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Neuburg : Wer darf eigentlich im Eurofighter mitfliegen?

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Wer darf eigentlich im Eurofighter mitfliegen?

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    Nicht wenige träumen davon, einmal im Eurofighter mitzufliegen. Für die Truppe ist das kaum möglich, aber für Politiker oder - wie hier - für eine Reporterin von Pro Sieben macht die Luftwaffe das möglich.
    Nicht wenige träumen davon, einmal im Eurofighter mitzufliegen. Für die Truppe ist das kaum möglich, aber für Politiker oder - wie hier - für eine Reporterin von Pro Sieben macht die Luftwaffe das möglich. Foto: Luftwaffe/Germaine Nassal

    „Auf die Bundeswehr ist Verlass, hoch motiviert schützt die Luftwaffe 24/7 unseren Luftraum und sorgt für unsere Sicherheit“, mit diesem Post auf X (ehemals Twitter) löste CDU-Chef Friedrich Merz eine Welle der Kritik aus. Nicht wegen der Bedeutung seiner Worte, sondern wegen der Bilder, die er dazustellte. Merz in Fliegerkluft im Eurofighter, begeistert von der Erfahrung einmal im Cockpit des Kampfjets mitzufliegen. Ein verständlicher Wunsch, denn gerade in Neuburg ist immer wieder zu erleben, welche Begeisterung die Technik und die Flugfähigkeiten des Eurofighters auslösen. Dennoch geht der Traum von einem Mitflug im Eurofighter, womöglich sogar im Überschall, nur für Ausgewählte in Erfüllung. Vor allem: für wenige dienende Soldaten.

    Eurofighter-Flug von CDU-Chef Merz: Soldaten haben kaum eine Chance auf den Platz im Doppelsitzer

    So spülte die Nachricht, dass der CDU-Chef - immerhin stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss und möglicherweise der nächste Kanzlerkandidat der Union - innerhalb der Truppe einigen Frust nach oben. Denn selbst als dienender Soldat der Luftwaffe hat man kaum die Chance auf einen Flug im Eurofighter, selbst wenn man selbst tagtäglich für deren Betriebsfähigkeit arbeitet. Ein Umstand, der dafür gesorgt hat, dass es eine Eingabe darüber bis zur Wehrbeauftragten im Bundestag, Eva Högl, geschafft hat. Die Nachfrage nach einer Stellungnahme ihrerseits blieb allerdings unbeantwortet.

    Hobbypilot Merz hat im Kampfjet Eurofighter eine Runde gedreht - nun gibt es Kritik.
    Hobbypilot Merz hat im Kampfjet Eurofighter eine Runde gedreht - nun gibt es Kritik. Foto: Michael Kappeler/dpa (Archivbild)

    Wer mitfliegen darf, erklärt unterdessen ein Sprecher der Luftwaffe. „Bei der Auswahl für einen Mitflug im Eurofighter wird stets ein strenger Maßstab angelegt.“ Für Soldatinnen und Soldaten biete sich die Chance für einen Mitflug im Eurofighter lediglich im Rahmen des Bestpreises des Inspekteurs der Luftwaffe. „Dieser zeichnet wenige Male im Jahr einzelne Personen oder Teams innerhalb der Luftwaffe für besonders herausragende Leistungen aus“, heißt es weiter.

    Bei Einzelauszeichnungen sei dabei meist als Zeichen der Anerkennung ein Mitflug im Eurofighter gekoppelt. Und der Sprecher betont: „Diese Mitflüge als Auszeichnung sind dabei für die gesamte Luftwaffe streng limitiert.“

    Wer mitfliegen darf, entscheiden der Inspekteur der Luftwaffe und das Verteidigungsministerium

    Bei dem Mitflug von Politikern im Eurofighter würden ebenfalls „strenge Maßstäbe“ angelegt werden: „Besuche von Politikern bei der Bundeswehr dienen dazu, sich über die Auftrags- und Einsatzlage, den Ausbildungsstand in den entsprechenden Verbänden und über die Leistungsfähigkeit derer Waffensysteme, in diesem Fall der Luftwaffe und dem Waffensystem Eurofighter, zu informieren.“

    In den vergangenen fünf Jahren ist mit diesem Hintergrund der AfD-Bundestagsabgeordnete aus Lübberstedt, Gerold Otten, zugleich auch Mitglied im Verteidigungsausschusses eingestiegen. Otten ist selbst Oberst a.D. und war vor seinem Mandat im Bundestag angestellt als Eurofighter Sales Director bei Airbus Defence and Space. Die technischen Daten des Waffensystems waren ihm vermutlich bereits vertraut.

    Auch AfD-Bundestagsabgeordneter Gerold Otten ist im Eurofighter mitgeflogen

    Gestartet ist Otten beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg. „Das Mitflugvorhaben wurde im Rahmen eines ohnehin stattfindenden Trainings- und Übungsfluges durchgeführt, es fielen keine zusätzlichen Flugstunden und Kosten an“, erklärt der Sprecher der Luftwaffe.

    Überdies diene die Teilnahme an einem Mitflug dem Erkenntnisgewinn über die Landes- und Bündnisverteidigung und zur Information über den Ausbildungsstand in den entsprechenden Verbänden und über die Leistungsfähigkeit der Waffensysteme.

    Egal, wer mitfliegt - Soldat aus der Truppe oder externer Gast - der Flug im Doppelsitzer muss sowohl vom Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, als auch vom Bundesministerium der Verteidigung gebilligt werden. Das geschah auch im April 2023 mit Claire Oelkers, Moderatorin von Pro Sieben, im Rahmen des Medienprojekts „Mission to Moon“, wie die Luftwaffe auf Nachfrage listet.

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    Für einen Dreh war ein Team des TV-Formats "Galileo" zu Gast beim Neuburger Luftwaffengeschwader. Reporterin Claire Oelkers durfte im Eurofighter mitfliegen.

    Wie diese Redaktion damals berichtet, ging das Team bei den Filmarbeiten für die Sendung „Galileo“ der Frage nach, worauf es ankommt, wenn Menschen den Mond besiedeln wollen. Die beiden Reporter Christoph Karrasch und Claire Oelkers gingen dabei an die Grenzen ihrer Belastbarkeit – unter anderem eben in einem Eurofighter.

    Alle Teilnehmenden an solchen „Gast-Flügen“ werden laut dem Sprecher der Luftwaffe vorher flugmedizinisch in Köln untersucht. Anhand des Ergebnisses ergibt sich, ob die Person körperlich in der Lage ist mitzufliegen und, welche Manöver überhaupt geflogen werden können. Denn im Eurofighter wirken enorme „G-Kräfte“. Die Verantwortung für den Flug trägt der Pilot. Möglich ist ein Mitflug nur in der Trainerversion des Eurofighters. Die ProSieben Reporterin flog mit dem mittlerweile als Display-Pilot bekannten Noble in den Himmel über Neuburg.

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