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Turnier: Kutschenfahren als große Leidenschaft

Turnier

Kutschenfahren als große Leidenschaft

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    Zufrieden: Antonia Hofstetter mit ihrem 21-jährigen Shetland-Pony Lauras Stern bei den Vorbereitungen vor der Kutschenfahrt.
    Zufrieden: Antonia Hofstetter mit ihrem 21-jährigen Shetland-Pony Lauras Stern bei den Vorbereitungen vor der Kutschenfahrt.

    Beim ersten Turnier gleich ganz oben auf dem Siegertreppchen gelandet: Dieser Coup ist Antonia Hofstetter aus Klingsmoos gelungen. Mit ihrem Pony Lauras Stern sicherte sich die Zwölfjährige im Kutschenfahren den Sieg im Bayerischen Nachwuchschampionat U16 in Niederlindach. Während sie selbst heuer keine weitere Turnierteilnahme plant, hat ihr Trainer Günter Kraus noch etwas vor.

    Mit einer Goldmedaille gerechnet hatte weder Antonia selbst noch irgendjemand in ihrem Umfeld, schließlich betreibt die Zwölfjährige diese Sportart erst seit einigen Monaten. Gewissermaßen, erzählt Antonias Mutter Kathrin Hofstetter, sei das Kutschenfahren nämlich aus einer „Corona-Beschäftigung“ heraus entstanden. Dass diese zu einem bayerischen Meistertitel führte, und das auch noch in derart zackigem Tempo: „Wir waren total platt“, versichert Kathrin Hofstetter. Nicht anders erging es ihrer Tochter: „Als mir mitgeteilt wurde, dass ich gewonnen habe, dachte ich: ‘Die wollen mich auf den Arm nehmen.’“ Dass dem nicht so war, realisierte Antonia schnell. „Ein krasses Gefühl“, schwärmt die Zwölfjährige.

    Drei Prüfungen galt es beim Turnier zu meistern: Dressur, Gelände- und Kegelfahren, aus denen sich eine Kombiwertung ergab. Nicht nur körperlich sollte eine Kutschenfahrerin wie Antonia dabei fit sein, gefragt ist auch Köpfchen, beispielsweise muss die Dressuraufgabe vor dem Turnier auswendig gelernt – und vor allem im entscheidenden Moment dann auch präsent – sein. Auch das Regelwerk hat es in sich, Antonia rattert es dennoch aus dem Effeff herunter. Keinerlei Zweifel lässt die Zwölfjährige daran, mit welcher Disziplin sie sich am wohlsten fühlt. „Beim Dressurfahren sind alle mucksmäuschenstill, da muss alles perfekt sein, man muss auch die Hände schön halten“, erzählt Antonia. Alles schön und gut – ihre Welt ist aber das actiongeladene Geländefahren. „Egal, wie man draufhockt, Hauptsache durch“, erzählt sie begeistert. Auch die Rolle des Publikums sei im Gelände anders: „Da feuern einen alle an.“ Was für Antonia jedoch am meisten zählt: „Man muss eins sein mit dem Pferd.“ Eine nicht unerhebliche Rolle haben Beifahrer oder Beifahrerin inne, die beim Kutschenfahren Pflicht sind. Bei Antonia übernimmt das Mama Kathrin, die dafür extra die erforderliche Qualifikation erworben hat. Auch beim Vorbereiten vor dem Start geht Kathrin Hofstetter ihrer Tochter zur Hand. Etwa eine halbe Stunde nehmen Putzen, Aufgeschirren, Einspannen, auch Lockerungsübungen des Tieres in Anspruch. Dass sie ihr Leben lang schon geritten, mit Pferden also vertraut ist, kommt Antonia bei alledem enorm zugute. Wobei sich die Zwölfjährige an den Moment, als sie zum ersten Mal auf dem Rücken eines Pferdes saß, nicht erinnert. „Ich glaube, da bist du noch gar nicht gelaufen“, blickt ihre Mutter zurück. Bereits als Zweijährige bekam Antonia dann ihr erstes Pony: Blümchen.

    Talent und Liebe zum Kutschenfahren

    Talent und Liebe zu dem, was man tut, sind jedoch nur eine Seite der Medaille, denn ohne Training läuft auch beim Kutschenfahren nicht allzu viel. Mit Günter Kraus aus Ludwigsmoos, dem Fahrbeauftragten von Oberbayern und Vizevorsitzenden der Pferdefreunde Neuburg, hat Antonia einen ausgewiesenen Fachmann an ihrer Seite, der bereits die süddeutschen Mannschaftsmeisterschaften gewonnen hat, mehrere Male Regionsmeister sowie oberbayerischer Meister wurde – so auch vor Kurzem in Schrobenhausen am Sandhof. Nach geglückter Dressur (dritter Platz) gewann Kraus die Königsdisziplin, das Geländefahren, mit deutlichem Vorsprung.

    Verblüffend für Laien: Auch bei den Tieren von Günter Kraus (mit Beifahrerin und Ehefrau Tamara) handelt es sich um Ponys, deren Stockmaß bis zu 1,48 Metern betragen kann. Antonia Hofstetter (rechts) hat den bayerischen Meistertitel geholt.
    Verblüffend für Laien: Auch bei den Tieren von Günter Kraus (mit Beifahrerin und Ehefrau Tamara) handelt es sich um Ponys, deren Stockmaß bis zu 1,48 Metern betragen kann. Antonia Hofstetter (rechts) hat den bayerischen Meistertitel geholt.

    „Wenn so ein Mädel mit zwölf in der Nachbarortschaft Kutsche fährt, schaut man sich die natürlich an“, erzählt Kraus. Dabei habe Antonia ihn derart beeindruckt, dass er das Naturtalent ratzfatz in den Förderkader steckte. Wie selten in einer Sportart kommt es beim Kutschenfahren auf das Umfeld, etwa auf den familiären Rückhalt an. Antonia kann darauf uneingeschränkt zählen. Zusätzlich ist sie mit der Familie ihres Trainers in puncto Pferdeliebe auf Gleichgesinnte gestoßen, wertvolle Tipps gibt es auch von Günter Kraus’ Frau Tamara, Tochter Carmen wiederum trainiert ebenfalls.

    Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass sich Königsmoos allmählich zu einer Hochburg des Pferdesports mausert. Das weiß auch Kathrin Hofstetter: „Das muss eine Gemeinde erst mal fertig bringen, dass wir heuer einen bayerischen und einen oberbayerischen Meister haben“, findet sie. Einen gewissen Anteil daran hätten Bürgermeister Heinrich Seißler samt Gemeinderat, wird Günter Kraus nicht müde zu betonen, schließlich freuen sich die Pferdefreunde mit dem ehemaligen Klingsmooser Fußballplatz über einen optimalen Platz zum Trainieren. „Man sieht schon, wenn man die Trainingsmöglichkeiten hat, wie man den Nachwuchs fördern kann“, ist Günter Kraus überzeugt.

    Kraus tritt bei bayerischer Meisterschaft an

    Anders als für Antonia ist für ihn das Sportlerjahr noch nicht beendet. Ab 17. September tritt Kraus in Pfarrkirchen bei der bayerischen Meisterschaft an. Die Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen stehen ziemlich gut. Nicht nur für sich selbst wünscht sich Kraus eine gute Platzierung: „Als Dank an die Gemeinde wäre das die Krönung.“ Antonia hingegen plant heuer keine weitere Turnierteilnahme. Für die Zwölfjährige rückt jetzt erst einmal der Wechsel auf die Paul-Winter-Schule in den Fokus. Ihrem Sport bleibt sie natürlich trotzdem treu: Im Winter wird trainiert und dann gut überlegt, welches Turnier sie im nächsten Jahr anpacken will.

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