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Neuburg-Schrobenhausen: Zwischen Jagd und Waldschutz: Ein Balanceakt in Neuburg

Neuburg-Schrobenhausen

Zwischen Jagd und Waldschutz: Ein Balanceakt in Neuburg

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    Förster Martin Spies begutachtet Messpunkte im Rohrbacher Wald und stellt den Verbiss fest.
    Förster Martin Spies begutachtet Messpunkte im Rohrbacher Wald und stellt den Verbiss fest. Foto: Winfried Rein

    2800 Rehe haben Jäger und Förster in den 135 Revieren des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen in nur einem Jagdjahr erlegt. Der hoch erscheinende Abschuss wird zum Schutz des Jungwaldes als notwendig erachtet. Jetzt erstellt die Forstverwaltung Verbissgutachten, mit denen das Landratsamt den Abschussplan für 2025 bis 2028 festlegt. 

    Rehe knabbern gerne die Triebe von Jungbäumen an. Deshalb lassen die Waldbauern Neuanpflanzungen zum Schutz einzäunen.
    Rehe knabbern gerne die Triebe von Jungbäumen an. Deshalb lassen die Waldbauern Neuanpflanzungen zum Schutz einzäunen. Foto: Winfried Rein

    Früher waren diese Abschusspläne häufig ein Streitpunkt zwischen Jagdpächtern und Forstleuten. Mittlerweile sei es ruhiger geworden, versichert Christine Liepelt. Die Vorsitzende der Kreisjägerschaft Neuburg verweist auf Gespräche mit den Forstämtern und gegenseitiges Verständnis. „Wir reden miteinander“, so die Ober-Jägerin, „und ich kenne keinen Hegering im Landkreis, wo es große Probleme gibt.“

    Dass der Abschuss heruntergesetzt werde, so Liepelt, „das ist allerdings auch noch nicht vorgekommen“. Im Endeffekt gehe es darum, „dass wir eine gesunde Wald- und Feldflur haben“, formuliert Forstoberrat Philipp Maldoner das Ziel der staatlichen Forstverwaltung. Der Jungwald solle „ohne Stress aufwachsen können“. Von punktuellen Problemen funktioniere das im Amtsbereich der drei Landkreise Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen ganz gut, versichert der Abteilungsleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-

    Ziel: Ein stressfreies Aufwachsen für den Jungwald

    Für den Grundsatz „Wald vor Wild“ wolle er lieber „Wald und Wild“ verwenden, sagte Hubert Aiwanger bei der Jagdmesse in Neuburg-Grünau. Ein gesunder Wildbestand sei für das Gleichgewicht in der Natur wichtig. Die Frage, ob genügend Wild geschossen werde, sei konkret für jedes einzelne Revier zu klären, so der Wirtschafts- und Jagdminister Aiwanger. Letzten Endes seien es die Landratsämter, die den Abschuss festlegen.

    Von den rund 12.700 Jagdrevieren in Bayern (750 Hegegemeinschaften) sind heuer bisher etwa 10.000 auf Verbiss- und Fegeschäden untersucht worden. Die Förster nehmen dazu auf einem Raster Parzellen mit jeweils 160 Hektar Umfang her und legen je fünf Messpunkte an, um den Verbiss festzustellen. Wenn Rehe zu stark an den Jungbäumchen geknabbert haben, wird die Hegegemeinschaft mit „rot“ eingestuft. Das heißt, das Landratsamt soll den künftigen Abschuss erhöhen. Die Farbe „grün“ bedeutet Entwarnung.

    Hegegemeinschaften unter Beobachtung: Rot oder Grün für Rehe

    Das lange Tal in Rohrbach: Für Förster Martin Spies ist der Waldbestand dort vorbildlich.
    Das lange Tal in Rohrbach: Für Förster Martin Spies ist der Waldbestand dort vorbildlich. Foto: Winfried Rein

    Von den 22.000 Messpunkten im bayerischen Forst entfällt ein kleiner Teil auf die 135 Jagdreviere im Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Förster Martin Spies zeigte im Wald von Rohrbach bei Rennertshofen, wie mit Tablet, Messpfosten, Meterstab, Rollmaßband und Markierungsfarbe gearbeitet wird. Auf einer Linie von etwa 100 Metern werden fünf Punkte nacheinander erfasst. Die Auswahl der Messlinie bleibe dem Zufall überlassen. Mit bunten Wäscheklammern hat er die Jungpflanzen markiert, und so diktiert er nacheinander seinem Kollegen Manfred Doege den Zustand der Pflanzen. Man suche nicht nach Verbiss, sondern wolle eine sachgerechte Bestandsaufnahme, betont der Förster.

    Die Rohrbacher Waldbauern verfolgten den Vorgang aufmerksam. Ihnen liegt an einem gesunden Mischwald mit resistenten Laubbäumen und einem Gleichgewicht zwischen Holzeinschlag und Nachwuchs. Der waldreiche Rennertshofener Ortsteil hat da keine Probleme, denn der ausgezeichnete Bestand erhält Nachwuchs durch Naturverjüngung (ohne Zaun) und gepflanzte Baumarten, die dem Klimawandel einigermaßen trotzen können. Dazu gehören neuerdings auch Mammutbäume.

    Über den Rohrbacher Wald könne er sich wirklich nicht beklagen, sagt Förster Martin Spies. Mit seinen alten Laubbäumen und der natürlichen Verjüngung erscheine er „wie das gelobte Land“. Es gehört den Rohrbachern. Vor der Eingemeindung nach Rennertshofen hatte der Gemeinderat beschlossen, den Wald an 49 Rechtler und die neugegründete Waldgenossenschaft aufzuteilen. 1972 gingen per Verlosung 320 Hektar Wald an die Rechtler. Der Marktgemeinde blieben 170 Hektar.

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