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Neuburg: "Wie eine Familie": Die Neuburger Wasserwacht wird 75

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"Wie eine Familie": Die Neuburger Wasserwacht wird 75

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    Mit Tauchern, Booten und Rettungsschwimmern hilft die Wasserwacht Menschen in der Not.
    Mit Tauchern, Booten und Rettungsschwimmern hilft die Wasserwacht Menschen in der Not. Foto: Matthias Brendel (Archivbild)

    Eine Frau und sieben Männer stürzten sich am 24. Januar 1970 wagemutig in die kalte Donau. Warum? Es handelte sich um eine Übung. Alois Paulus – in dieser Zeit Tauchwart der Wasserwacht Neuburg – war aufgefallen, dass seine Truppe auf Notfälle im Winter nicht vorbereitet war. Also hatte er seine Mannschaft zusammengetrommelt und eine Rettungsaktion in der Donau simuliert. Damit war das Neuburger Winter-Donauschwimmen geboren. Aus acht Teilnehmenden – damals noch ausschließlich Wasserwachtsmitglieder – sind bis heute etwa 2000 geworden. Das Winterschwimmen gilt mittlerweile als eines der größten seiner Art und ist weit über die Stadt hinaus ein Begriff. Paulus, der Erfinder des Winter-Donauschwimmens, ist seit mehr als 70 Jahren Teil der Wasserwacht und damit fast seit Gründung der Ortsgruppe dabei. An diesem Samstag feiert die Neuburger Wasserwacht ihr 75-jähriges Bestehen. 

    Die große Feier der Teilorganisation des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) findet am Abend mit geladenen Gästen statt. Mittags zeigen die Ehrenamtlichen beim Sommer-Donauschwimmen in einer Schauübung nahe des Donaukais, wie sie Menschen retten, die im Wasser in Not sind. Zu ihren Einsatzgebieten gehören in der Region das Brandlbad, der Weicheringer Weiher und die Donau. 

    Wasserwacht feiert 75-jähriges Bestehen in Neuburg

    Bei der Gründung im Jahr 1948 konzentrierte sich die Wasserwacht vor allem auf die Donau. Früher seien die Menschen dort einfach ins Wasser gehüpft, erzählt Vorsitzender Matthias Brendel. Die erste Wachstation entstand 1955 auf der Brandlwiese direkt am Fluss. Viel Ausrüstung hatten die Wachhabenden in dieser Zeit noch nicht. Man habe einfach eine Badehose getragen, sagt der Vorsitzende. Bis zum Jahr 1969 wuchs die Wasserwacht in Neuburg auf 100 Mitglieder mit vier Tauchern und elf Bootsführern an. 

    Heute verzeichnet die Wasserwacht 820 Mitglieder. Laut Brendel seien sie nach dem TSV Neuburg eine der größten Gruppierungen in der Region. Als Teil des BRK werden die Retter und Retterinnen zu Notfällen, die auf dem Wasser spielen, gerufen. Sie leisten Erste Hilfe oder unterstützen bei Suchaktionen. "Im Ahrtal waren wir nicht dabei", erklärt der Ortsvorsitzende. Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 sei das Wasser schnell wieder weg gewesen. Anders war es im Jahr 2002. Damals waren, wie die Neuburger Rundschau berichtete, 50 Helfer und Helferinnen des BRK-Kreisverbandes Neuburg-Schrobenhausen, darunter auch die Wasserwacht, in Sachsen. Im August kam es damals zu schweren Überflutungen an Elbe und Teilen der Donau. Die Ehrenamtlichen aus Neuburg waren im Katastrophengebiet des Kreises Sächsische Schweiz im­ Raum Pirna/Heidenau vor Ort und versuchten, die Menschen zu unterstützen. 

    Wasserwacht kommt bei Hochwasser, aber auch im Freibad zum Einsatz

    Im selben Jahr gründete sich in Neuburg auch eine sogenannte Schnelleinsatzgruppe, kurz SEG. Gerät jemand im Wasser in Not, rückt die SEG aus. Die Ehrenamtlichen werden über das Smartphone alarmiert. Doch nicht nur Menschen, auch Autos und Gegenstände zieht die SEG aus dem Wasser. Neben der SEG gibt es eine Jugendgruppe und eine Naturschutzgruppe.

    Im Sommer hat ein Team der Ortsgruppe das Naherholungsgebiet in Weichering im Blick. Seit 50 Jahren wacht der BRK-Dienst an heißen Tagen und an Wochenende über die Weiher. "Wer Zeit hat, macht Wachdienst", erklärt Matthias Brendel. Die Lebensretter und Lebensretterinnen helfen auch bei Insektenstichen. Ein weiterer Einsatzort ist das Brandlbad. Dort unterstützt die Wasserwacht im Sommer das angestellte Aufsichtspersonal. 

    1955: Einweihung der ersten Wachstation an der Donau
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    Neben Hochwasser-Einsätzen und Aufsicht im Freibad ist die Wasserwacht in Neuburg vor allem für das Winter-Donauschwimmen bekannt. Ein Blick in die Historie.

    Die Wasserwacht sei "wie eine Familie", sagt der Ortsvorsitzende. Er sei mit fünf Jahren Mitglied geworden. "Das ist schon recht spät." Viele Kinder würden im Babyalter schon Teil der Wasserwacht. Schwimmkurse bietet die Neuburger Wasserwacht allerdings nicht an. Die Stadtwerke würden sich in den Neuburger Bädern um die Frühschwimmkurse kümmern. Und an Bahnen in den Becken des Park- und Brandlbads zu kommen, sei nicht einfach, erklärt der 37-Jährige. Für die Zukunft wünscht sich Brendel erst mal, dass sie im Haus der Wasserwacht auf dem Gelände des Klinikums bleiben können. Der Mietvertrag für das Haus läuft noch bis 2027. Ein anderer Wunsch dürfte sich nächstes Jahr bereits erfüllen: Dann soll der legendäre Ball der Wasserwacht nach dreijähriger Corona-Pause wieder stattfinden.

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