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Neuburg: Tödlicher Radunfall in Neuburg: Diese Strafe bekommt der Lkw-Fahrer

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Tödlicher Radunfall in Neuburg: Diese Strafe bekommt der Lkw-Fahrer

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    Ein „Ghost-Bike“ stand einige Zeit an der Unfallstelle Ingolstädter/Monheimer Straße. Der Oberbürgermeister hat es entfernen lassen.
    Ein „Ghost-Bike“ stand einige Zeit an der Unfallstelle Ingolstädter/Monheimer Straße. Der Oberbürgermeister hat es entfernen lassen. Foto: Winfried Rein

    Nach dem tödlichen Unfall eines 81 Jahre alten Radfahrers aus Neuburg steht nun fest, dass der Lkw-Fahrer eine Strafe erhält. Außerdem macht die Stadt Neuburg die Kreuzung an der Ingolstädter/Monheimer Straße vor der Donaubrücke sicherer machen. Die Arbeiten dafür laufen bereits.

    Der tödliche Unfall eines Radfahrers vergangenen Juli in Neuburg-Nord ist mit einer Geldstrafe für den beteiligten Lkw-Fahrer geahndet worden. Das Amtsgericht Neuburg hat auf Antrag der Staatsanwalt Ingolstadt einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Tötung gegen den 37-jährigen Bosnier erlassen.

    Die Strafverfolgungsbehörde sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass es sich um ein Verschulden des Lastwagenfahrers handelt“, so Oberstaatsanwältin Andrea Grape. Der Beschuldigte habe den Vorrang des Radfahrers auf dem Radweg nicht erkannt und nicht beachtet.

    Der Lkw-Fahrer hätte den Radfahrer an der Kreuzung vor der Donaubrücke in Neuburg-Nord in seinem Konvexspiegel sehen müssen

    Eine gefährliche Ecke in Neuburg: die Kreuzung Ingolstädter/Monheimer Straße vor der Donaubrücke.
    Eine gefährliche Ecke in Neuburg: die Kreuzung Ingolstädter/Monheimer Straße vor der Donaubrücke. Foto: Winfried Rein

    Genauso beurteilt auch das Amtsgericht Neuburg den Fall. Ein Gutachter habe festgestellt, dass der Lkw-Fahrer in seinem großen Konvexspiegel den Radfahrer hätte sehen und deshalb mit dem Abbiegen warten müssen, so die Pressesprecherin Richterin Isabell Streif. Allerdings könne man in einem solchen Spiegel Entfernungen schlechter einschätzen. Als Aufprallgeschwindigkeit habe der Sachverständige 0 bis 3 km/h ermittelt. Das heißt, der 81-jährige Radfahrer könnte noch abgebremst haben.

    Von einem Mitverschulden des Unfallopfers ist nicht die Rede. Das Verschulden des Lkw-Fahrers wird im „unteren Bereich“ eingeordnet. Der Kraftfahrer sei vom Unfallgeschehen sehr schockiert gewesen. Der Strafbefehl beinhaltet eine Geldstrafe in mittlerer Höhe, ist vom Amtsgericht Neuburg in bosnische Sprache übersetzt und dem Beschuldigten zugeschickt worden. Er hat dann zwei Wochen Zeit, die Strafe anzunehmen oder Einspruch einzulegen. Bei einem Einspruch wird im Amtsgericht Neuburg verhandelt.

    Der Unfall, bei dem ein 81-jähriger Radfahrer aus Neuburg starb, ereignete sich am 22. Juli vergangenen Jahres

    Der Unfall war am Nachmittag des 22. Juli 2020 an der Kreuzung der Ingolstädter Straße mit der Monheimer Straße passiert. Der 81-jährige Radfahrer aus Ried war mit seinem Pedelec stadteinwärts unterwegs und wollte zum Tennisplatz am Brandl. Er hatte Grün, der Lastzugfahrer hatte beim Rechtsabbiegen ebenfalls Grün. Der Lkw stand bei dem verhängnisvollen Zusammenstoß bereits mit einem Teil in der Monheimer Straße.

    Der tragische Unfall löste eine verkehrspolitische Diskussion über die Gefährlichkeit der Kreuzung aus. Der Verkehrsreferent der Polizei, Franz Sailer, erklärte den Stadtpolitikern, dass die Stelle laut Statistik „nicht gefährlicher als andere Kreuzungen ist“. Allerdings kommt es immer wieder zu kritischen Momenten zwischen Radfahrern und abbiegenden Kfz, die in keiner Statistik auftauchen.

    Der Vorschlag von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, die gerade Überquerung zu sperren und Radler auf die Fußgängerquerung zu verweisen, hätte mehr Sicherheit gebracht. Die Grünen-Fraktion im Stadtrat und weitere Fahrrad-Aktivisten wollten sich mit dieser Vari-ante nicht abfinden. Der Verkehrsausschuss entschied sich letztlich für einen beheizbaren Spiegel, optische Warnungen und längeren Grün-Vorlauf der Radfahrerampel.

    An die Kreuzung vor der Donaubrücke kommt ein Blinklicht und ein Warnschild für die motorisierten Rechtsabbieger

    Arbeiter des Stadtbauhofes bauen ein Fundament für den Spiegel, der demnächst an der Kreuzung Ingolstädter/Monheimer Straße vor der Donaubrücke in Neuburg-Nord aufgestellt wird.
    Arbeiter des Stadtbauhofes bauen ein Fundament für den Spiegel, der demnächst an der Kreuzung Ingolstädter/Monheimer Straße vor der Donaubrücke in Neuburg-Nord aufgestellt wird. Foto: Winfried Rein

    Das Fundament für den schweren Spiegel auf der kleinen Verkehrsinsel hat ein Bauhoftrupp vor Kurzem vorbereitet. Man braucht Strom, denn der Spiegel wird beheizt. Er soll „demnächst montiert werden“, so eine Sprecherin des städtischen Ordnungsamtes. Dazu komme ein Blinklicht und ein Warnschild für die motorisierten Rechtsabbieger. Mit der Firma Siemens sei die Verlängerung des Grün-Vorlaufs für Radfahrer von zwei auf fünf Sekunden abgeklärt. Die Ausweitung des Radweges vor der Ampel wird dagegen auf 2022 verschoben, wenn die Ingolstädter Straße grundlegend saniert wird.

    „Rad-Professor“ Heiner Monheim plädierte bei seiner Visite in Neuburg für grundsätzliches Umdenken: Mehr Platz für Radfahrer und Radwege sowie Tempo 30 km/h auf allen Stadtstraßen und damit „Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer“. Die Radfahrer-Fraktion schließt sich dieser Forderung an.

    Zeitweise war ein "Ghost-Bike" an der Unfallstelle Ingolstädter/Monheimer Straße in Neuburg aufgestellt

    Möglicherweise kam aus ihrer Mitte das „Ghost-Bike“, das heuer zeitweise an der Unfallstelle Ingolstädter/Monheimer Straße aufgestellt war. Es handelt sich um weiß besprühte Räder, die vom Fahrradclub ADFC oder Aktivisten vor allem in Großstädten als Mahnmale nach Unfällen platziert werden. Solche „Geister-Räder“ waren erstmals vor 20 Jahren in den USA aufgestellt worden, danach ist der Trend in Europa angekommen. OB Bernhard Gmehling hat das „Ghost-Bike“ mit Rücksicht auf die Angehörigen des Unfallopfers entfernen lassen.

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