Für ihn ist es eine „Schicksalswahl“, wenn am 23. Februar die Menschen über die Zusammensetzung des neuen Bundestages entscheiden. „Die wichtigste nach 1949 und 1990 in Deutschland“, versucht Günther Felßner die Bedeutung des bevorstehenden Urnengangs zu unterstreichen. „Und in allen Fällen haben Kanzlerkandidaten der Union gewonnen und danach entscheidende Entwicklungen eingeleitet.“ Der überwiegende Teil der über 700 Gäste in der Alten Schweißerei der Bauer AG applaudiert dem Ehrengast der CSU Schrobenhausen, der zum Neujahrsempfang der Christsozialen in die Lenbachstadt gekommen ist, lang und intensiv. Denn Felßner trifft mit dieser Aussage vor allem den Nerv der Parteimitglieder.
Dabei will der Neujahrsempfang eigentlich keine reine CSU-Veranstaltung sein. Neben Landrat Peter von der Grün (FDP) und Bürgermeister Harry Reisner (Freie Wähler) sind noch weitere Rathauschefs sowie eine ganze Reihe von Kreis- und Stadträten aus Neuburg, Schrobenhausen und dem Landkreis gekommen. Man stelle bewusst Optimismus zur Schau und verstehe die Zusammenkunft als Symbol für Gemeinsinn, sagt der CSU-Ortsvorsitzende Andy Vogl bei seiner Begrüßung. Vor allem durch das verheerende Pfingsthochwasser sei Schrobenhausen zu einem Musterbeispiel für Zusammenhalt in der Not geworden. „Wir haben heute Rote, Grüne, Gelbe und Orange da – hoffentlich keine Braunen“, umschreibt der Dritte Bürgermeister das nicht nur auf seine Partei beschränkte Miteinander beim Neujahrsempfang, den das Blasorchester Schrobenhausen musikalisch umrahmt.
![Der bayerische Bauernverbandspräsident Günther Felßner war zu Gast beim CSU-Neujahrsempfang in Schrobenhausen. Der bayerische Bauernverbandspräsident Günther Felßner war zu Gast beim CSU-Neujahrsempfang in Schrobenhausen.](https://images.mgpd.de/img/104786627/crop/c1_1-w100/1482838031/664134693/csu-sob-neujahrsempfang3-24012025.jpg)
Neujahrsempfang der CSU in Schrobenhausen
Nachdem sich der Pfaffenhofener CSU-Direktkandidat Christian Moser in der „Oiden Schwoaßarei“ (O-Ton Vogl) vorgestellt hat, gibt es unmittelbar darauf das dialekttechnische Wechselbad in Person des bayerischen Bauernverbandspräsidenten Günther Felßner, der in bester mittelfränkischer Mundart seine Visionen von Politik und Landwirtschaft darlegt – trotz zuvor angekündigter 30 Minuten etwas ausschweifend über eine Stunde lang.
Der aus Lauf an der Pegnitz stammende Felßner steht dank seines Parteichefs Markus Söder bereits als einer von zwei Ministern im möglichen Kabinett eines Bundeskanzlers Friedrich Merz fest, und das noch bevor die Bürger überhaupt gewählt haben. Der CSU-Politiker ist aber alles andere als ein Hardliner, der den jüngsten Anschlag in Aschaffenburg für plumpe Wahlkampfrhetorik nutzen will, keiner, der sich am politischen Gegner abarbeitet. Der ehemalige Mannschaftssportler (Fußball) und „Bauer mit Leib und Seele“ versucht vielmehr in freier Rede sein Agrarmodell zu erklären, in dem es um eine Transformation von schwarzem zu grünem Kohlenstoff geht.
Felßner nennt dies „den echten Green Deal“. Der Klimawandel sei eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft und eine der Hauptursachen dafür, dass Menschen aus ihrer jeweiligen Heimat fliehen würden. Deshalb brauche es dringend einen Kurswechsel in der Politik: „Das Denken der 1980er, 1990er-Jahre hilft uns nicht weiter. Extensive Landwirtschaft ist grundfalsch!“ Seiner Meinung nach sollten europäische und deutsche Bauern stattdessen wieder mehr produzieren, um sich selbst ernähren zu können.
Schrobenhausen: Günther Felßner trägt sich ins Goldene Buch ein
Deutschland sei wirtschaftlich ein toxischer Standort geworden, betont der Bauernverbandspräsident. Daher führe am Abbau von Bürokratie kein Weg vorbei. Er verstehe sich dank schon seines Berufes als aktiver Umweltschützer, viele Anstöße in der früheren Ampel-Regierung seien vom Ansatz her zwar richtig gewesen, aber handwerklich schlecht umgesetzt worden. Dies gelte es nun in einer unionsgeführten Regierung zu verbessern. Felßner: „Die Zukunft wird nicht von der letzten Generation bestimmt, sondern von der nächsten!“
Dass sich bei einer derart programmatischen Rede beinahe von allein die Frage nach möglichen Koalitionen stellt, weiß der Bauernverbandspräsident natürlich. Und deshalb weicht er mit seiner Antwort auch diplomatisch geschickt aus: „Die ideale Koalition ist die zwischen CDU und CSU.“ Auf jeden Fall würden seine Partei und er nicht zulassen, „dass noch einmal eine Partei in die Verantwortung kommt, die nicht für demokratische Prinzipien steht“.
Nachdem sich Günther Felßner ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hat, darf der Neujahrsempfang der Schrobenhausener CSU endlich zu seinem erklärten Motto übergehen: angeregte Gespräche, vertiefte Kontakte, und das alles bis weit nach Mitternacht. „Ihr seid ein vitaler Ortsverband“, lobt der Ehrengast, der am Schluss auch noch mit den Königlichen Hoheiten aus dem Umland zum Erinnerungsfoto posieren darf: der Spargelkönigin und der Kartoffelkönigin.
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