Für die meisten Fußballspieler ist es nach langen, testspielreichen Winterpausen vermutlich das Ereignis schlechthin. Da schwitzen und schuften, wo andere sich im Sommer ihren eisgekühlten Mojito an den Tisch mit Meerblick bringen lassen – den leidgeprüften Kickern gefällt’s. Die Rede ist natürlich vom Trainingslager. Alljährlich zieht es die Teams der Bundesliga vor dem Rückrundenstart in wärmere Gefilde an der spanischen oder türkischen Mittelmeerküste. Oder, wie etwa den großen FC Bayern, sogar nach Dubai.
Wenn es nach dem finalen Heimtest gegen den SV Karlshuld (heute, 12 Uhr) für Bezirksligist FC Ehekirchen in der nächsten Woche gen Süden geht, soll es nicht ganz so dekadent sein. Porec, Kroatien, 10˚C, bewölkter Himmel. Ein kleiner, mittelalterlicher Touristenort an der Adria-Küste. Spielertrainer David Buliks Vorfreude ist groß: „Wir werden gute Trainingseinheiten abhalten. Die Rasenverhältnisse in Kroatien sind um einiges besser als hier. Außerdem sind fast alle Mann an Bord.“ Bis auf die am Sprunggelenk verletzten Christoph Appel und Johannes Kranner sowie die zeitlich verhinderten Christoph Axtner und Florian Harlander wird der FCE-Coach auf all seine Schützlinge zugreifen können.
Während die Ehekirchener Vorbereitung bisher sehr auf Kraft und Ausdauer fokussiert war, soll es in Kroatien mehr „ums Fußballerische“ gehen, wie Bulik sagt. Mit dem war er nach den mäßigen Testspielergebnissen – drei Unentschieden gegen Königsbrunn (0:0), Echsheim (2:2) und Untermaxfeld (0:0) sowie zwei Niederlagen gegen Meitingen (3:5) und Türkspor Augsburg (1:4) – nämlich überhaupt nicht zufrieden: „Da waren mir zu viele Fehlpässe und Unkonzentriertheiten dabei.“
Auch Einzelgespräche sollen im Trainingslager eine wichtige Rolle spielen. Die Akteure am Boden halten, sie auf die Rückrunde einschwören – Bulik will unbedingt an die grandiose Leistung vor der Winterpause anknüpfen.
Ein kleiner Rückblick: Hatte der FCE in der Vorsaison noch mit Ach und Krach den Abstieg abwenden können, bewegen sich die Ehekirchener nun in ganz anderen Sphären: Tabellenspitze, 39 Zähler (das sind sechs Punkte Vorsprung auf den Dritten), gerade einmal drei Niederlagen nach 18 Partien. „Vom Fast-Absteiger auf den ersten Platz ist schon spitze“, meint Bulik, der den Grund für den Aufschwung vor allem in der konstanten Spielweise seines Teams und dem nicht vorhandenen Verletzungspech der Vorsaison sieht.
Gemeinsam mit Co-Trainer David Labus hat er seinen Vertrag frühzeitig um ein weiteres Jahr verlängert. „Was das Umfeld betrifft – Einheitsklamotten, Trainingsplätze, Flutlichtanlage – ist noch viel Luft nach oben. Wir wollen hier etwas entwickeln“, sagt der 32-Jährige, der, wie er gesteht, nicht „irgendwo im Mittelfeld rumgurken“ wolle. Es müsse um etwas gehen.
Auch wenn man sich in Ehekirchen lange geziert hat, für die Schwarz-Weißen wird es sogar um das Höchstmögliche gehen nach der Winterpause: den Aufstieg in die Landesliga. Das will auch Bulik nicht mehr komplett verleugnen: „Unser Anfangsprogramm (Anm. d. Red.: Wemding am 20. März, Lauingen, Nördlingen) wird entscheidend sein, aber wir sind noch nicht fertig. Wir wollen uns da oben festbeißen. Dann kann man am Ende auch über den Aufstieg reden.“
Und sollte es der Bulik-Truppe tatsächlich gelingen, Ende Mai ganz oben zu stehen, kann man noch über ganz andere Dinge reden: über eine Rückkehr nach Porec zum Beispiel. Geschwitzt werden würde dann nur noch wegen der tropischen Temperaturen und ein Mojito mit Meerblick? Der wäre dann sicherlich auch drin.