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Sportporträt: Ein Leben zwischen Ausbildung und Profisport

Sportporträt

Ein Leben zwischen Ausbildung und Profisport

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    Volle Kraft voraus: Die Neuburgerin Carola Schmidt (rechts) mit ihrer Partnerin Larissa Schilde bei einem Rennen in München. Am kommendenden Wochenende stehen für Schmidt, die für die Rheinbrüder Karlsruhe startet, wieder Qualifikationsrennen auf dem Programm.
    Volle Kraft voraus: Die Neuburgerin Carola Schmidt (rechts) mit ihrer Partnerin Larissa Schilde bei einem Rennen in München. Am kommendenden Wochenende stehen für Schmidt, die für die Rheinbrüder Karlsruhe startet, wieder Qualifikationsrennen auf dem Programm. Foto: imago

    Carola Schmidt wirkt nachdenklich, als sie über ihre Anfangszeit in Karlsruhe spricht. Ein neues Leben in einer Welt, die sie bis dahin nicht gekannt hatte. Schmidt ist 17 Jahre alt, als sich ihr die große Chance bietet, ihren Traum vom Profisport zu verwirklichen. Dafür muss sie ihre Heimat Neuburg verlassen, Freunde und Familie zurücklassen.

    „Das war ganz schön hart“, sagt die Kanutin seufzend. Doch in Karlsruhe kann sie ein Sportinternat besuchen, unter professionellen Bedingungen trainieren. Ein Schuljahr fehlt ihr noch zum Abitur, die 12. Klasse muss sie mit neuen Klassenkameraden absolvieren. „Ich musste zudem in einigen Fächern Grundlagen nachlernen“, erzählt Schmidt. In Baden-Württemberg werden andere Stoffschwerpunkte als in Bayern gesetzt. Eine schwierige Zeit, in der sie sich immer wieder eingeredet habe, dieses eine Jahr zu schaffen. „Normalerweise müsste die Schule an erster Stelle stehen“, sagt sie heute. Wäre der Sport nicht gewesen, „hätte ich einiges mehr lernen können.“ Aber der Sport gehört nun zu ihrem Leben. Kurz vor dem Abitur steht etwa noch ein Trainingslager auf dem Programm. „Zum Heimkommen war gar keine Zeit“, erzählt sie. Ein Leben wie bei anderen Jugendlichen ihres Alter war kaum möglich.

    Die junge Frau kämpft. Sie schafft ihr Abitur und feiert große sportliche Erfolge. Der Viererkajak der Juniorinnen mit Carola Schmidt als Schlagfrau holt bei der U-23-Europameisterschaft im Juli 2015 überraschend Bronze.

    Seitdem ist ein Jahr vergangen. Carola Schmidt ist nun 19 Jahre alt, lebt noch immer in Karlsruhe, inzwischen in einer WG mit zwei Mitbewohnern. Der Sport ist endgültig zu einem wichtigen Standbein geworden. Das ermöglicht ihre eine sportgeförderte Ausbildung bei der Bundespolizei. Zwei Jahre dauert die gewöhnlich, bei Sportlern wird sie auf vier gestreckt. Von September bis Weihnachten steht die Ausbildung an erster Stelle, von Januar bis August kann sie sich voll auf ihren Sport konzentrieren. „Ja, es ist alles voll auf den Sport ausgelegt“, sagt Schmidt, „kürzlich waren wir im Trainingslager, die Tage waren ziemlich vollgepackt“.

    Für Schmidt und die anderen Kanuten stehen derzeit Qualifikationsrennen für die U-23-Weltmeisterschaft und -Europameisterschaft an. Die Auslese ist hart. Die Neuburgerin gehört mit ihren 19 Jahren zu den jüngsten Athleten der Altersklasse. Schmidt reagiert skeptisch, als sie nach ihren Chancen gefragt wird. „Es ist Olympiajahr“, sagt sie. Viele Kanuten, die bereits im A-Kader stünden, nehmen an den U-23-Wettbewerben teil. „Es wird ganz schön schwierig.“ Am Wochenende stehen in Duisburg die nächsten Ausscheidungsrennen an.

    Der Druck ist groß. Sollte es diesmal nicht mit der Qualifikation klappen, wird Carola Schmidt nicht aufgeben. Sie zählt zu den jüngsten Sportlern, weitere Gelegenheiten würden sich ergeben.

    Schmidt hat sich für den Sport entschieden, will dranbleiben. Großes Ziel ist – wie bei vielen anderen Sportlern auch – Olympia. „Das ist mein Traum, auf jeden Fall“, sagt sie. „Das sind Ziele, die man sich setzt, wenn man den Sport zum Beruf gemacht hat.“

    Die junge Frau muss dafür auf viel verzichten. Auf ihre Familie, auf ihre Neuburger Freunde, auf Freizeit. Großes Geld wird sie trotz der Entbehrungen nicht verdienen können. Ist sie daher neidisch auf Fußballer, die mit großen Beträgen zugeschüttet werden? „Nein“, sagt die 19-Jährige. „Fußballer verdienen zwar richtig viel Geld, aber es bringt auch Negatives mit sich.“ Sie sei glücklich, wie es läuft. „Ich bin durch die Ausbildung bei der Bundespolizei abgesichert, mir fehlt es eigentlich an nichts.“

    Carola Schmidt ist gereift, seit sie mit 17 Jahren Neuburg verlassen hat. „Ich bin zufrieden, wie es gelaufen ist“, sagt sie heute. Trotz aller Schwierigkeiten zu Beginn. „Der Schritt hat mir gutgetan und war echt nötig. Ich habe in Karlsruhe einen riesigen Sprung nach vorne gemacht.“

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