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Neuburg-Schrobenhausen: Wo die AfD im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen die Stimmen holte

Christin Gmelch kennen die meisten Bürgerinnen und Bürger im Landkreis nur vom Wahlplakat. Trotzdem holte sie für ihre Partei 17 Prozent - das zweitstärkste Ergebnis in Oberbayern.
Neuburg-Schrobenhausen

Wo die AfD im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen die Stimmen holte

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    Der Rechtsruck in Bayern ist auch ein

    1. Wo sind die Hochburgen der AfD im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen?

    Es gab einige Gemeinden, in denen die Alternative für Deutschland über 20 Prozent der Gesamtstimmen holte - in Karlshuld (20,1), in der Heimat der Direktkandidatin in Königsmoos und erneut in Rohrenfels. In letzterer holte die AfD 24,1 Prozent und erreichte damit den Spitzenwert im Landkreis. Deutlich wird auch, dass im nördlichen Landkreis weitaus mehr Menschen der

    Christin Gmelch, Direktkandidatin der AfD, ging bereits am Sonntagvormittag wählen.
    Christin Gmelch, Direktkandidatin der AfD, ging bereits am Sonntagvormittag wählen. Foto: Christina Wilhelm

    2. Wie schneidet die AfD in den Städten ab?

    Die AfD mobilisiert auf dem Land wie in der Stadt. In Neuburg, Heimatstadt des abgewählten Stimmkreisabgeordneten Matthias Enghuber von der CSU, holte die AfD 17,5 Prozent der Stimmen, in Schrobenhausen 16 Prozent. In einzelnen Wahllokalen erzielte die AfD über 30 Prozent, beispielsweise im Schwalbanger. Dort erreichte die AfD im Bürgerhaus 37,1 Prozent, in der Grundschule 30,1 Prozent. Den gleichen Wert schaffte sie im Wahllokal in Heinrichsheim (30,1) und noch einen Tick mehr in der Grundschule im Ostend (30,5). Im Wahllokal St. Ulrich, ebenfalls Ostend, gewann die AfD sogar und übertraf mit 34,9 Prozent alle anderen Parteien - allerdings ging dort mit knapp 200 Personen nicht mal jeder Dritter zur Wahl, Briefwähler eingeschlossen. Auch im Wahllokal in Haselbach, einem Ortsteil von Ehekirchen, gingen die meisten Stimmen an die AfD. Die 112 Wähler dort stimmten zu fast einem Drittel für die AfD. 

    3. Wie schneidet die AfD rund um Neuburg-Schrobenhausen ab?

    Im Ranking der 91 Stimmkreise in Bayern, in denen die AfD am besten abschnitt, rangiert Neuburg-Schrobenhausen auf Platz 27. In Oberbayern liegt die Region auf Platz 2, nur in Mühlbach am Inn holte die AfD mit 22,4 Prozent mehr. Und wie sieht es in der Nachbarschaft aus? In Ingolstadt holte die Alternative für Deutschland 16,7 Prozent, im Landkreis Eichstätt 10,5 Prozent, im Landkreis Pfaffenhofen 16,6 Prozent. Im angrenzenden Schwaben erreichten die Rechtspopulisten im Stimmkreis Donau-Ries 16,1 Prozent, im Stimmkreis Aichach 15,7 Prozent. 

    4. Was sagt die AfD zu ihrem Erfolg?

    Christin Gmelch ist überrascht, dass sie so gut abgeschnitten hat. Mit 15 Prozent hatte sie gerechnet, jetzt sind es für sie direkt 17 Prozent geworden. "Meine Landwirte kennen mich und haben mich gewählt", erklärt sie sich den Erfolg. Am Tag nach der Wahl ist sie direkt wieder in der Pflicht einer Landwirtin und erntet Kartoffeln. Kreisvorsitzende Christina Wilhelm, die auch Stadträtin in Neuburg ist, ist angesichts des Ergebnisses sehr zufrieden. "Wir sind sehr, sehr glücklich", sagt die Neuburgerin. Nur noch in Klingsmoos gibt es mit Kevin Schmidl einen AfD-Kommunalpolitiker mit Amt. Wilhelm hofft, dass der Erfolg der Landtagswahl für die kommende Kommunalwahl Rückenwind verleiht und mehr AfDler in Gremien einziehen. Inhaltlich, so berichtet sie, hätten die Menschen wohl die Themen Inflation, Angst vor Arbeitsplatzverlust und mehr Kontrolle bei der Einwanderung auf die Seite der AfD getrieben. 

    5. Wie reagieren die anderen Parteien?

    In einem sind sich so gut wie alle Vertreter der regionalen Politik einig: Das Abschneiden der AfD löst bei ihnen Sorge, Kopfschütteln und viele Fragezeichen aus - das gilt für die Grünen, für die FDP und auch für die SPD. Bei der CSU sucht man nach Gründen, denn der Erfolg der AfD bescherte Matthias Enghuber den Verlust des Mandates. "Es ist vor allem das Migrationsthema, das von der Ampel nicht als Problem wahrgenommen wird und auch von der CSU zu spät aufgegriffen wurde", sagt Reinhard Brandl, CSU-Bundestagsabgeordneter für die Region in Berlin. Ebenso bewertet Matthias Enghuber, auch Kreisvorsitzender der CSU, die Hintergründe. "Hinzu kommt, dass die Menschen offenbar Angst um ihren Wohlstand haben." Neuburgs OB Bernhard Gmehling glaubt, dass es besser wäre, den Rechtspopulisten gar keine Aufmerksamkeit zu schenken - ignorieren sei der bessere Weg, als sie zu attackieren. Über die Ergebnisse aus Neuburg reagierte er bereits am Wahlabend mit Kopfschütteln und Unverständnis. Roland Weigert, Wahlsieger beim Direktmandat, aber auch Kreisvorsitzender der Freien Wähler, sieht unter anderem bei den Landwirten aus dem Moos im Wählervotum einen Protest gegen die geplante Vernässung des Donaumooses. 

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