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Rennertshofen: In Rennertshofen legt die Theaterjugend mit bayerischem Humor vor

Rennertshofen

In Rennertshofen legt die Theaterjugend mit bayerischem Humor vor

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    Prächtig gelungen ist der erste Sud von Ringos neuem Bier für den Fischbräu. Helena Weigl, Raphael Kruber, Lisa Reiner, Niklas Hofmann und Anna Fürst (von links) bei der Kostprobe.
    Prächtig gelungen ist der erste Sud von Ringos neuem Bier für den Fischbräu. Helena Weigl, Raphael Kruber, Lisa Reiner, Niklas Hofmann und Anna Fürst (von links) bei der Kostprobe. Foto: Peter Maier

    Die Eröffnung der Spielsaison bei den Rennertshofener Theaterfreunden erreicht mit dem Jugendtheater eine historische Dimension. Erstmals bewundert das Publikum die Bühnenakteure im alten Kinosaal. Der Dreiakter „A Flascherl vom Glück“ von Christian Lex steht auf dem Spielplan. Zusatzeinlagen mit besonderen Ereignissen in Rennertshofen und den Ortsteilen aus den Sechzigern bringen „Zenz, Hilde und Sepp“ (Larissa und Laura Golombek und Simon Zoller) auf die Bühne. 

    Die alles überragende Sensation war 1967 der Kraftwerksbau in Bertoldsheim, verbunden mit dem kontrollierten Abfackeln der berühmt-berüchtigten Traditionsgaststätte „Luft“. Die Bertoldsheimer Feuerwehr stopfte sie mit alten Autoreifen voll und zündete sie an. Ihren damaligen Kommandanten, Fredl Schmid, mussten seine Kameraden in höchster Not retten. Während der ersten Pause klagte Sepp über „Rückenschmerzen vom Kartoffel klauben“. Der damalige Rennertshofener Arzt Dr. Manfred Eichinger behandelte ihn. Der hatte aber Probleme mit „seinem Bernd“. Der rückte als „bewegter Mann“ aus dem Deggendorfer Internat aus, geriet mit den „Kindern vom Bahnhof Zoo“ an Drogen, was zur „unendlichen Geschichte“ ausuferte. 

    Vielleicht hilft das Pendel der Esoterikerin Fherdira (Johanna Nagl), damit Braumeister Simmerl Weinzierl (Niklas Hofmann) wieder trinkbares Bier brauen kann.
    Vielleicht hilft das Pendel der Esoterikerin Fherdira (Johanna Nagl), damit Braumeister Simmerl Weinzierl (Niklas Hofmann) wieder trinkbares Bier brauen kann. Foto: Peter Maier

    Schließlich spekulierte das Trio, ob sich der Bernd nicht zum „Untergang“ für die Eichingers entwickelt. Das Ratschtrio brachte so ziemlich alle Filme von Bernd Eichinger in ihrem Sketch unter. Die dritte Einlage befasste sich mit der nahenden Gemeindegebietsreform. „Zenz, Hilde und Sepp“ erinnerten sich, wer damals geboren wurde. Sie sollten dann alle zusammen in eine große Schule in Rennertshofen gehen.

    Theaterjugend Rennertshofen zeigt "A Flascherl vom Glück"

    Die sechziger Jahre erlebten sie alle nicht, ebenso das Bühnenensemble. Mit seinen kontrastreichen Typen beschreibt Autor Christian Lex, dass damals schon eine „Zeitenwende“ anbrach. Die traditionsverhaftete, aber geschäftlich überforderte Brauereibesitzerin Betty Fisch spielt Lisa Reiner als ob sie damals schon gelebt hätte. Ihr Familienbetrieb ist angeschlagen! Den „Welschbräu“ und den „Dirnbräu“ in Rennertshofen musste sie schon verkaufen. Das ist auch kein Wunder bei der ziemlich skurrilen Belegschaft. 

    Helena Weigl spielt eindrucksvoll die zerstreute und vergessliche Köchin Traudl Pramsreiter, die schon mal am Ruhetag groß aufkocht und das Essen anbrennen lässt. Ganz im Stil der damaligen Hippiekultur mimt Anna Fürst die flippige Bedienung Lisa Hiermeyer. Sie schwankt erfrischend zwischen Berlin und Hütting, wählt als Frisur den „schiefen Turn von Pisa“ und fährt modisch auf den Minirock ab. Die kürzlich verstorbene Erfinderin Mary Quant hätte sich köstlich amüsiert. 

    Die schöne neue Welt der Farbfernseher erklärt Vertreter Bertl Wimmerdinger (Luca Weigl) der Bedienung Lisa Hiermeyer (Anna Fürst).
    Die schöne neue Welt der Farbfernseher erklärt Vertreter Bertl Wimmerdinger (Luca Weigl) der Bedienung Lisa Hiermeyer (Anna Fürst). Foto: Peter Maier

    Ein ganz anderer Typ ist der alte Braumeister Simmerl Weinzierl, den Niklas Hofmann sehr authentisch spielt. So sehr er sich auch anstrengt, ihm gelingt, humorvoll dargestellt, seit Wochen kein trinkbares Bier mehr. Dieses Chaos spielt dem raffgierigen Hopfenhändler und Bräu Wigg Maierhofer vermeintlich in die Karten. Dominik Winkler spielt den verschlagenen Kapitalisten, der den „Fischbräu“ übernehmen will, lautstark und gestenreich. Das Gegenteil ist der plötzlich auftauchende Jungbrauer „Ringo.“ Er schwärmt von „Good Vibrations“, der Hippiekultur in San Francisco sowie der Musik von Bob Dylan über Jimi Hendrix bis Tina Turner und ist „fern vom Kapitalismus!“ Allerdings kann er gutes Bier brauen, arbeitet schweißtreibend, weshalb Raphael Kruber auch mit nacktem Oberkörper auftritt. 

    Jugendtheater startet mit bayerischem Dreiakter die Saison in Rennertshofen

    Dies ruft die mannstolle Kramerin, Repassiererin und Kombiniererin Gusti Wimmerdinger (Annika Hofmann) als heuchlerische Moralinstanz mit tollen rhetorischen Einlagen auf den Plan. Ähnlich krachend authentisch, im klischeehaften Bild des Vertreters, spielt Luca Weigl Gustis Mann Bertl. Er tummelt sich in der Branche mit dem damals neuen Produkt Farbfernseher. Das Ensemble komplettiert David Lukas als Totengräber Ignaz Hartl. Er trinkt gerne „warmes Bier, weil seine Kundschaft schon so kalt ist“. 

    Das Drehbuch ergänzten die Regisseure Peter Fürst und Christoph Hosemann um die Esoterikerin Fherdira (Johanna Nagl). Diese grundverschiedenen Charaktere tummeln sich nun in einem typisch bayerischen Stück, mit Irrungen und Wirrungen, Liebe und Leid, Tradition und Freiheitsdrang, Treue und „Flexibilität.“ Dabei soll der Jungbrauer „Ringo“ mit neuen Ideen den angeschlagenen „Fischbräu“ wieder auf die Beine bringen, und auch mit der Chefin anbandeln. Ein „Happy End“ ist in Sicht, jedoch ganz anders, als man es gewohnt ist. Weitere Vorstellungen finden am Freitag, 5. Mai, und Samstag, 6. Mai, jeweils um 19 Uhr statt. Karten gibt es bei Getränke Hörl in Rennertshofen.

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