bereichen herrscht eine Maskenpflicht oder Gaststätten müssen um 21 Uhr schließen, während wir im Wettkampf-Modus Kontaktsport betreiben – das passt einfach nicht zusammen! Was den Ligapokal betrifft: Wir werden mit unseren jeweiligen Gegnern nochmals Kontakt aufnehmen, was sich einfach gehört. Nachdem die Corona-Fallzahlen aber weiter nach oben gehen, hat sich an unserem Standpunkt nichts geändert: Wir werden im Jahr 2020 keine Partie gegen ein anderes Team mehr bestreiten, da wir es einfach nicht verantworten können und wollen.“

    Tobias Narr (Abteilungsleiter SV Klingsmoos): „Dass der Wettkampf-Betrieb fortgesetzt wird, hat mich in der Tat sehr überrascht. Wir waren eigentlich in der vergangenen Woche schon davon ausgegangen, dass unsere Partie in Münster nicht mehr stattfinden würde. Wenn man in der Arbeit den ganzen Tag einen Mundschutz tragen muss, dann aber am Abend ins Fußball-Training geht, passt das alles irgendwie nicht mehr zusammen. Dass wir jetzt am Wochenende gegen Ehekirchen II im Ligapokal ran müssten, obwohl genau dieses Punktspiel vor einigen Wochen abgesagt werden musste, ist eigentlich irre. Grundsätzlich befinden wir uns nach wie vor im Training und wären auch bereit, bis zum Ende zu spielen. Ich werde mich aber ohnehin in dieser Woche mit dem FCE kurzschließen. Sollten die Ehekirchener nicht antreten wollen, würde für uns die Welt allerdings auch nicht untergehen.“

    Daniel Meilinger (2. Vorsitzender SC Ried): „Wir diskutieren bereits seit vergangener Woche intensiv in unserer Trainer- und Vorstandsgruppe über dieses Thema. Es besteht absolute Einigkeit, dass es unter diesen Voraussetzungen, sprich die Fallzahlen derart hoch sind, absoluter Käse beziehungsweise unverantwortlich ist, Fußball zu spielen. Dementsprechend haben wir in dieser Woche auch den Trainingsbetrieb komplett eingestellt. Ich war auch schon im Austausch mit unseren Ligapokal-Gegnern aus Wagenhofen, Joshofen-Bergheim und Rennertshofen, die allesamt eine ähnliche Meinung haben. Bereits der gesunde Menschenverstand sagt, dass es einfach keinen Sinn macht, dem Ball nachzujagen, wenn die Corona-Ampel wie in unserem Landkreis auf ’Dunkelrot’ steht. Als Verein haben wir schließlich unseren Spielern und Mitgliedern gegenüber eine hohe Verantwortung. Ich gehe daher davon aus, dass wir am Wochenende mit beiden Teams nicht zu den Ligapokal-Spielen in Rennertshofen antreten werden.“

    Philipp Brucklachner (Abteilungsleiter FC Illdorf): „Mit der Aussage, wonach die betroffenen Vereine selbst entscheiden sollen, ob sie nun weiterspielen wollen oder nicht, gibt der Verband wieder einmal die Verantwortung ab – in diesem Fall an die Klubs beziehungsweise Regierung. Es hieß ja in der öffentlichen Stellungnahme, dass quasi so lange weitergespielt wird, bis die Staatsregierung eine andere Entscheidung trifft. Hier hätte es in meinen Augen eine ganz klare Ansage seitens des BFV gebraucht. Was den Ligapokal betrifft: Laut Terminplan würden wir am Samstag gegen den TSV Ober-/Unterhausen spielen. Ob wir am Ende tatsächlich antreten, werden wir in dieser Woche mit der Mannschaft sowie den Trainern diskutieren. Aber auch hier ist es so, dass dieser Wettbewerb unter allen Umständen vom Verband durchgedrückt werden soll, da er ja in der Regionalliga schon begonnen hat. Deshalb konnte man sich wohl auch nicht zu einer generellen Unterbrechung der Saison durchringen.“

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