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Oberstimm: Bier um 6 Uhr morgens: Der Barthelmarkt-Wahnsinn im Protokoll

Oberstimm

Bier um 6 Uhr morgens: Der Barthelmarkt-Wahnsinn im Protokoll

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    Wenn Barthelmarkt-Montag ist, stehen die Feiernden schon um 7 Uhr morgens auf den Bänken. Dann beginnen die Showbands in allen vier Festzelten mit ihrem Programm. Die erste Maß Bier gibt es schon um 6 Uhr.
    Wenn Barthelmarkt-Montag ist, stehen die Feiernden schon um 7 Uhr morgens auf den Bänken. Dann beginnen die Showbands in allen vier Festzelten mit ihrem Programm. Die erste Maß Bier gibt es schon um 6 Uhr. Foto: Laura Gastl

    Montag. Kein Wochenende, kein Feiertag. Der Wecker von tausenden Menschen in ganz Bayern und in Baden-Württemberg klingelt an diesem Tag besonders früh, ja eigentlich mitten in der Nacht. Denn: Es ist Barthelmarkt-Montag in Oberstimm. Von offizieller Seite heißt es, dass die vier Zelte auf dem Festgelände um 6 Uhr öffnen – morgens, nicht abends.

    Um 5.10 Uhr öffnen auf dem Barthelmarkt in Oberstimm die Zelte

    Um ja pünktlich zu sein, gehen viele Barthelmarkt-Besucherinnen und -Besucher gar nicht erst ins Bett. Oder sie reisen in „über 40 Reisebussen“ – Bürgermeister Herbert Nerb hat nachgezählt – extra früh an. Sie kommen aus ganz Süddeutschland und nehmen zum Teil eine lange Fahrt auf sich. Ein außergewöhnlicher Vormittag im Protokoll.

    5.10 Uhr: Es ist noch dunkel draußen, doch vor dem Herrnbräu-Zelt herrscht schon jetzt dichtes Gedränge. Junge Menschen in Dirndl und Lederhose wollen möglichst weit vorne stehen, um einen der heiß begehrten Tische zu ergattern. Schon vor mehr als einer halben Stunde wurde gemunkelt, dass die Zelte gleich aufmachen. Jetzt ist es 5.10 Uhr, und die Sicherheitskräfte vor allen vier Zelten geben der Menge auf Anweisung des Bürgermeisters nach.

    Innerhalb von zwei Minuten ist das Herrnbräu-Festzelt voll

    Vor dem Herrnbräu-Festzelt lassen die Mitarbeitenden das Seil fallen, das die Menschenmassen eben noch zurückgehalten hat. Jetzt stürmen alle gleichzeitig los, springen über Bierbänke, -tische und Absperrgitter. Die Sicherheitskräfte hechten zur Seite, um nicht überrannt zu werden. Gefährlich sieht das aus, doch schon nach einer Minute hat sich das wilde Getümmel beruhigt und die Gäste pilgern in gemäßigter Geschwindigkeit ins Innere des Zeltes. Nach nur zwei Minuten sind alle Tische besetzt.

    5.25 Uhr: Auch im benachbarten Toerring-Festzelt ist schon jetzt alles voll. Dort bedient Franz Seitz heuer zum ersten Mal. Vor zehn Minuten ist der Ingolstädter auf dem Barthelmarkt-Gelände angekommen, um seine Schicht anzutreten. Er hat fünf Stunden geschlafen – dafür, dass er auch am Sonntagabend gearbeitet hat, gar nicht mal so schlecht, wie er findet.

    5.45 Uhr: In den anderen beiden Zelten sind die Plätze zu dieser Uhrzeit etwa zur Hälfte besetzt. Dennoch kann es Frank Omoregbee nicht glauben. „Ich war schon auf Festen überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz“, erzählt der Sicherheitsmann, der seinen Job seit 2002 macht. „Aber so etwas habe ich woanders noch nie gesehen – ohne Schmarrn!“

    Auch die Arbeitskräfte auf dem Oberstimmer Barthelmarkt sind fasziniert von dem Montag im Ausnahmezustand

    Der 37-Jährige kann nicht glauben, dass die Menschen zu einer solchen Uhrzeit ins Bierzelt kommen und feiern wollen. Während er seiner Faszination Ausdruck verleiht, wendet er sich immer wieder dem Zelteingang zu. Denn Omoregbee muss kontrollieren, dass keiner der Gäste Flaschen mit hineinbringt.

    6 Uhr: Gerade eben haben sich viele Gäste noch die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Doch jetzt ist es endlich so weit: Die Bedienungen tragen die ersten Maß Bier an die Tische. Auch Weiße mit Breze sind bereits zu haben, während Rollbraten und Schweinshaxn auf dem Grill noch recht blass aussehen. Draußen vor den Zelten eröffnen die Imbissbuden. Im „Bratpfandl“ grillt Alexandra Bonrath schon jetzt fleißig Feuerwürstl – und findet ihre Abnehmer.

    6.25 Uhr: Zum Barthelmarkt-Montag gehört traditionell der Rossmarkt. Rund 40 Pferde, Ponys und Esel stehen zu dieser Uhrzeit bereits auf einer Wiese hinter dem Herrnbräu-Zelt. Maike Scholz und Anja Dörrzapf kennen die genauen Zahlen und wissen, dass es später noch mehr Tiere werden könnten. Die beiden Tierärztinnen sind im Namen des Veterinäramts vor Ort und kontrollieren, ob „krankheits- und tierschutzmäßig alles passt“.

    Zum Barthelmarkt gehört traditionell der Rossmarkt

    Erst wenn die Tiere untersucht sind, bekommen sie ein orangefarbenes Bändchen ans Halfter und dürfen auf den Platz. Wer ein Pferd kauft und mit Hänger da ist, darf dieses gleich mitnehmen. Wer jedoch etwa eine Ziege oder ein Schaf erwirbt, darf das Tier erst in den Folgetagen auf dem Hof des Verkäufers abholen – damit keine Tiere über das Festgelände geschleppt oder im Bus nach Hause transportiert werden. Neben dem Rossmarkt gibt es aber auch mehrere Marktstände mit Kleidung, Geschirr und Haushaltsutensilien.

    7 Uhr: Im Toerring-Festzelt fängt die Band Frontal Party Pur pünktlich an zu spielen. Sekundengleich mit den ersten Klängen stehen die Menschen auf den Bänken – von der ersten Reihe bis ganz nach hinten. Das erste Lied wird angestimmt, und alle singen mit: „Barthelmarkt in Oberstimm, ja da muass I hi!“ Noch viele weitere Male wird das eigens für den Barthelmarkt komponierte Stück an diesem Vormittag zu hören sein. Auch in den anderen Zelten.

    8 Uhr: Inzwischen haben die Hendl auf den Grillspießen eine goldbraune Farbe angenommen – sie sind ab jetzt zu haben, wie ein Mitarbeiter in der Küche des Ingobräu-Festzelts bestätigt. Nun haben auch alle Fahrgeschäfte im Vergnügungspark geöffnet. Doch noch geht es hier eher ruhig zu.

    9 Uhr: Treffen mit Herbert Nerb auf dem Rossmarkt. Der Rathauschef zieht ein positives Fazit. Die Barthelmarkt-Gäste seien heuer „ruhiger als sonst“, friedlicher. Das würde ihm so auch die Polizei bestätigen. Nerb vermutet: „Die Leute wollen einfach eine Gaudi haben.“

    Bürgermeister Herbert Nerb zieht ein positives Fazit

    Und damit ist an diesem Barthelmarkt-Montag noch lange nicht Schluss: Später am Kindernachmittag wird es im Vergnügungspark vergünstigte Preise geben; in den Zelten wird bis Mitternacht Betrieb sein. Über den Tag verteilt spielen in den Zelten zwei bis drei Bands und sorgen für Stimmung.

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