Wie elektrisch fahren die Menschen in der Region Neuburg?
Immer mehr Menschen in der Region fahren elektrisch, die Infrastruktur zum Laden wächst kontinuierlich. Doch eine echte Verkehrswende ist das noch lange nicht. Ein Überblick.
Ein Blick in die Zulassungszahlen lassen keine Zweifel: Immer mehr Menschen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen fahren ein E-Auto. Dennoch ist die Region von einer echten Verkehrswende noch weit entfernt. Das zeigen nicht nur die Zahlen der Zulassungsstelle, sondern bestätigen auch die Stimmen aus dem Autohandel. Bei der Ladeinfrastruktur gibt es ebenfalls noch Nachholbedarf.
Fast 67.000 Autos sind im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zugelassen. Die meisten fahren mit einem Verbrennungsmotor. Etwa jedes 50. Fahrzeug, das auf den hiesigen Straßen unterwegs ist, wird rein elektrisch betrieben. Doch zu den 1249 Elektrofahrzeugen gehören rein statistisch auch Motorräder und Lkw. Mit der Quote liegt der Landkreis voll im bundesweiten Durchschnitt. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) fährt in Deutschland jedes 50. Auto mit Strom.
2013 waren in Neuburg-Schrobenhausen gerade mal 13 E-Autos zugelassen. Aktuell sind es über 1200.
Doch der Trend hin zum Stromer ist klar erkennbar. Sind vor zehn Jahren gerade einmal 13 Stück davon durch den Landkreis gerollt, sind es mittlerweile eben über 1200. Hinzu kommen fast 2500 Hybridfahrzeuge. Vor allem seit 2020 wurden immer mehr Stromer angemeldet. Allein im ersten Halbjahr 2023 waren es knapp 500. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 verzeichnete die Zulassungsstelle ein Plus von 227 elektrischen Fahrzeugen.
"30 Prozent der Autos, die wir verkaufen, haben einen Stecker", sagt Reinhold Heider, Verkaufsleiter von BMW-Vertragshändler Hofmann in Neuburg. 2013 brachte BMW mit dem Modell i3 sein erstes Elektroauto auf den Markt. Haider ist überzeugt, dass er und seine Kollegen in drei bis fünf Jahren mehr Stromer als Verbrenner verkaufen werden. Gerade für Menschen, die kurze Strecken fahren und sogar vielleicht zu Hause laden können, sei diese Form der Mobilität attraktiv.
Noch aber sei die Reichweite der Akkus das dominierende Thema, das seine Kunden von einer Entscheidung für das Elektrofahrzeug abhalte. Das gelte vor allem für Käufer, die beruflich viel mit dem Auto unterwegs sind. Stichwort Ladesäulennetz und Zeitfaktor. "Da braucht es dann schon einen Enthusiasten, um auf Elektro zu setzen", sagt auch Junior-Geschäftsführer Florian Hofmann. Unruhe in den Markt bringen auch die politischen Entscheidungen zu Umweltprämien. Ob die wirklich gezahlt wird, erfährt der Kunde ja erst, nachdem er das Auto schon auf dem Hof hat. "Es sorgt einfach für Verunsicherung", sagt Hofmann.
Die Frage nach der nächsten Ladesäule beschäftigt auch die Stadtwerke Neuburg. 210 private Ladestellen sind bei dem Energieversorger der Stadt Neuburg mittlerweile offiziell angemeldet. "Ob wirklich jede installierte Wallbox bei uns registriert wird, können wir aber nicht kontrollieren", sagt Stromnetzmeister Marcel Röttel. Vor 2021 waren gerade mal fünf Ladepunkte gemeldet, das hatte die Fördermittel durch den Bund verändert. Seitdem steigt die Zahl kontinuierlich. "Es macht auch einfach Sinn, wenn E-Autos vor allem zu Hause geladen werden", sagt Röttel. Das dauere zwar mit maximal 11 KW mehrere Stunden. "Aber es ist einfach viel billiger."
Im Neuburger Stadtgebiet gibt es mittlerweile zehn öffentliche Ladesäulen der Stadtwerke mit insgesamt 19 Ladepunkten. 2023 sollen noch vor dem Amtsgericht in der Oberen Altstadt und an einem weiteren Platz zwei Ladesäulen der Stadtwerke entstehen. Bisher am häufigsten genutzt werden derzeit die Ladestationen am Parkbad und in der Tiefgarage unterm Bücherturm. Dazu kommen noch die Angebote der gewerblichen Anbieter wie bei den Discountern am Südpark oder in der Nördlichen Grünauer Straße sowie am Haus der Maschinenringe.
Wo gibt es Schnellladesäulen in Neuburg?
Schnellladesäulen gibt es derzeit bei Aral und McDonalds im Südpark. Dort können Kunden mit 115 KW laden. Künftig soll das auch im Stadtgebiet möglich sein, wie Röttel berichtet. In wenigen Wochen wird ein Schnellladepunkt auf dem Parkdeck am Hofgarten installiert. Die Sarauer Energietechnik aus Pöttmes realisiert dies, denn die Stadtwerke hätten bewusst entschieden, dass Schnelllader nur durch Gewerbetreibende betrieben werden sollen.
Im Stadtgebiet von Ingolstadt betreiben die Stadtwerke Ingolstadt (SWI) bereits rund 70 öffentliche Ladepunkte, darunter vier Schnellladesäulen am Audi-Kreisel, im September folgen weitere auf dem IN-Campus-Gelände. Und der Ausbau geht weiter: In Karlshuld haben die SWI gemeinsam mit der Fahrschule Eubel und der Birken-Apotheke die erste öffentliche Schnellladesäule im Donaumoos eröffnet. Im gesamten Landkreis sind es laut Bundesnetzagentur, Stand 1. Mai 2023, 85 Ladesäulen. Der Ausbau geht also voran – wenn das Netz mitspielt.
Das ist auch im Neuburger Stadtgebiet in den seltensten Fällen auf den sich abzeichnenden Strombedarf vorbereitet. Und so brauchen auch Unternehmen wie das Autohaus Hofmann, die einen Schnellladepunkt auf dem eignen Betriebsgelände installieren wollen, meist ein bis zwei Jahre Vorlauf für eine Realisierung. In der Regel, so erklärt es Röttel, müsse erst das Netz verstärkt und eine neue Trafostation gebaut werden. "Unsere bestehende Infrastruktur ist nicht auf solche Leistung ausgelegt."
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