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Neuburg: Ukrainische Flüchtlinge müssen Neuburg verlassen – und wollen demonstrieren

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Ukrainische Flüchtlinge müssen Neuburg verlassen – und wollen demonstrieren

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    Die ukrainischen Flüchtlinge am Donauwörther Berg in Neuburg müssen aus der Unterkunft ausziehen. Die Betroffenen wehren sich.
    Die ukrainischen Flüchtlinge am Donauwörther Berg in Neuburg müssen aus der Unterkunft ausziehen. Die Betroffenen wehren sich. Foto: Lisa-Marie Kügler

    In der kleinen Wohnung herrscht Aufregung. Mehr als ein Dutzend Frauen und Kinder drängen sich in zwei schmalen Räumen, reden zum Teil wild durcheinander. Die Sorge, dass sie ihre aktuelle Heimat in Richtung Peutenhausen verlassen müssen, versetzt die Menschen in Unruhe. Sie hätten große Angst, übersetzt die Neuburgerin Iraida Schatz, die die ukrainischen Flüchtlinge am Donauwörther Berg unterstützt. 

    Nach ihren Angaben sind es 29 Menschen, die seit vergangenem Frühjahr in der dortigen Unterkunft wohnen. Darunter befinden sich Kinder, Senioren und Kranke. Die Menschen hätten teils verstörende Erlebnisse hinter sich. "Wir sind vor dem Krieg geflohen", betont eine Frau. In Neuburg haben sie zwischenzeitlich eine Heimat gefunden, laut einem Formular des Landratsamtes, das sie zeigen, bis zum 1. August dieses Jahres.

    Neuburg: Ukrainische Flüchtlinge müssen Unterkunft verlassen

    Nun hätten die Bewohnerinnen und Bewohner die Nachricht bekommen, dass sie offenbar in Richtung Peutenhausen verlegt werden – jenem Dorf im Kreis Neuburg-Schrobenhausen, das zuletzt bundesweit Schlagzeilen produzierte. Nach Einbrüchen und einem sexuellen Übergriff, mutmaßlich begangen durch afghanische und ukrainische Flüchtlinge, sprach sich die Kommune gegen die Aufnahme von weiteren Geflüchteten aus. In der Folge wurde der kleine Ort Anfang des Jahres von rechtsradikalen Kreisen heimgesucht. Graffiti mit Parolen wie "Asylflut stoppen" waren zu lesen, außerdem zündeten vermummte Personen vor der Asylunterkunft Rauchkörper.

    Diese Unterkunft an der Donauwörther Straße müssen die Flüchtlinge verlassen.
    Diese Unterkunft an der Donauwörther Straße müssen die Flüchtlinge verlassen. Foto: Sophie-Marie Kügler

    Sie hätten Angst, nun in diesem Ort wohnen zu müssen, betonen die Menschen, die aktuell in Neuburg leben. Außerdem müssten die Kinder wohl während des laufenden Schuljahres in andere Einrichtungen wechseln. Auch Behandlungen am Neuburger Krankenhaus würden anstehen, dieses sei ohne eigenes Auto aus dem Raum Schrobenhausen nur schwer erreichbar. Die Menschen wollen dafür kämpfen, zumindest bis zum Sommer in Neuburg bleiben zu können. Nach eigenen Angaben haben sie einen Brief an Landrat Peter von der Grün geschrieben, am Donnerstag wollen sie vor dem Landratsamt demonstrieren.

    Ukrainische Flüchtlinge aus Neuburg wollen vor Landratsamt demonstrieren

    Die Behörde nimmt auf Anfrage ausführlich Stellung. Demnach habe der Eigentümer sein Gebäude schnell und unbürokratisch bereits zu Beginn der Ukraine-Krise vorübergehend zur Unterbringung von Flüchtlingen bereitgestellt. Seitdem seien dort ukrainische Flüchtlinge untergebracht. "Ursprünglich wollte uns der Eigentümer das Gebäude bis zum 31.03.2024 überlassen. Anfang des Jahres teilte uns dieser jedoch mit, dass er das Gebäude bereits zum 01.08.2023 selbst benötige." 

    Die Bewohnerinnen und Bewohner seien im Februar darauf hingewiesen worden, dass dem Landratsamt das Gebäude lediglich bis zum 1. August zur Verfügung steht und sie ausziehen müssen. Zudem seien sie darum gebeten worden, sich eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt zu suchen. "Bei einer Begehung wurde festgestellt, dass vor Übergabe an den Eigentümer umfassende Renovierungsarbeiten erforderlich sind, sodass die derzeitigen Bewohner früher als ursprünglich geplant aus- beziehungsweise umziehen müssen." Der Umzug soll laut Behörde in den nächsten Wochen erfolgen. 

    "Aufgrund der aktuellen Entwicklung haben die Mitarbeiter des Landratsamtes die Bewohner darüber informiert, dass ein vorzeitiger Umzug erforderlich sei. Um ihnen eine Anschlussunterkunft anzubieten, haben die Mitarbeiter mitgeteilt, dass es Unterbringungsmöglichkeiten im Bereich der dezentralen Unterbringung im Schrobenhausener Raum gebe. Zu den betroffenen Flüchtlingen macht die Behörde deutlich: "Diese haben eine Aufenthaltserlaubnis und gelten damit in staatlichen Unterkünften als sogenannte Fehlbeleger. Das heißt: Ihnen wird empfohlen, sich auf dem freien Wohnungsmarkt eine eigene Unterkunft zu suchen." Da die Lage auf dem Wohnungsmarkt angespannt sei, habe das Landratsamt den Bewohnern aber eine Anschlussunterbringung in dezentralen Unterkünften angeboten.

    Lesen Sie hier mehr zur Demo der ukrainischen Flüchtlinge vor dem Landratsamt in Neuburg.

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