Drei Siege in drei Spielen, souveräner Gruppensieg. Deutschland hat sich bei der Weltmeisterschaft in Frankreich souverän für das Achtelfinale qualifiziert. Der Frauenfußball erfährt durch das Turnier viel Aufmerksamkeit, die Fernsehsender sind mit den Einschaltquoten zufrieden. An der Basis aber, in den kleinen Vereinen, plagen die Fußballerinnen zum Teil Sorgen. Die Neuburger Rundschau hat sich in der Region umgehört, wie es um den Frauenfußball bestellt ist. Eine Bestandsaufnahme.
Keinerlei Probleme gibt es beim SV Grasheim, der durchaus als Hochburg bezeichnet werden kann. Zwei Mannschaften gehen im Seniorenbereich an den Start, dazu schicken die Lilaweißen eine B- und eine C-Jugend ins Rennen. Auch wenn die „Erste“ in der vergangenen Spielzeit aus der Bezirksoberliga abgestiegen ist, stellt der SVG das klassenhöchste Team in der Umgebung. „Es haben sich immer Leute um den Frauenfußball in Grasheim gekümmert“, findet Damen-Abteilungsleiterin Sophia Zach eine einfache Erklärung für den seit vielen Jahren anhaltenden Boom im Moos. 40 aktive Spielerinnen stünden etwa allein für die beiden Damenmannschaften zur Verfügung.
SV Grasheim hat keine Sorgen
Doch neben dem SV Grasheim stellt künftig kein weiterer Verein im Verbreitungsgebiet der Neuburger Rundschau ein eigenes Team. Jetzt musste auch der TSV Ober-/Unterhausen akzeptieren, dass es allein nicht mehr geht. Als Meister der Kreisklasse wurde in der gerade zu Ende gegangenen Saison der Aufstieg gefeiert. Doch künftig geht man als SG Oberhausen/Rohrenfels/Zell-Bruck an den Start. „Es wird bei den Frauen wie auch bei den Männern immer schwieriger“, sagt Abteilungsleiter Florian Appel und nennt das zunehmende Freizeitangebot für Jugendliche als Grund. Auch eine Mädchenmannschaft musste der TSV aus dem Spielbetrieb zurückziehen, wolle sie aber „wieder beleben“, so Appel.
Für die neue Spielgemeinschaft, die den Aufstieg wahrnimmt, wird künftig Franziska Gienger auflaufen, die die Abteilung Damenfußball beim SC Rohrenfels leitet. „Wir haben gemeinsam mit den Spielerinnen des TSV Ober/-Unterhausen deren Aufsteig gefeiert. Die Kreisliga wird eine ganz neue Herausforderung“, sagt die 23-Jährige, die mit der bisherigen SG Rohrenfels/Zell-Bruck knapp am Ziel Aufstieg gescheitert ist. Zuletzt musste Franziska Gienger mit ihren Mitstreiterinnen das ein oder andere Problem lösen. Drei wichtige Spielerinnen wurden in der Winterpause abgeworben, andere setzten wegen Schwangerschaft oder einer Verletzung aus. Dazu musste die Werbetrommel gerührt werden, um einen neuen Trainer zu finden. Erfolglos. „Dennoch haben wir es dann gemeinsam ganz gut hinbekommen“, sagt die Abteilungsleiterin. Vier Fußballerinnen und der bisherige Coach Manfred Kriegl zogen an einem Strang und brachten die Saison über die Bühne. Etwa 20 Spielerinnen und damit ausreichend viele bilden den kommenden Kader der SG Ober-/Unterhausen/Rohrenfels/Zell-Bruck, drei Trainer werden sich um die Mannschaft kümmern.
Während in Rohrenfels derzeit keine Jugendmannschaften im Spielbetrieb sind, sieht Silke Oexler den FC Ehekirchen „zukunftsfähig“ aufgestellt. Gemeinsam mit dem SV Bayerdilling verfügt man über eine B-Jugend, was die höchste Altersstufe im Mädchenfußball ist, und eine C-Jugend. „Das ist alles kein Zufall“, sagt die Teammanagerin. „Das entwickelt sich über viele Jahre. Wir haben Arbeitsgemeinschaften mit Schulen, bieten Schnuppertrainings an.“ Die erste Mannschaft, die als SG Ehekirchen/Bayerdilling an den Start geht, schaffte jüngst den Klassenerhalt in der Kreisliga.
Jugendmannschaften fehlen
„Es könnten ruhig mehr Spielerinnen sein“, sagt Walter Nestmeier, der seit zehn Jahren die SG Feldkirchen/Joshofen-Bergheim trainiert und in der Schlussphase der Saison mit 13 Spielerinnen auskommen musste. „Unser Problem ist, dass wir derzeit keine B-Jugend haben.“ Für die Zukunft ist er dennoch zuversichtlich, da einige Mädchen in den Jungenmannschaften (C-, D-Jugend) aktiv sind. Zumindest der SC Feldkirchen verfügt über eine Mädchenmannschaft in einer SG mit dem SV Wagenhofen, der selbst kein Damenteam stellt. „Ob wir selbst mal eine Mannschaft melden, allein oder mit einem anderen Verein zusammen, wissen wir noch nicht“, sagt Roland Müller, einer der Trainer der Truppe.
Dann könnte vielleicht ähnliches passieren, wie es Franziska Gienger einst in Rohrenfels erlebt hat. „Wir haben mit einigen Freundinnen eine Jugendmannschaft gebildet, sind dann gemeinsam zu den Damen aufgerückt.“ Auch Silke Oexler weiß um die Bedeutung des Zusammenhalts. „Mädels bringen andere Mädels mit zum Fußball. Die muss man versuchen, zu halten.“
Boom durch die Weltmeisterschaft?
Einen Aufschwung durch die Weltmeisterschaft erwartet Silke Oexler nicht. „Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein großes Turnier noch nie einen positiven Effekt hatte. Vielmehr muss man vor Ort präsent sein.“ Florian Appel sieht es ebenso realistisch. „Ein Verein müsste Schnupperkurse und ein weiterführendes Angebot für die Mädchen bereitstellen.“ Was nicht einfach ist, wenn man die fehlenden Ehrenamtlichen in vielen Vereinen betrachtet. Anderer Meinung sind Sophia Zach und Franziska Gienger, die einen „Boom“ durch die WM durchaus für realistisch halten, sollte Deutschland weit kommen. Aber, so Gienger: „Die Vereine müssen die Werbetrommel rühren, direkt auf die Mädels zugehen.“
Und was ist drin für Deutschland bei der WM? „Die Mannschaft macht bisher einen starken Eindruck“, sagt Sophia Zach. „Ich traue Deutschland alles zu, wenn in den K.o.-Spielen die Tagesform passt“, meint Franziska Gienger. Auch Florian Appel ist zuversichtlich, mahnt jedoch vor zu hohen Erwartungen. „Deutschland ist immer für Fehler gut. Die gilt es in den K. o.-Spielen zu vermeiden, sonst ist das Turnier schnell beendet.“