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Neuburger Wein 2024: Goldmedaille im Visier von Josef Tremml

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Weinlese in Neuburg: Josef Tremml hofft auf goldenen Jahrgang

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    Eineinhalb Tonnen Weintrauben hat Josef Tremml von seinem Weinberg geholt. Das Gewicht der Lese ist geringer als sonst, aber die Qualität sei hervorragend, sagt der Winzer.
    Eineinhalb Tonnen Weintrauben hat Josef Tremml von seinem Weinberg geholt. Das Gewicht der Lese ist geringer als sonst, aber die Qualität sei hervorragend, sagt der Winzer. Foto: Winfried Rein

    Auf den Feldern löst sich langsam der Bodennebel auf, als Winzer Josef Tremml frühmorgens seine Weintrauben erntet. Sorten wie Müller-Thurgau, Regent oder Solaris holt er mit sechs Helferinnen vom Südhang in Neuburg-Laisacker. 2024 soll ein vorzüglicher Jahrgang werden, „vielleicht für eine Goldmedaille“, hofft der Winzer.

    Neuburg-Laisacker: Winzer Josef Tremml hofft auf goldenen Jahrgang

    Die Grundlage für einen Super-Wein hat heuer die Natur gelegt. Sie lieferte in den vergangenen Monaten ausreichend Wasser für die 600 Rebstöcke und ausgiebig Sonnenschein. Mit kolloidalem Silber hat der Winzer Mehltau und andere Pilzkrankheiten bekämpft. „Derart phantastische Trauben habe ich lange nicht mehr gehabt“, sagt er. Eine erste Messung ergibt 90 Öchsle Mostgewicht.

    Heuer erhielt der Neuburger Wein der Sorte Souvignier Gris bei der internationalen „Piwi Weinchallenge 2024“ in Tschechien eine Silbermedaille. Der Ehrgeiz ist geweckt, Josef Tremml wird sich mit seinem Wein auch im kommenden Jahr dem Wettbewerb und der Jury stellen.

    Bei der Lese am Sonntag erbringen die elf Rebreihen etwa eineinhalb Tonnen Trauben. Höhere Qualität gleiche die etwas geringere Menge aus. Als die Sonne den Nebel langsam verdrängt, ist der Winzer mit seiner Ernte bereits auf dem Weg nach Volkach am Main. Dort presst und vergärt er die Trauben, er nutzt die Anlagen einer Berufswinzerei.

    Aus der aktuellen Ernte will Josef Tremml 700 bis 800 Flaschen Wein gewinnen. Er entspringt Neuburger Boden, ist im Neuburger Klima gereift und heißt folglich auch „Neuburger Verschnitt“. Dieser Wein vereint eine Mischung von Rebsorten wie Müller-Thurgau, Regent, Bronner, Muskaris, Solaris, Sauvignon-Blanc, Pinotin und Cabernet Cortis. Der Winzer bietet ihn als „vinum vernaculum – der Bodenständige“ mit einem neuen Etikett („JA“) und natürlich auch mit der Silbermedaille an.

    Weinanbau in Laisacker mit Blick auf das Neuburger Donautal: Erntehelferinnen brachten zehn Traubensorten vom noch jungen Weinberg in Neuburg-Nord ein.
    Weinanbau in Laisacker mit Blick auf das Neuburger Donautal: Erntehelferinnen brachten zehn Traubensorten vom noch jungen Weinberg in Neuburg-Nord ein. Foto: Winfried Rein

    Josef Tremml ist Neuburgs einziger Winzer – und vermisst Anerkennung der Stadt

    Tremml ist das ganze Jahr über auf seinen Weinhängen zu finden. Im Eulatal mit Blick auf die Donau bietet er Weinverkostungen mit Geschichten über den Weinanbau an. Auf dem neuen Hang in Laisacker ist Pflegearbeit angesagt. Schlechte Trauben muss er aussortieren und ein geringeres Gesamtgewicht der Lese akzeptieren. Bei der „Vorlese“ schnitten Helfer kleine und verschrumpelte Trauben ab. Das bedeutet Schonung für die Weinstöcke. Der Winzer zeigt auf die Rebstöcke ganz oben am Hang. Ihre Wurzeln haben in diesem Sommer am wenigsten Wasser ziehen können.

    Deutschlandweit rechnen die Winzervereinigungen heuer mit rund 8,1 Millionen Hektolitern Weinmost und damit deutlich weniger als im Vorjahr. In der Spätsommerperiode von Mitte August bis Anfang September reiften die Trauben besonders gut und legten an Öchslegraden zu. Burgunder zum Beispiel entwickelte sich heuer relativ schnell, die Rieslingreife erreicht noch nicht das Niveau früherer Jahre. Die Winzer hoffen jetzt auf ruhiges Herbstwetter für die Lese.

    Tremmls Wein, der so genannte „Neuburger Verschnitt“ vereint eine Mischung von Rebsorten wie Müller-Thurgau, Regent, Bronner, Muskaris, Solaris, Sauvignon-Blanc, Pinotin und Cabernet Cortis.
    Tremmls Wein, der so genannte „Neuburger Verschnitt“ vereint eine Mischung von Rebsorten wie Müller-Thurgau, Regent, Bronner, Muskaris, Solaris, Sauvignon-Blanc, Pinotin und Cabernet Cortis. Foto: Winfried Rein

    Betriebe im Rhein- und Moseltal, in Baden-Württemberg und Franken stehen unter dem Preisdruck des Wettbewerbs. Aus dem Ausland wird mehr Wein importiert, obwohl der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland auf rund 19 Liter gesunken ist. Winzer reduzieren den Anbau und legen Weinberge still. Die Bundesanstalt hat 2024 dennoch mehr als 300 Hektar neuer Rebflächen genehmigt. Das Gros davon entfiel auf Rheinhessen, der größten deutschen Weinregion. Insgesamt gibt es über 130.000 Hektar bestockter Rebflächen in Deutschland. Zwei Drittel davon entfallen auf Weißwein. Als Sorte dominiert eindeutig der Weiße Riesling.

    Der Neuburger Weinexperte Josef Tremml hat wieder viel Freude an Reben, Lese und Vermarktung. Die Anerkennung in seiner Heimatstadt empfindet er als zweispältig. Einerseits wird sein Wein gelobt, andererseits vermisst er die Rückmeldung von der Stadt. So sei beim jüngsten Neuburger Weinfest kein einziges Glas Tremml-Wein hingestellt worden. Und die Eröffnung einer Ausstellung über den Neuburger Weinanbau fand ohne den einzigen einheimischen Winzer statt.

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