Es dauerte lange, bis der Erste auftauchte. Sie müssten erst einmal runterkommen, durchatmen, sagte einer aus dem Mannschaftsstab, der die Pressemeute vertrösten musste. Benedikt Schopper war es schließlich, der aus der Kabine geschlichen kam, in Badeschlappen, mit zwei leeren Getränkeflaschen in den Fingern, Handtuch über dem Kopf.
Das Bild sprach Bände: Die Play-offs gehen den Spielern des ERC Ingolstadt natürlich doch an die Substanz. Auch wenn sie bis dato immer so kraftvoll und ihren Gegnern physisch überlegen wirkten. Dass die Panther gestern nur ein einziges Tor vom ersten Titel der 50-jährigen Klub-Geschichte entfernt waren und dann in der Verlängerung von Kölns 40-jährigem Oldie Mirko Lüdemann aus ihren Träumen gerissen wurden (siehe Sport), wirkte sicher auch nicht als Muntermacher.
„So ist das halt, eine Verlängerung kann so oder so laufen“, sagte Schopper mit ruhiger Stimme. Auch von der Aufregung, die nach dem Siegtreffer von Lüdemann auf dem Eis noch herrschte, war nur wenig zu hören oder zu spüren. Es hatte sich nämlich eine Rauferei entwickelt, bei der schnell sämtliche Feldspieler beteiligt waren. Schopper rannte als einer der ersten Ingolstädter von der Bank zum Ort des Geschehens, wo Tim Conboy wieder einmal in die Rolle des Polizisten schlüpfte und gleich auf die Kölner losging. Auslöser für den Tumult war wohl ein Foul von Kölns Rob Collins an Ziga Jeglic. Collins bekam dafür eine Spieldauerdisziplinarstrafe, Jeglic lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Eis. Schopper erklärte: „Ich habe gesehen, dass Ziggy auf dem Eis lag, und wenn alle Kölner schon auf dem Eis sind, brauchst du nicht lange zu überlegen.“ Conboy prügelte sich schließlich mit Andreas Falk, Jean-Francois Boucher hatte mit Kölns Marcel Ohmann zu kämpfen.
Kölns Collins droht nach Stockstich eine Sperre
Jenes Quartett kam mit zehnminütigen Disziplinarstrafen davon. Für alle Vier war es die erste im Lauf der Play-offs, so dass keine Sperre droht. Collins – mit bisher ganz starken Leistungen im Finale einer von Kölns Schlüsselspielern – dürfte allerdings am Dienstag aussetzen müssen.
Doch groß Nachkarten lag den Ingolstädtern überhaupt nicht. Der Fokus lag schnell auf dem entscheidenden siebten Spiel, das am Dienstag (19.30 Uhr) in Köln stattfinden wird. Mit der Niederlage haderte Schopper nicht: „Zu lang drüber nachdenken bringt nichts. Wir haben kein Problem, das jetzt in Köln zu entscheiden.“
Die Kraft sei auch nach zwei Verlängerungen binnen drei Tagen kein Thema. „Kräftemäßig ist alles gut“, sagte Schopper. Björn Barta meinte: „Dass nicht mehr alles frisch ist, ist doch normal.“ Der für die Fitness verantwortliche Trainer Niklas Sundblad sagte sogar: „Die ganze Saison haben wir für Spiel sieben trainiert. Wir fahren hoch nach Köln und wollen das gewinnen.“
Die große Party in Ingolstadt ist damit vorerst verschoben. Doch so oder so sah das Publikum eine aufregende Show im allerletzten Eishockey-Spiel dieser Saison in der Saturn-Arena. Der Showdown findet nun in Köln statt.