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ERC Ingolstadt: „Identifikationsfiguren müssen sein“

ERC Ingolstadt

„Identifikationsfiguren müssen sein“

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    Hatten beim „Latsch-Gipfel“ der Neuburger Rundschau viel Interessantes zu sagen: (Von links) ERCI-Fanbeauftragte Petra Vogl, Stürmer Thomas Greilinger und Panther-Geschäftsführer Claus Gröbner.
    Hatten beim „Latsch-Gipfel“ der Neuburger Rundschau viel Interessantes zu sagen: (Von links) ERCI-Fanbeauftragte Petra Vogl, Stürmer Thomas Greilinger und Panther-Geschäftsführer Claus Gröbner. Foto: Dirk Sing

    Herr Gröbner, der ERC Ingolstadt war im vergangenen Jahr zum ersten Mal im Trainingslager in Latsch. Am Ende stand eine unbefriedigende Saison. Sehen Sie die Rückkehr nach Südtirol daher als schlechtes Omen für die anstehende Spielzeit?

    Gröbner: (lacht) Nein, überhaupt nicht. Letztlich hat es zwei Gründe: Zum einen haben wir mit Südtirol eine größere Tourismus-Partnerschaft. Zum anderen stimmt einfach das Gesamtpaket. Wir haben uns erneut für ein Trainingslager entschieden, bei dem die Spieler weiter zusammenwachsen, hervorragende Arbeitsbedingungen, aber auch eine gewisse Abwechslung im Alltag haben. Nachdem das Ganze im letzten Jahr ja doch ziemlich kurzfristig zustande gekommen ist, haben wir den gesamten Ablauf verbessert und auch ein Turnier mit drei Klubs organisiert. Die Mannschaft und das Trainer-Team finden hier optimale Verhältnisse vor.

    Herr Greilinger, Sie waren 2015 in Latsch auch dabei. Lässt sich die Trainings-Intensität unter Ex-Coach Manny Viveiros und dem neuen Cheftrainer Tommy Samuelsson in dieser einen Woche in Südtirol vergleichen?

    Greilinger: Wir sind auf alle Fälle öfter und auch intensiver auf dem Eis. Ich denke, dass die Vorbereitung in dieser Saison mehr auf die Punktrunde in der DEL ausgelegt ist. In meinen Augen wäre es auch ein großer Fehler, wenn man sich hier komplett an der Champions-League orientieren würde. Das Wichtigste ist definitiv die DEL-Spielzeit. Und daher finde ich es auch sehr gut, dass wir richtig hart trainieren.

    Frau Vogl, bleiben wir bei der Saison 2015/2016. Wie groß war bei Ihnen der Spaßfaktor?

    Vogl: Nicht sehr groß! Ehrlich gesagt hat es nicht wirklich viel Spaß gemacht. Eigentlich waren wir sogar ziemlich froh, als wir in den Pre-Playoffs ausgeschieden sind, weil einfach nicht mehr drin war.

    Woran lag das in Ihren Augen?

    Vogl: Also wir Fans waren der Meinung, dass die Mannschaft nicht richtig fit war. Wir haben einerseits kein einziges Spiel in der Verlängerung gewonnen. Andererseits gab es etliche Partien, in denen das Team bis zur Hälfte gut gespielt hat, danach aber eingebrochen ist. Daher hat es für uns so ausgesehen, als wäre zumindest ein Teil der Spieler konditionell nicht auf der Höhe. Gröbner: Ich denke, es ist menschlich, wenn man auch einem sportlichen Ausscheiden immer zuerst die negativen Punkte sieht. Man darf trotz allem aber auch die positiven Dinge nicht vergessen. So haben wir beispielsweise in der Champions-League, gerade gegen die schwedischen Spitzenteams, tolle Leistungen gezeigt. Wenn man aber nach Gründen für die enttäuschende DEL-Saison sucht, dann setzt sich das meines Erachtens aus vielen kleinen Punkten zusammen. Wenn man beispielsweise sieht, wie unglücklich wir gegen Frölunda ausgeschieden sind, dann kann das sicher auch einen kleinen Knacks in der Psyche der Spieler ausgelöst haben. Vogl: Aber zieht sich so etwas dann wirklich durch eine ganze Saison? Ist das wirklich der Fall, Thomas? Greilinger: Nein, eigentlich nicht. Wenn man es ganz realistisch sieht, dann können wir uns mit schwedischen Teams einfach nicht vergleichen. Von dem her war bereits im Vorfeld ein Weiterkommen eher unwahrscheinlich. Aber nochmals auf das Thema Fitness zurückzukommen: Als wir in der Saison 2013/2014 unter Niklas Sundblad immens hart trainiert haben, haben wir ja auch – das muss man einfach zugeben – bis zu den Playoffs größtenteils richtig schlecht gespielt. Ein Jahr später war das Trainingspensum unter Larry Huras ähnlich wie danach unter Viveiros – und wir sind erneut ins Finale eingezogen. Von dem her denke ich, dass es weniger an der Fitness liegt. Das ist dann oftmals eine Kopfsache.

    Wenn man in der Vergangenheit mit den Verantwortlichen der Panther über das Thema Trainer gesprochen hat, kam immer wieder der Wunsch nach Kontinuität auf diesem Posten auf. Herr Greilinger, Sie sind jetzt seit 2008 beim ERC Ingolstadt! Bringen Sie eigentlich noch alle Trainerwechsel in dieser Zeit zusammen?

    Greilinger: Logisch – haben Sie genügend Zeit (lacht)? Als sich damals in Ingolstadt unterschrieben habe, war Mike Krushelnyski noch Headcoach. In die Saison sind wir dann aber mit Benoit Laporte gestartet. Weiter ging es dann mit Greg Thomson, Bob Manno, wiederum Greg Thomson, Rich Chernomaz, das Duo Rick Nasheim/Jim Boni, Niklas Sundblad, Larry Huras, Manny Viveiros, Kurt Kleinendorst und jetzt Tommy Samuelsson.

    Wie schwierig ist es gerade für einen Spieler, sich immer wieder an einen neuen Headcoach beziehungsweise neues System zu gewöhnen?

    Greilinger: Das System an sich ist eigentlich relativ egal. Dieses kann ja der Trainer während einer Saison dreimal ändern. Aber natürlich ist es schwierig, wenn jedes Jahr ein neuer Trainer kommt und du einen laufenden Vertrag hast. Der Coach muss ja letztlich mit dir und deiner Spielweise klarkommen. Anders ist es dagegen, wenn mich beispielsweise ein Trainer anruft und fragt, ob ich zu ihm kommen will. Dann weiß ich, dass dieser Coach auch mit mir plant. Diese Situation mit den ganzen Trainerwechseln ist daher schon etwas schwierig.

    Bleiben wir beim Thema Kontinuität: Wie wichtig ist es in Ihren Augen, bestimmte Identifikationsfiguren – gerade auch für die Anhänger – in der Mannschaft zu haben?

    Vogl: Für uns Fans ist das brutal wichtig! Allerdings gibt es solche Typen wie beispielsweise einen Mirko Lüdemann in Köln oder Daniel Kreutzer in Düsseldorf, die für ihren Verein quasi das Sinnbild sind, heutzutage immer weniger. Auf den ERC Ingolstadt bezogen, ist der „Greile“ für mich eine echte Identifikationsfigur. Er ist einfach einer von uns und hat in den vielen Jahren, in dener er hier ist, schon immens viel geleistet.

    Gröbner: Ich sehe das ganz genau so. Als Verein haben wir das ja mit einigen Personalien dokumentiert. Einige Verträge wurden langfristig verlängert beziehungsweise ein Neuzugang wie Thomas Oppenheimer hat für fünf Jahre unterschrieben. Für die Fans sind solche Identifikationsfiguren immens wichtig. Aber auch in der Organisation benötigen wir solche Konstanten und Säulen, um für eine gewisse Kontinuität und Identifikation zu sorgen. Dafür steht unsere Unternehmenskultur. Mein großes Ziel ist es, dass wir uns letztlich als „Gesamtorganisation“ verstehen, die gewisse Werte lebt. Wenn man das aufs Eis überträgt, werden wir auch erfolgreich sein.

    Zum Abschluss noch eine vorausschauende Frage: Angenommen, wir treffen uns in gleicher Runde in einem Jahr wieder. Was müsste nach der Saison 2016/2017 unter dem Strich sehen, damit Sie ein zufriedenes Fazit ziehen könnten?

    Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber ich möchte Meister werden! Ich gehe ja nicht in eine Saison, um die Vizemeisterschaft zu holen. Das gleiche Ziel werden auch die Spieler der anderen 13 DEL-Teams haben.

    Vogl: Aus Spieler-Sicht ist das natürlich absolut verständlich. Persönlich würde ich die direkte Playoff-Teilnahme schon als toll empfinden. Zudem würde ich mir wünschen, dass sowohl das Trainer-Team als auch einige Neuzugänge, die wir geholt haben, über die Saison hinaus bleiben, damit die bereits angesprochene Kontinuität und Identifikation gestärkt wird.

    Gröbner: Nüchtern betrachtet wünsche ich mir eine Top Sechs-Platzierung. Ansonsten hoffe ich, dass wir auch mit unserer langfristigen Zielsetzung, der Verzahnung von Profi- und Nachwuchsbereich, einen weiteren großen Schritt vorankommen. Und was die Petra schon gesagt hat: Es wäre toll, wenn wir mit diesem Trainer-Team langfristig etwas aufbauen können.

    Interview:

    Das komplette Interview gibt es in unserem „ERCI-Special“ unter www.neuburger-rundschau.de/erci

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