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Foto: Andreas Zidar (Archivbild)
Foto: Andreas Zidar (Archivbild)

Die Neuburger Klinik St. Elisabeth ist an die Schweizer Ameos-Gruppe verkauft worden. Der Kreis Neuburg-Schrobenhausen ging leer aus und kritisiert die Art und Weise, wie die KJF Augsburg die Verhandlungen geführt hat.

Neuburg
12.04.2022

Umstrittener Verkauf der Neuburger Klinik: KJF weist Vorwürfe zurück

Von Andreas Zidar

Der Landkreis fühlt sich beim Verkauf des Neuburger Krankenhauses unfair behandelt. Die KJF weist die Kritik, die nun auf die katholische Einrichtung einprasselt, zurück.

Frau Urbach, Sie sind Sprecherin der KJF Augsburg. In Neuburg wird Kritik an der Art und Weise laut, wie der Verkauf der Klinik St. Elisabeth über die Bühne ging. Man habe sich einen faireren Umgang gewünscht, heißt es vonseiten des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. Können Sie dies verstehen?

Angelika Urbach: Im Grundsatz nein. Der Vorwurf, unfair gehandelt zu haben, unterstellt, dass einzelne Interessenten nicht ausreichend berücksichtigt oder gar benachteiligt wurden. Diese Annahme und der damit verbundene Vorwurf sind aus unserer Sicht falsch.

Warum?

Urbach: Die Wahrheit ist, dass wir ein faires und von Anfang an ergebnisoffenes Bieterverfahren gestartet haben, und in dessen Verlauf alle eingegangenen Angebote gleich behandelt und für unsere Entscheidung gleichermaßen sorgfältig geprüft haben. Auch der eng getaktete Zeitplan des Verfahrens mit einer Entscheidung im April war allen Beteiligten immer bekannt.

Der Landkreis fühlt sich offenbar vor den Kopf gestoßen. Nach Aussagen der Verantwortlichen entstand wohl der Eindruck, dass man als Bieter außen vor war. War der Landkreis für Sie ein ernst zu nehmender Kandidat und kam er wirklich in Betracht?

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Urbach: Für uns als KJF Augsburg war der Landkreis natürlich von Anfang an ein willkommener und sogar in der Sache sehr nahe liegender Bewerber, das ist doch ganz klar. Ein Beispiel: Bereits vor der offiziellen Ausschreibung haben wir die Absicht über einen anstehenden Gesellschafterwechsel dem Landkreis mitgeteilt. Bevor also das offizielle Verfahren gestartet wurde, hat der Landkreis eine Vorinformation durch uns erhalten. Noch einmal: Das Bieterverfahren haben wir für alle Bewerber gleichermaßen ergebnisoffen gestartet und durch die verschiedenen gestuften Phasen geführt. Erst wurden indikative Angebote eingeholt, dann gab es Begehungen vor Ort in der Klinik. Aufgrund dieser Basis und auf der Basis weiterer Daten, die wir allen gleichermaßen zur Verfügung gestellt haben, wurden dann verbindliche Angebote abgegeben. Alle Bewerber haben dieselben Informationen erhalten.

Kurz bevor Sie Ihre Entscheidung verkündeten, haben Sie sich mit Vertretern des Landkreises getroffen. Die kritisieren nun, dass es sich lediglich um einen „Alibi-Termin“ gehandelt habe. Zu diesem Zeitpunkt sei längst festgestanden, in welche Richtung es geht, so der Vorwurf. Was sagen Sie dazu?

Urbach: Die Bezeichnung „Alibi-Termin“ ist hier sicherlich falsch. Ein solches Verfahren mit mehreren Bietern erfordert natürlich, dass man Dinge parallel vorantreibt. Wir haben alle Interessenten zum selben Zeitpunkt um ihre Vorschläge für konkrete Nachverhandlungstermine gebeten. Diese wurden uns dann zurückgemeldet, und so hat man entsprechende Verhandlungstermine angesetzt. Die Tatsache, dass der Verhandlungstermin mit dem Landkreis vergleichsweise spät stattfand, lag daran, dass von den wenigen seitens des Landkreises vorgeschlagenen Terminen nur dieser möglich war.

Landrat Peter von der Grün kritisiert außerdem, dass er in der Phase vor der Entscheidung wochenlang nichts aus Augsburg gehört habe.

Urbach: Wir haben mit allen Bewerbern gleich kommuniziert. Was möglicherweise beim Landrat als diese Phase, in der man wochenlang nichts gehört hat, ankam, muss die Phase gewesen sein, in der wir die Angebote gesichtet und Termine vereinbart haben. Alle Bewerber haben in dieser Phase gleichermaßen nichts von uns gehört.

Der Landkreis sei bereit gewesen, mit dem Angebot entgegenzukommen, auf dieses Angebot sei die KJF Augsburg jedoch nicht eingegangen, heißt es. Wie war das aus Ihrer Sicht?

Urbach: Wenn unterschiedliche Angebote in ihrer Qualität sehr stark auseinandergehen, dann kann man nicht erwarten, dass durch Nachverhandlungen eine ausreichende Annäherung erzielt wird.

Das heißt: Ameos hat einfach deutlich mehr Geld geboten?

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Foto: Winfried Rein (Archivbild)
Foto: Winfried Rein (Archivbild)

Das Neuburger Krankenhaus St. Elisabeth wird künftig von der Schweizer Ameos-Gruppe geführt.

Urbach: Es ging uns um die Qualität des Angebots als gesamtes Paket: Dazu zählte unter anderem das Konzept über die Weiterentwicklung des Standorts und natürlich auch eine angebotene Kaufsumme. Auf die Höhe der Summe kann ich nicht näher eingehen, denn die mit allen Bietern vereinbarte Verschwiegenheitspflicht gilt auch über das Ende des Verfahrens hinaus.

Sie müssen derzeit viel Kritik einstecken. Es sei Ihnen nur ums Geld gegangen, heißt es mitunter, sie hätten offenbar „nur Dollarzeichen vor den Augen“.

Urbach: Wie gesagt: Unsere Entscheidung wurde nicht alleine aufgrund der Höhe eines genannten Kaufpreises getroffen, sondern wir haben das Gesamtpaket des vorgelegten Konzeptes in Betracht gezogen.

Ameos hat also offenbar nicht nur ein gutes Angebot abgegeben, sondern Sie auch inhaltlich überzeugt. Wie genau?

Urbach: Aus unserer Sicht hat Ameos die beste Zukunftsidee für den Standort Neuburg vorgelegt. Die Gruppe will die Klinik zum Regionalzentrum aufwerten und stellt damit die Zukunft der Arbeitsplätze und der Patientenversorgung in der Region und am Standort Neuburg auf lange Sicht sicher. Außerdem verfügt Ameos über hohe Kompetenzen im Bereich der Somatik und auch der Kinder- und Jugendpsychiatrie, was uns als KJF Augsburg besonders wichtig ist, weil wir viele Einrichtungen in diesem Bereich haben. Und natürlich war für unsere Entscheidung auch wichtig, dass mit Ameos das katholische Profil der Klinik erhalten bleiben soll.

Einige unserer Leser haben geschrieben, dass sie enttäuscht sind von Ihrem Vorgehen. Sie hätten sich gerade von einer katholischen Einrichtung etwas anderes erwartet. So mancher kündigt sogar an, nun aus der Kirche austreten zu wollen. Können Sie den Ärger und die Reaktionen der Menschen verstehen?

Urbach: Gerade, weil wir eine katholische Einrichtung sind, haben wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und haben diese auch nicht leichtfertig getroffen. Wir haben uns für Ameos entschieden, weil wir überzeugt sind, dass das für den Klinikstandort Neuburg und die gesamte Region die beste Entscheidung ist – zum Wohl der Patientinnen und Patienten, und zum Wohl der Mitarbeitenden vor Ort. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen unserer Entscheidung und der Entscheidung, aus der Kirche austreten zu wollen.

Wie bewerten Sie rückblickend Ihre Zeit in Neuburg?

Urbach: Wir sind engagiert angetreten und mussten erfahren, dass die aktuellen Rahmenbedingungen für Kliniken eine mächtige Herausforderung für den Betrieb eines Krankenhauses in der Größe der Neuburger Klinik darstellen – vor allem, wenn dieses ohne ein starkes und großes Kliniknetzwerk betrieben wird. Alle Beteiligten haben in den fünf Jahren unserer Gesellschafterverantwortung ihr Bestes gegeben, dafür bedanken wir uns herzlich und wünschen der Klinik für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.

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