Mutige Ritter auf edlen Pferden im Turnierkampf, wilde Gesellen aus dem Norden Schottlands, die sich einen Schwertkampf mit den Recken des Markgrafen von Brandenburg liefern – es geht heiß her im Graben des sonst so beschaulichen Jagdschlosses Grünau. Die Grabenhänge sind dicht an dicht von Mittelalterfans und Familien bevölkert, die den Vatertag zu einem Ausflug zu den Grünauer Rittertagen genutzt haben und nun die vier Ritter von Armati Equites anfeuern.
Die Männer schlüpfen auf Grünau in die Rolle eines Ritters
Gernot von Hewen, Wulfrich von Waldenburg, Konrad von Drachenstein und Jürgen von Großpold zeigen in sechs Aufgaben ihr Geschick mit Schwert und Lanze hoch zu Ross. Für die kleine Geschichte, die sich Stefan Elischer und Mark Braune ausgedacht haben, schlüpfen sie in die Rollen von Herold Rudolf von Cronburg und William Marshal.
Ottheinrich spielt auch eine Rolle bei den Rittertagen
Die beiden stehen sich nun im Schlossgraben gegenüber als Stellvertreter des Neuburger Pfalzgrafen Ottheinrich, dem Erbauer des Jagdschlosses, und seines Bruders Philipp. Die beiden hätten einen kleinen Bruderzwist, erfahren die Zuschauer, den sie als edle Herren nicht mit den Fäusten, sondern mittels eines Turniers austragen. Sechs Übungen müssen die vier Ritter absolvieren, und zwar Ritterhelme von Pfosten herunterschlagen, einen Weinbecher ergreifen, zwei Holzklötze aus der Mitte einer Pyramide herausstechen, Ringe stechen, mit einer Axt einen Apfel spalten und mithilfe einer Lanze den sogenannten Roland zum Kreiseln bringen. Das Publikum fiebert mit, beklatscht Erfolge, bedauert Misserfolge und wird am Ende auf ein zweites Turnier am Abend vertröstet.
Die Kinderschlacht auf Grünau wird mit Schwimmnudeln ausgetragen
Denn die beiden Kontrahenten werden sich nicht einig, wer nun mehr Punkte errungen hat. Während Rudolf von Cronburg 23 Punkte für sich reklamiert und William Marshall nur 20 zugesteht, kontert der: „Ihr könnt wohl nicht zählen.“ Zunächst aber bekommen Ritter und Pferde eine Pause, nachdem sie eine Ehrenrunde gedreht haben, und so mancher Zuschauer staunt, weil sich hinter den Pseudonymen Gernot von Hewen und Wulfrich von Waldenburg die Amazonen Katrin Grünewald und Rebecca Sessler verbergen. Die Kinderfeldschlacht wird dann mit Schwimmnudeln ausgetragen beziehungsweise den Smartphones der Eltern, die ihren Nachwuchs mit geduldigen Rittern oder ihrem Gefolge ablichten.
Hochbetrieb herrscht stets an den Essensständen im Schlosshof, wo sich lange Schlangen am Porchetta- oder Spiralkartoffelstand bilden. Die Tänzer zu des Fürstensfelde Saltatores Principales unterhalten die Hungrigen derweil mit mittelalterlichem Tanz; Geige, Flöte und Dudelsack lassen die Musica Immortales erklingen.
An den Ständen bei den Rittertagen gibt es Utensilien aus Leder, Holz oder Metall
An den Ständen gibt es allerlei mehr oder weniger mittelalterliche Utensilien aus Leder, Holz oder Metall zu erwerben – von Lederwaren mit Aufdruck der eigenen Initialen über Schmuck, Kleidung, Zauberstäbe, Schaffelle bis hin zu Kuschelschlangen und Vogelstimmenpfeifen. Permanent umlagert sind vor allem die Anbieter von Schwertern, Steinschleudern, Lanzen, Bögen mit Pfeilen und was es sonst noch an mittelalterlichen Waffen für Kinder gibt.
Der Feldschlacht wird eine kleine Geschichte erzählt
„Wir verherrlichen Gewalt nicht, sondern das ist ein Spiel – ohne Bezug zum echten Leben“, betonen die Schwertkämpfer vor ihrer Feldschlacht mit Blick auf den Ukrainekrieg. „Bei uns stehen hinterher alle wieder auf, wir erzählen nur ein Märchen“, sagt der Herold. Auch zur Feldschlacht gibt es wieder eine kleine Geschichte: Der Markgraf von Brandenburg und Herzog von Sachsen ist zu Gast beim Wittelsbacher Herzog und darf in den Wäldern rund um Schloss Grünau jagen. Der Zufall will es, dass auch ein schottischer Edelmann mit seinen Highländern dort weilt und ebenfalls vom Wittelsbacher die Erlaubnis zur Jagd erhalten hat. Es kommt, wie’s kommen muss. Die beiden Jagdgesellschaften treffen aufeinander, ein Wort, eine Beleidigung gibt die andere, und dann wird der Disput zunächst von den Bogenschützen, dann von den Schwertkämpfern ausgekämpft. Zur Freude des Publikums, das sowohl bei den Schaukämpfen als auch kulinarisch und kulturell voll auf seine Kosten kommt – mit einer bunten Mischung aus mehr oder weniger Authentischem aus der Zeit vom Mittelalter bis zur Renaissance.
Die Rittertage auf Schloss Grünau dauern noch bis zum Sonntag. Weitere Infos gibt es unter gruenauer-rittertage.de