Bekannt ist es schon länger, nun ist es auch offiziell: Jürgen Schönhöfer ist der neue Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg. Im Rahmen eines feierlichen Appells am Dienstag auf der Basis in Zell bekam der 49-Jährige von seinem Vorgänger, Oberst Gordon Schnitger, die Verantwortung übertragen. Für den Oberstleutnant ist seine neue Verwendung nicht nur ein Heimspiel, sondern auch ein lange gehegter Wunsch.
"Der Posten des Kommodore ist einer der herausragendsten, wahrscheinlich mit der wichtigste in der Laufbahn eines Piloten", sagte Generalmajor Peter Klement, Kommandeur Fliegende Verbände. Diese Verwendung gehe einher mit einem Höchstmaß an Verantwortung, für die Sicherstellung des Einsatzauftrags, für Material aller Art, "aber vor allem Verantwortung für das Ihnen anvertraute Personal", sagte der an Jürgen Schönhöfer gerichtet. Und beim Blick auf die Vita des Oberstleutnants sei klar: "Aufgrund Ihres bisherigen Werdegangs, Ihrer Erfahrung auf unterschiedlichen Ebenen unserer Streitkräfte sowie im Einsatz, weiß ich dieses Geschwader bei Ihnen in guten Händen."
Jürgen Schönhöfer ist neuer Kommodore des Luftwaffengeschwaders in Neuburg
Der gebürtige Franke studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr in München, durchlief die Ausbildung zum Piloten der F-4F Phantom und blieb dann für sechs Jahre beim Taktisches Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ in Wittmund. Danach ging es für Schönhöfer 2006 für drei Jahre nach Neuburg, wo er Staffelkapitän war und eine Umschulung auf den Eurofighter durchlief. Im Anschluss daran hatte er die Möglichkeit, im Kommando Luftwaffe in Köln sowie im Bundesverteidigungsministerium in Berlin "zur Weiterentwicklung der Luftwaffe beizutragen", wie Klement sagte. Es folgte der Posten als Kommandeur der Fliegenden Gruppe des Luftwaffengeschwaders 31 "Boelcke" in Nörvenich sowie bis zuletzt als Referatsleiter im Planungsamt der Bundeswehr in Taufkirchen.
Der Posten des Staffelkapitäns vor 16 Jahren in Neuburg sei ein "großes Privileg" gewesen, wie Schönhöfer sagte. In einer fliegerischen Karriere seien dieser sowie der Geschwader-Kommodore die wohl schönsten Funktionen seiner gesamten militärischen Laufbahn. Der 49-Jährige, der bereits zwei Einsätze in Afghanistan sowie einen in Israel hinter sich hat, freut sich sehr, "dass ich nun die Geschicke meines Heimatgeschwaders federführend mitgestalten darf", denn: Die Ottheinrichstadt ist seit 2006 auch das Zuhause des gebürtigen Franken und seiner Familie.
Gordon Schnitger übergibt Verantwortung über Luftwaffengeschwader an Jürgen Schönhöfer
Die Freude, neuer Kommodore des Neuburger Geschwaders zu sein, sei groß, "doch geht es hier nicht primär um mich", betonte Schönhöfer. Es gehe vielmehr darum, jeden Tag gemeinsam den Auftrag bestmöglich zu erfüllen. "Der Ukraine-Krieg hat uns drastisch vor Augen geführt, dass die Welt nicht stabiler und friedlicher geworden ist - und wir als Team jederzeit einsatzbereit sein müssen." Er werde in den nächsten Wochen primär zuhören, Aufmerksamkeit und Vertrauen schenken, um einander kennenzulernen. "Von Ihrer außerordentlichen Leistungsfähigkeit bin ich überzeugt, ich freue mich riesig auf die Zusammenarbeit", sagte der Oberstleutnant.
Der frisch gebackene Kommodore richtete auch einige Worte an seinen Vorgänger Gordon Schnitger, der seit Anfang April im Kommando Luftwaffe in Berlin ist. Er habe den Verband mit viel Engagement und Empathie geführt "und mir ein hoch motiviertes und leistungsfähiges Geschwader übergeben". Oberst Schnitger habe den Verband mit steter Hand und dem Herz am rechten Fleck geführt, sagte Generalmajor Klement. "Ich spreche Ihnen meinen tief empfunden Dank, Respekt und meine Anerkennung aus."
Oberst Schnitger blickt ebenfalls mit Dankbarkeit und Respekt auf seine dreieinhalb Jahre in Neuburg zurück. Wie leistungsfähig der hiesige Verband sei, hätte vor allem die Übung "Rapid Pacific 2022" gezeigt, "bei der ich die große Ehre hatte, sie anzuführen", sagte er. An seine Nachfolger gerichtet betonte Schnitger: "Jürgen, du übernimmst aus meiner Sicht den leistungsfähigsten und besten Verband der Luftwaffe."