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Neuburg-Schrobenhausen: Schlusslicht beim Impfen in Praxen: Warum es im Landkreis nur langsam voran geht

Neuburg-Schrobenhausen

Schlusslicht beim Impfen in Praxen: Warum es im Landkreis nur langsam voran geht

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    Ärztevertreter beklagen: Das Impftempo im Landkreis könnte wesentlich höher sein.
    Ärztevertreter beklagen: Das Impftempo im Landkreis könnte wesentlich höher sein. Foto: Jörg Carstensen/dpa

    Seit 9. Mai ist es amtlich: Genesene und Geimpfte bekommen zumindest einen großen Teil ihrer Freiheit zurück. Keine Quarantäne mehr bei Einreise, keine Testpflicht, keine Ausgangssperre und gelockerte Kontaktbeschränkungen. Es klingt sehr verlockend nach gut einem Jahr Pandemiemodus.

    Doch der Schuh im Landkreis drückt. Oberbayernweit ist Neuburg-Schrobenhausen zahlenmäßig auf dem letzten Platz, was Impfungen bei niedergelassenen Ärzten angeht. „Bis heute erfolgten 6477 Impfungen durch Hausärzte“, sagt Mattias Fischer-Stabauer, corona-koordinierender Arzt für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Die Nachbarlandkreise sind mit 9355 Impfungen in Eichstätt, 10.419 in Pfaffenhofen und 9363 in Ingolstadt bereits weiter.

    „Generell wird in unserem Landkreis im Vergleich eher träge geimpft bei den Hausärzten“, sagt Fischer-Stabauer. Woran das liegt, versucht der Mediziner in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt herauszufinden. Bisher ergebnislos. Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich im Landkreis schlicht weniger Hausärzte an der Impfkampagne beteiligen. „Oder wir werden strukturell benachteiligt bei der Belieferung“, so Fischer-Stabauer.

    Neuburg-Schrobenhausen: Oberbayernweit am wenigsten Impfungen in Praxen

    Laut dem Mediziner deuten einige Hinweise daraufhin, dass Zweiteres zutrifft, und zwar weil der Landkreis nur eine recht dünne Besiedelung mit Hausärzten hat im Vergleich zu anderen Regionen. „Und da die Belieferungen nur pro Arzt stattfinden, könnte das der Grund sein, warum wir zahlenmäßig in Oberbayern auf dem letzten Platz stehen.“

    Wie viele niedergelassene Ärzte im Landkreis impfen, bleibt für die Verantwortlichen ein Geheimnis. Datenschutzrichtlinien verhindern, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) herausgeben darf, welche Praxen impfen und welche nicht. Anfragen blieben bisher ergebnislos. Fischer-Stabauer, der dem trägen Impftempo im Landkreis auf den Grund gehen möchte, fragte ebenfalls beim Ärztlichen Kreisverband an. „Niemand möchte diesbezüglich Farbe bekennen“, sagt er. „Es wäre wichtig, um zu verstehen, warum es nicht schneller geht bei uns.“

    Sollte es tatsächlich an der geringen Hausarztdichte in der Region liegen, wäre die nahe liegende Lösung, eine Verteilung unabhängig von der reinen Anzahl an Praxen vorzunehmen. „Auch das ist keine wirkliche Alternative“, erklärt Fischer-Stabauer. Seine Praxis ist am Limit. Mehr Impfungen wären neben dem normalen Praxisbetrieb kaum möglich. Die Priorisierung macht die Sache aufwenig. „Wir müssen jede Woche die Liste der 600 Impfwilligen durchgehen und entscheiden, wer laut Priorisierung als nächster dran ist.“ Dazu kommen Terminvereinbarungen am Telefon und viele, viele neue Anfragen täglich.

    Pauschale Versorgung der Praxen hemmt Impftempo

    Er und sein Team wären bereit, mehrere Impfsamstage einzuführen, doch ein organisatorischer Punkt hemmt das Impftempo. „Wir bekommen jeden Montag – und nur montags – eine Lieferung mit dem Biontech-Impfstoff “, sagt Fischer Stabauer. Der Haken: Das Vakzin darf ab Samstag, 6 Uhr morgens, nicht mehr verimpft werden. Mit seinem Anliegen nach einem weiteren Lieferungstag – später in der Woche – für das Vakzin hat er schon an viele Türen geklopft: Landrat Peter von der Grün, Staatssekretär Roland Weigert, Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber. Passiert ist diesbezüglich bisher nichts.

    Für den Ingolstädter Arzt Anton Böhm, der eine große Hausarztpraxis mit mehreren Standorten betreibt, ist die Sache klar. Wenn die einzelnen Praxen nicht nach Zahl der Patienten, sondern nur pauschal mit Impfstoff versorgt werden, dann sei auch das Impftempo in der Region nicht so hoch wie anderswo in Bayern. Kritik zum langsamen Impftempo bei den Hausärzten rund um Ingolstadt kann Böhm deshalb nicht nachvollziehen. Denn gerade in der Region hätte jede einzelne Praxis oft deutlich mehr Patienten als im bayernweiten Durchschnitt.

    Während die Biontech-Lieferungen jede Woche weit hinter der Nachfrage zurückliegen, gibt es bei der Zuteilung von AstraZeneca keine Begrenzung. Aber hier muss Böhm oft Überzeugungsarbeit leisten. Gerade Senioren, sagt er, wollen Biontech: „Die Solidarität der Älteren lässt oft sehr zu wünschen übrig.“ Genauso wenig Verständnis hat er für jene Menschen, die ihre AstraZeneca-Impfung bereits nach vier Wochen – statt erst nach zwölf Wochen, wie es empfohlen ist – auffrischen lassen möchten. Immer wieder kommen Personen mit dieser Bitte an ihn heran – aber er lehnt ab. Denn die Wirkung, sagt Böhm, sei um 20 Prozent niedriger.

    Impfzentren in Neuburg und Mühlried: Über 23.400 Erstimpfungen

    Doch es gibt auch gute Nachrichten beim Impfen. Zwar ist der Landkreis bei der Sonderimpfaktion mit AstraZeneca mit gerade einmal 700 Dosen bedacht worden. Trotzdem laufe es gut, sagt Stephanie Schmid, Pressesprecherin des Kreiskrankenhauses in Schrobenhausen, welches beide Impfzentren im Landkreis betreibt. „Wir haben keine Kapazitätsprobleme und alles kann schnell verimpft werden.“ Erstgeimpft wurden in den Zentren bisher (Stand Montag, 10. Mai, 13 Uhr) 23.445 Menschen. Die zweite Spritze bekamen dort 9316 Personen. Man sei gerade dabei, die Priorisierungsgruppe 3 zu impfen, sagt Schmid.

    Für die kommenden Tage sind weitere Lieferungen angekündigt: 2292 Dosen des Vakzins von Biontech, 500 Dosen Moderna und 400 Dosen des Herstellers AstraZeneca. Letzterer wird eigentlich nicht mehr in den Impfzentren verimpft, außer es handelt sich um Zweitimpfungen.

    Jede Menge zu tun hatten die Mitarbeiter im Ingolstädter Impfzentrum in den vergangenen Wochen. Denn bei Impf-Sonderaktionen konnten dort insgesamt 20.000 Menschen mit AstraZeneca geimpft werden – ohne Priorisierung. Die letzten Termine dazu finden am heutigen Dienstag statt.

    Ingolstadt: Sonderaktion mit 20.000 Dosen AstraZeneca gut angenommen

    Der Zuspruch war „enorm“, sagt Thomas Buchhold, Leiter des Impfzentrums. Erst die letzten Termine gestern und heute seien etwas zögerlicher angenommen worden. Aber alle sind ausgebucht.

    Waren die ersten 5000 Dosen allein auf Ingolstädter beschränkt, konnten die anderen Impftermine auch Menschen nutzen, die in Ingolstadt arbeiten, studieren oder zur Schule gehen. Und das schlägt sich inzwischen auch in der Impfquote in Ingolstadt nieder. Die lag am Montag (10. Mai) bei 42,9 Prozent. Allerdings sind hier eben auch jene Menschen aus der Region miteingerechnet, die sich in Ingolstadt haben impfen lassen, so Pflegepersonal, Erzieher, Lehrkräfte oder eben jene Personen, die im Rahmen der Sonderaktion den Impfstoff verabreicht bekommen haben. Bislang sind in Ingolstadt laut Mitteilung der Stadt 70.400 Dosen verimpft worden, davon 9363 bei den Hausärzten.

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