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Neuburg/Wettstetten: In dieser Villa in Wettstetten finden gestrandete Igel ein Zuhause auf Zeit

Neuburg/Wettstetten

In dieser Villa in Wettstetten finden gestrandete Igel ein Zuhause auf Zeit

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    Zwei Tierpflegerinnen, die ihren Job lieben: Celine Poller (links) ist im dritten Lehrjahr und wird ihre Ausbildung im Sommer beenden, während Sandra Kertesz bereits seit über 10 Jahren in dem Beruf arbeitet. Stets mit dabei ist ihr Hund Laila.
    Zwei Tierpflegerinnen, die ihren Job lieben: Celine Poller (links) ist im dritten Lehrjahr und wird ihre Ausbildung im Sommer beenden, während Sandra Kertesz bereits seit über 10 Jahren in dem Beruf arbeitet. Stets mit dabei ist ihr Hund Laila. Foto: Laura Gastl

    Es ist eine alte Villa im Ingolstädter Stadtteil Wettstetten, in der Celine Poller ihrem Job nachgeht. In dem ehemaligen Wohnhaus mit großem Gartenareal, das der Neuburger Tierschutzverein 2016 geerbt hat, leben heute Katzen, Igel, Kaninchen und Meerschweinchen.

    Beide Frauen arbeiten im Tierheim Neuburg mit seinem Hauptsitz in Rennertshofen. Celine Poller verbringt jedoch die meiste Zeit in der Zweigstelle in Etting und übernimmt dort viel Verantwortung. „Hier haben die Tiere mehr Ruhe“, erklärt die 21-Jährige im Hinblick auf die vielen bellenden Hunde in

    Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Neuburger Tierheim erzählen

    Zu einem scheuen Tier eine Bindung aufbauen und sehen, wie es auftaut: Das ist für Celine Poller ein Highlight in ihrem Beruf. Oder es schaffen, einen schwachen Igel am Leben zu halten und ihn auszuwildern. „Oder ein Tier wird vermittelt und die neuen Besitzer schicken mir schöne Fotos“, ergänzt die Auszubildende.

    Dem kann ihre Kollegin Sandra Kertesz nur zustimmen. Besonders klasse findet sie es, wenn auch mal ein in der Haltung schwieriges Tier vermittelt wird und der Halter eine aufwendige und teure Betreuung auf sich nimmt. Doch es gäbe auch Schattenseiten, mit denen man als Tierpflegerin umgehen müsse – zum Beispiel, wenn es ein Tier nicht schafft und eingeschläfert werden muss. Außerdem erinnert sich die 38–Jährige an eine Beschlagnahmung in Königsmoos 2018, als man auf einem Anwesen über 100 verwahrloste Hunde entdeckte. „Das muss man schon verarbeiten können“, so Kertesz.

    In der Außenstelle des Neuburger Tierheims in Etting sind unter anderem Katzen untergebracht.
    In der Außenstelle des Neuburger Tierheims in Etting sind unter anderem Katzen untergebracht. Foto: Laura Gastl

    Schwierig sei außerdem, wenn manche Menschen kein Verständnis für die Tierpflegerinnen und -pfleger hätten und mit Druck arbeiteten. „Wenn ihr das Tier nicht aufnehmt, lassen wir es eben einschläfern“, oder „Dann bringen wir es halt zum Schlachter“ sind Sätze, die Sandra Kertesz und ihre Kollegen oft zu hören bekommen.

    Dabei ließe sich die Situation in den Tierheimen durchaus mit jener auf der Intensivstation in Corona-Zeiten vergleichen: Man habe eventuell noch Betten zur Verfügung, aber nicht ausreichend Personal, um wirklich jedes Tier aufnehmen zu können.

    Der Beruf Tierpfleger wird häufig unterschätzt

    Apropos Corona: Sandra Kertesz hat den Eindruck, dass Tierpflegern seither mehr Wertschätzung entgegengebracht werde. Die Parallelen: Während man sich in Seniorenheimen um Menschen kümmere, kümmere man sich im Tierheim eben um Tiere – und was wäre das für eine Gesellschaft, in der sich niemand um hilfsbedürftige Lebewesen bemüht? „Das Bewusstsein dafür ist geschärft worden“, findet Sandra Kertesz. Sie erzählt, dass ihr Beruf aus Unwissenheit oft unterschätzt werde. Denn manche Menschen würden denken, dass ein jeder ohne Weiteres jedes Tier versorgen könne.

    Ihre Kollegin Celine Poller steckt gerade mitten in ihrer Ausbildung, im Sommer wird sie ihre Abschlussprüfungen absolvieren. Sie erklärt, was ihre Lehre alles beinhaltet und macht damit deutlich: Als Tierpflegerin leistet man weitaus mehr, als nur Katzen zu streicheln.

    Auszubildende Celine Poller übernimmt dort selbst Verantwortung und kümmert sich mit Hingabe um Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und Igel.
    Auszubildende Celine Poller übernimmt dort selbst Verantwortung und kümmert sich mit Hingabe um Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und Igel. Foto: Laura Gastl

    Eine Tierpflege-Ausbildung dauert drei Jahre, die theoretische Ausbildung findet in Triesdorf bei Ansbach statt. Zu Beginn lernen noch alle Tierpflege-Azubis zusammen, etwa ab der Hälfte wird es fachspezifisch: Die Auszubildenden teilen sich in die drei Sparten Zoo, Versuchstierpflege sowie Tierheim und Pension auf. Celine Poller hat sich für die Tierheim-Richtung entschieden. 

    Dort lernt sie unter anderem Futtermittelkunde sowie Anatomie und Krankheiten verschiedener Tiere – vom Meerschweinchen über den Hund bis zur Kuh. Ebenso gehören Hygienevorschriften und Haltebedingungen dazu.

    Das Tierheim Neuburg hat seinen Hauptsitz in Rennertshofen

    Abgefragt wird das Wissen am Ende der Ausbildung in einer schriftlichen sowie in einer praktischen Abschlussprüfung. In Letzterer wird mit den Prüferinnen und Prüfern ein Szenario durchgespielt, in dem die Azubis zum Beispiel erkennen müssen: Passt ein Tier zu seinem potenziellen Besitzer – etwa der Welpe zu einer 90-jährigen Dame?

    Zum Arbeitsalltag gehören Fütterung und Reinigung, ebenso körperliche Arbeit und viel medizinisches Fachwissen. Man müsse mit Elend, Leid und Tod umgehen können, selbstständig arbeiten und immer präsent sein. Man sei viel auf den Beinen, müsse erkennen, wie es einem Tier gehe und darauf reagieren. „Man muss sensibel sein und Empathie mitbringen“, meint Kertesz. Und auch technische sowie handwerkliche Versiertheit gehören dazu, wenn zum Beispiel ein Terrarium oder Aquarium aufgebaut und betrieben werden muss.

    Azubi Celine Poller arbeitet in der Zweigstelle in Etting

    Die 38-Jährige ist der Meinung: In einer Zeit, in der viele junge Menschen studieren, dürfe nicht vergessen werden, wie wertvoll und wichtig eine Ausbildung sein könne – ganz egal welche. „Das ist unglaublich förderlich fürs Leben. Man lernt, selbstständig zu sein, und wird charakterlich geformt.“

    Im Tierheim Neuburg sind derzeit zwölf Angestellte beschäftigt, wie Leiter und Vorsitzender des Tierschutzvereins Gerd Schmidt sagt. 90 Prozent davon seien weiblich. Meist habe das Tierheim nur einen Azubi, da man grundsätzlich versuche, diesen nach der Ausbildung zu übernehmen. Und nicht immer verfüge man über genügend qualifiziertes Personal, da die persönliche Eignung für den Beruf entscheidend sei.

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