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Interview: Die zweite Karriere des Leitwolfs

Interview

Die zweite Karriere des Leitwolfs

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    Stefan Leitl, ehemaliger Kapitän des FC Ingolstadt, ging als Spieler von Bord. Mittlerweile arbeitet er als U-17-Trainer der Schanzer.
    Stefan Leitl, ehemaliger Kapitän des FC Ingolstadt, ging als Spieler von Bord. Mittlerweile arbeitet er als U-17-Trainer der Schanzer. Foto: Roland Geier

    Ingolstadt Am 19. Mai dieses Jahres bestritt Stefan Leitl für den FC Ingolstadt 04 gegen den 1. FC Köln sein letztes Spiel als Profifußballer. Der Leitwolf der Schanzer hing seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Der 36-Jährige, der von 2007 bis 2013 für den FC Ingolstadt 182 Spiele bestritt und dabei 43 Tore erzielte, ist dem Zweitligisten jedoch treu geblieben. Allerdings in anderer Funktion. Der Publikumsliebling hat die Seiten gewechselt. Für die nächsten drei Jahre trainiert der Ismaninger die U17 des FC Ingolstadt, die in der Bundesliga Fuß fassen will. Unser Mitarbeiter Roland Geier fragte bei Stefan Leitl nach, ob ihm die Umstellung vom Spieler zum Trainer schon gelungen ist.

    Herr Leitl haben Sie die Umstellung vom Profi-Fußballer zum Trainer schon geschafft?

    Leitl: Mittlerweile schon. Anfangs war es schon ungewöhnlich, weil ich nicht zum Training musste. Allerdings, als ich bei der Wiedereröffnung des Grünwalder Stadion in der Traditionsmannschaft der SpVgg Unterhaching gegen den TSV 1860 München mitspielte, habe ich gemerkt, dass es noch gejuckt hat, als Spieler auf dem Rasen zu stehen. Doch mittlerweile hat sich das gelegt.

    Inwieweit hat sich Ihr Tagesablauf zu früher als Spieler verändert?

    Leitl: Der hat sich grundlegend verändert. Früher bin ich ins Training gefahren und dann wieder nach Hause, das war es dann. Jetzt geht es morgens schon los mit der Trainingsvorbereitung und Gestaltung. Dazu kommen Spielanalysen, Spielbeobachtungen und Sichtungstage. In dem Job bist du permanent beschäftigt. Dazu gehört auch, dass du Spieler beobachtest und den Kontakt herstellst, um sie womöglich für die kommende Saison an den Verein zu binden.

    Klingt so, als würden Sie jetzt für die Familie weniger Zeit haben wie als Spieler?

    Leitl: Ja, so ist es. Am Anfang waren alle ein wenig traurig, weil ich aufgehört habe. Dann waren alle froh, dass wir mal gemeinsam richtig Urlaub machen konnten. Besonders die Kinder freuten sich, dass sie mit dem Papa länger was unternehmen konnten. Aber die ganze Familie steht hinter mir und unterstützt mich, obwohl ich jetzt weniger Zeit für sie aufbringen kann.

    Wie schwer fällt es Ihnen, wenn Sie auf der Tribüne sitzen und Ihren ehemaligen Mannschaftskameraden nicht helfen können?

    Leitl: Ich habe aus Zeitgründen bisher nur zwei Spiele beobachten können. Aber es ist schon komisch, aus der Perspektive das Spiel wie gegen den FC St. Pauli zu beobachten. Wenn die Jungs mit gesenkten Köpfen nach der 1:2-Niederlage auslaufen müssen. Da leidest du schon mit.

    Haben Sie die Jungs danach getröstet?

    Leitl: Nein! Ich will da nicht recht gescheit daherreden und sagen: Weiter Jungs, das geht schon. Um so länger man weg ist, desto größer wird auch der Abstand zur Mannschaft.

    Was hat sie eigentlich inspiriert, Trainer zu werden?

    Leitl: Ich wollte schon von klein auf Trainer werden. Meine Brüder haben Fußball gespielt und wurden danach Trainer. Ich war der Jüngste und immer dabei. Deshalb wollte ich denselben Weg gehen. Das war jetzt der erste Schritt und es macht unheimlich Spaß.

    Ihr Bruder Reiner ist Trainer beim Bayernligisten BCF Wolfratshausen und Ihr Onkel Toni Plattner beim Landesligisten VfB Hallbergmoos. Holen Sie sich von denen Tipps als Trainerneuling?

    Leitl: Da ich der Jüngste bin, kriege ich bei Familientreffs sowieso alles ab. Die hauen mir die Kritik um die Ohren (lacht). Ich versuche aber, schon etwas daraus mitzunehmen. Ich will jedoch grundsätzlich meinen eigenen Weg finden.

    Wer waren die Trainer, von denen Sie als Spieler am meisten mitgenommen haben?

    Leitl: Ich hatte das Glück, unter vielen guten Trainern wie Giovanni Trapattoni, Friedl Rausch, Thorsten Fink, Michael Wiesinger und Benno Möhlmann trainieren zu dürfen. Von allen ist einiges hängen geblieben. Persönlich war Benno Möhlmann der Trainer, der mich am meisten inspiriert hat.

    Sie sind nun Trainer der U17 des FC Ingolstadt. In vielen Vereinen gibt der Chefcoach der Profis die Spielweise der Nachwuchsmannschaften vor. Ist das auch beim FCI so, oder könnt ihr nach euerer eigenen Philosophie die Mannschaft trainieren?

    Leitl: Wir Trainer haben im Nachwuchsbereich einen Leitsatz, in dem wir uns bewegen. Da haben wir völlig freie Hand. In erster Linie soll ich die Jungs ausbilden. Die Taktik ist mannschaftsübergreifend allerdings schon wichtig. Denn meine Spieler sollen den Weg nach ganz oben schaffen. Primäres Ziel aber ist, wenn sie in die U19 aufrücken, dass sie dort Fuß fassen. Das Schöne an meiner Mannschaft ist, dass sie nur den Vorwärtsgang kennt. Das ist aber in der Bundesliga gefährlich. Da müssen wir noch die Balance finden zwischen Offensive und Defensive.

    Bisher hat Ihre Mannschaft Leergeld bezahlt und steht auf einem Abstiegsplatz. Schafft sie den Klassenerhalt?

    Leitl: Für mich spielt der Tabellenplatz bisher keine Rolle. Durch die Niederlagen hat sie ein wenig Selbstvertrauen eingebüßt. Doch sie hat sich bisher als Aufsteiger achtbar geschlagen. Wir waren mit Topteams wie Mainz auf Augenhöhe, obwohl die vier, fünf Nationalspieler aus irgendwelchen Ländern in ihren Reihen hatten. Wir müssen nur die kleinen Schritte weitergehen, dann werden wir in der höchsten Liga Deutschlands bestehen. Das versuche ich vorzuleben und das machen die Jungs sensationell nach.

    Wird das neue Nachwuchsleistungszentrum einen Schub auslösen, dass nach der U17 weitere Nachwuchsteams des FCI in die Bundesliga aufsteigen?

    Leitl: Absolut. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass der Jugendbereich auch erst 10 Jahre alt wird, wir aber schon weit gekommen sind. Ich bin ja bundesweit unterwegs und sehe die Leistungszentren der anderen Vereine. Da müssen wir noch einiges aufholen. Wenn das Jugendhaus fertig ist, dann sind wir als FC Ingolstadt sicherlich auch in der Lage, gute Spieler verpflichten zu können. Die dann nicht zum FC Bayern, VfB Stuttgart, Nürnberg, FC Augsburg oder 1860 gehen.

    Wie sehen Sie Ihre Zukunft als Trainer?

    Leitl: Mein Arbeitsvertrag mit dem FC Ingolstadt ist über drei Jahre so gegliedert, dass ich als Trainer der U17 im Dezember die A-Lizenz mache und dann schnellstmöglich den Fußballlehrer.

    Wie sieht es danach aus. Sieht man Stefan Leitl später als Bundesligatrainer?

    Leitl: Ich weiß noch nicht, wo mein Weg hinführt. Mein Wunsch wäre, dass ich hier in Ingolstadt mal Cheftrainer werde. Wenn sich das realisieren könnte, wäre das super. Momentan aber habe ich viel Spaß an meiner Arbeit, junge Spieler weiter zu entwickeln mit der Hoffnung, dass der ein oder andere den Sprung zu den Profis schafft.

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