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Neuburg: "System ist an der Wand": Millionenhilfe vom Landkreis für das Kreiskrankenhaus

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"System ist an der Wand": Millionenhilfe vom Landkreis für das Kreiskrankenhaus

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    Die Folgen der Pandemie sowie massiv gestiegene Energie- und Materialkosten belasten die wirtschaftliche Lage des Schrobenhausener Kreiskrankenhauses. Nun muss der Landkreis der Klinik unter die Arme greifen.
    Die Folgen der Pandemie sowie massiv gestiegene Energie- und Materialkosten belasten die wirtschaftliche Lage des Schrobenhausener Kreiskrankenhauses. Nun muss der Landkreis der Klinik unter die Arme greifen. Foto: Kreiskrankenhaus (Archiv)

    Mit jeder Sekunde wird sie höher und macht zugleich deutlich, wie dramatisch die aktuelle Lage ist: die Defizit-Uhr der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft (DKG). Pro Stunde erwirtschaften alle Krankenhäuser und Kliniken in der Bundesrepublik zusammen ein Minus von 572.322 Euro. Das Gesamtdefizit liegt bei 7.691.425.974 Euro (Stand Freitag, 13.50 Uhr) und die Uhr tickt mit jeder Sekunde weiter. Auch am Schrobenhausener Kreiskrankenhaus (KKH) ist die finanzielle Lage alles andere als rosig. Der Landkreis muss nun finanziell unterstützen. Trotz Krisenstimmung gibt es aber auch gute Nachrichten.

    Ende vergangenen Jahres hatte Holger Koch, Geschäftsführer des Schrobenhausener Kreiskrankenhauses (KKH), eine Zielplanung für das Jahr 2023 ausgearbeitet. "Die Planung ist auch aus heutiger Sicht noch richtig, doch was dann passierte, konnte damals keiner wissen", sagte Landrat Peter von der Grün (FW). So seien nicht nur die Materialkosten deutlich höher geworden, als sie angesetzt waren, sondern auch die Kosten für Leiharbeit. "Ärzte haben gekündigt, Ärztinnen sind schwanger geworden", begründete der Kreischef. Hinzu kommen Inflation, kriegsbedingt gestiegene Energiekosten sowie Nachwirkungen der Pandemie - und für all das gebe es keinerlei Ausgleichszahlungen. "Die Lage für kommunale Häuser ist höchst gefährlich, wir brauchen eine sofortige finanzielle Hilfe von Bund und Ländern." Denn bis die Krankenhausreform vom Gesundheitsminister Karl Lauterbach kommt, dauere es noch viel zu lange. 

    Pandemie und Inflation: Schrobenhausener Krankenhaus braucht mehr Geld

    "Das System fährt nicht an die Wand, sondern es ist an der Wand", sagte KKH-Geschäftsführer Koch, während er noch einmal die Defizit-Uhr der DKG präsentierte und auf das Ergebnis der Bund-Länder-Runde zum Thema verwies. "Weder der Bund noch die Länder werden den Krankenhäusern den notwendigen Inflationsausgleich bei den Erlösen gewähren und lassen die Kliniken mit ihren hohen Verlusten aufgrund der gestiegenen Sach- und Personalkosten im Regen stehen", zitierte er den DKG-Vorsitzenden Gerhard Gaß. Die Kostensteigerungen würden die Kliniken völlig unverschuldet treffen, sagte Koch. In der Krankenhauslandschaft seien die Preise zudem vorgegeben, man könne sie nicht ändern oder umlegen. Daher sei es unmöglich, den ursprünglichen Wirtschaftsplan einzuhalten.

    Das für das Jahr 2023 erwartete Defizit des Kreiskrankenhauses bewegt sich in einem Bereich zwischen vier und fünf Millionen Euro. Konkrete Zahlen gebe es erst im Herbst. Doch durch die extremen Kostensteigerungen, vor allem in den Bereichen Implantate und OP-Narkosebedarf, Pflegedienst, Arbeitnehmerüberlassung und der Notaufnahme im Zuge einer Strukturprüfung schießt das enorme Minus in die Höhe. Am Ende sind es rund 2,5 Millionen Euro mehr, die auf die Schrobenhausener Klinik zukommen. Als Träger der Einrichtung springt nun der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ein und stellt einen entsprechenden Nachtragshaushalt auf. 

    Kostenexplosion: Landkreis unterstützt Schrobenhausener Kreiskrankenhaus mit 2,5 Millionen Euro

    All das bereitet Sozialreferentin Elfriede-Müller (CSU) Bauchschmerzen. "Sind diese 2,5 Millionen Euro das Ende der Fahnenstange? Und wann hat man bemerkt, dass es Liquiditätsprobleme gibt?", wollte sie wissen. Mit Abschluss des Monats Mai habe man fundierte Zahlen gehabt, antwortete Holger Koch. Seither versuche man auch, mit kleineren Maßnahmen Abhilfe zu schaffen. "Natürlich ist es schmerzhaft zu sehen, wie schwierig die finanzielle Situation des Landkreises ohnehin schon ist", betonte der Geschäftsführer mit Verweis auf den Nachtragshaushalt. Aber es gehe nicht anders. "Wir nehmen das alles sehr ernst", so Koch, der zugleich erwähnte, welch grandiosen Job die Belegschaft leiste. "Das ist Wahnsinn."

    Um die Krisenstimmung ein wenig zu entschärfen, hatte Koch auch frohe Kunde. So zeigte er eine Grafik mit den Veränderungen der Fallzahlen sowie der Fallschwere von insgesamt 38 Krankenhäusern, die Teil des Verbunds Klinik Kompetenz Bayern (KKB) sind. Fünf davon haben im ersten Quartal dieses Jahres höhere Erlöse erwirtschaftet als im ersten Quartal 2019 - und zu diesen zählt auch das Schrobenhausener Kreiskrankenhaus. 

    "Die voraussichtliche Belegung für 2023 liegt derzeit bei 70 Prozent, Tendenz steigend - und das ist ein starkes Stück", sagte der Geschäftsführer. Damit sei die Auslastung der Klinik so stark, wie noch nie. Ursachen dafür seien unter anderem der Start der Gefäßmedizin, eine höhere Bettenzahl in der Akutgeriatrie sowie eine höhere Auslastung in der Chirurgie. Der Fachkräftemangel sei zwar nach wie vor präsent, "doch es kommen derzeit viele Bewerbungen von Fachpersonal von außerhalb des Landkreises". Das sei laut Koch Beweis dafür, dass das Kreiskrankenhaus relevant ist. Verstärkt werde das auch durch das bayerische Gesundheitsministerium, "das unser Haus als systemrelevant sieht", sagte Koch. Schließlich ist die Bedarfsfeststellung des Hauses, die es für eine Sanierung oder auch einen Neubau braucht, positiv ausgefallen

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