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ERC Ingolstadt: Wenn der Wecker um 3.45 Uhr klingelt...

ERC Ingolstadt

Wenn der Wecker um 3.45 Uhr klingelt...

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    Kehrte nach seinem dreiwöchigen Nordamerika-Trip wieder an seinen Schreibtisch in der Geschäftsstelle des ERC Ingolstadt zurück: Sportdirektor Larry Mitchell.
    Kehrte nach seinem dreiwöchigen Nordamerika-Trip wieder an seinen Schreibtisch in der Geschäftsstelle des ERC Ingolstadt zurück: Sportdirektor Larry Mitchell. Foto: Dirk Sing

    Drei Wochen lang reiste der neue Sportdirektor des ERC Ingolstadt, Larry Mitchell, zuletzt durch Nordamerika, um sich dort auf seiner Scouting-Tour einen Überblick über den aktuellen Spielermarkt zu verschaffen. Wir haben nach seiner Rückkehr mit ihm gesprochen.

    Herr Mitchell, haben Sie eigentlich nach so vielen Jahren immer noch Probleme mit dem Jetlag?

    (lacht) Ja, diesmal ist leider etwas schlimmer als sonst, da ich unter anderem auch in Kalifornien unterwegs war. Dort ist der Zeitunterschied noch um drei Stunden größer als im Osten. Von dem her komme ich momentan nicht sonderlich viel zum Schlafen.

    Können Sie uns ein bisschen verraten, was in diesen drei Wochen auf Ihrem Terminkalender stand?

    Ich bin zunächst nach Toronto geflogen und dann weitergereist in Richtung New York State und Connecticut, wo ich mir einige Partien angesehen habe – unter anderem auch ein NHL-Spiel der New Jersey Devils, wo mein Freund Geoff Ward als Co-Trainer arbeitet. Danach ging es dann weiter nach Kalifornien. Dort standen fünf Begegnungen in fünf Tagen auf meinem Programm. Über die Zwischenstation Texas bin ich schließlich wieder in den Osten geflogen. Aufgrund der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt der Spielplan der AHL-Playoffs noch nicht öffentlich war, habe ich mir dort zwei ECHL-Partien angesehen, was ursprünglich nicht geplant war. Nachdem ich abschließend noch vier Playoff-Matches in der AHL besucht habe, habe ich schließlich die letzten beiden Tage dazu genutzt, gezielt Spieler zum Mittagessen einzuladen, um sie besser kennenzulernen. Das war eine sehr gute Gelegenheit, da man nach den Spielen zumeist nur wenig Zeit hat, um mit den Jungs zu sprechen.

    Würden Sie eine Scouting-Tour als Stress, Arbeit oder Spaß beschreiben?

    Alles miteinander. Mit macht es definitiv auch Spaß, wobei es oftmals nicht so ist, wonach es aussieht. Wenn man beispielsweise um 24 Uhr von einem Spiel ins Hotel kommt und dann dort um den Weckdienst um 3.45 Uhr bittet, weil das nächste Flugzeug bereits um 6 Uhr geht, kann man sicher verstehen, dass sich der Spaßfaktor auch einmal in Grenzen hält und es mit Stress verbunden ist. Letztlich ist es eine Kombination aus allem.

    Wenn Sie in Nordamerika mit Agenten oder Spielern sprechen: Welchen Stellenwert hat die DEL für potenzielle Neuzugänge? Ist es schwierig, einen Profi aus Übersee von einem Wechsel nach Deutschland zu überzeugen?

    Es wird immer schwieriger. Was für die DEL spricht, ist die Tatsache, dass bereits viele Nordamerikaner hier sind. Man tut sich daher leichter mit der Umstellung. Viele Spieler haben Angst, in ein neues Land und eine neue Kultur zu kommen sowie die Sprache nicht zu sprechen. In der DEL gibt es den großen Vorteil, dass die meisten Trainer ihre Ansprachen ohnehin auf Englisch machen. Was allerdings dagegen spricht: Viele Akteure, die Nordamerika verlassen, träumen vom großen Geld in Russland. Auch Schweden hat nach wie vor einen guten Ruf. Damit haben wir in der DEL zu kämpfen. Was auch immer schwieriger wird: Die AHL wird jünger und jünger, da es eine Ausbildungsliga ist. Und die paar Veteranen, die jedes Team hat, verdienen mittlerweile auch mehrere hunderttausend Dollar, um die Jungen zu führen beziehungsweise zu verhindern, dass diese nach Europa gehen.

    Kommen wir konkret zum Kader des ERC Ingolstadt – und beginnen auf der Torhüter-Position! Sind Sie bei der Suche nach einem zweiten Goalie neben Timo Pielmeier weitergekommen?

    Nicht unbedingt. Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten: Man holt entweder einen deutschen oder ausländischen Torhüter. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich die Liga dorthin entwickelt hat, dass man zwei gute Goalies benötigt – auch wenn es sicher die ein oder andere Ausnahme wie Kölns Gustaf Wesslau gibt. Diese müssen sich ergänzen und gegenseitig pushen. Natürlich kann man auch einen jungen Torhüter verpflichten, der von Timo lernt und seine drei bis fünf Einsätze pro Saison absolviert. Das ist sicherlich nicht verkehrt. Aber nach den vergangenen beiden Jahren, in denes es sportlich beim ERCI nicht nach Wunsch lief, bin ich der Ansicht, dass es wichtig ist, einen Schlussmann zu holen, der den Konkurrenzkampf mit Timo aufnimmt. Der Trainer wird dann am Ende nach Leistung entscheiden, wer wie viele Partien auf dem Eis steht.

    Machen wir bei den Verteidigern weiter! Inklusive Patrick Köppchen, den der ERCI bekanntlich gerne abgeben würde (die NR berichtete exklusiv), und Neuzugang Sean Sullivan stehen bereits acht Defender, von denen sieben (!) Linksschützen sind, unter Vertrag. Wie sieht die weitere Planung auf diesem Sektor aus?

    Zu Patrick Köppchen: Er hat einen Vertrag beim ERC Ingolstadt. Weiteres dazu kommentiere ich nicht. Zu Ihrer Frage: Wir haben aktuell noch eine Verteidiger-Position offen und bevorzugen hierfür sicherlich einen Rechtsschützen. Was den gesuchten Spielertypen betrifft, bin ich der Meinung, dass wir jemand benötigen, der das physische Spiel bevorzugt und in Unterzahl agieren kann. Es schadet auch nicht, wenn er mal die Handschuhe fallen lässt, um einen Teamkollegen zu schützen. Offensiv sind wir in diesem Bereich in meinen Augen mit einem Patrick McNeill oder Sean Sullivan sehr ordentlich besetzt. Auch Simon Schütz kann zweifelsohne in diese Rolle hineinwachsen.

    Auch im Angriff sind noch einige Positionen zu besetzen. Wonach halten Sie speziell Ihre Augen offen?

    Ich suche definitiv zwei bis vier ausländische Stürmer, die das Potenzial haben, in den ersten Reihen zu spielen. Die genaue Anzahl hängt letztlich auch davon ab, wie ich mich bei der zweiten Torhüter-Position entscheide. Dementsprechend werden auch noch ein oder zwei deutsche Angreifer hinzukommen. Ich bin der Meinung, dass ein gesunder Konkurrenzkampf um die Plätze im Kader wichtig ist.

    Lassen Sie uns abschließend noch über die Personalie Tommy Samuelsson sprechen. Nach dem Aus in den Pre-Playoffs gegen Bremerhaven stand auch der Cheftrainer in der Kritik. Konkret gefragt: Wird Samuelsson als Headcoach Anfang August, wenn die Panther in die Saisonvorbereitung starten, definitiv auf dem Eis stehen?

    Ja, der Plan ist, dass Tommy Samuelsson ab August mit einem neuen Trainerteam an seiner Seite als Cheftrainer weiterarbeitet.

    Bei uns im Internet

    Das komplette und sehr ausführliche Interview mit Larry Mitchell gibt es unter www.neuburger-rundschau.de/erci.

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