Es ist nicht das erste Mal, dass Roland Weigert darüber nachdenkt, sein Kreistagsmandat niederzulegen. Während seiner Zeit als Staatssekretär nahm er kaum an den Sitzungen teil - offiziell, weil er zeitlich in München oder im Ausland eingebunden war, inoffiziell, weil ihm die Amtsführung des Landrats missfiel und sich daran bis heute nichts geändert hat. Auch als die Frage im Raum stand, ob die Freien Wähler mit Peter von der Grün erneut in die Kommunalwahl gehen wollen, machte er klar: Nicht mit mir, andernfalls würde er aus dem Kreisverband austreten.
Jetzt macht Roland Weigert allerdings ernst. Am Montag tagte die FW-Kreistagsfraktion, und bei der Gelegenheit ließ er seine Parteikollegen wissen, dass er aus dem Gremium aussteigt. Seine Entscheidung stehe fest, der genaue Zeitpunkt allerdings noch nicht. „Das war eine Überraschung für uns“, sagt Fraktionssprecher Ludwig Bayer. Er und FW-Kreisvorsitzender Shahram Tabrizi seien von ihm im Vorfeld eingeweiht worden, die anderen Mitglieder hätten erst am Montagabend davon erfahren.
Roland Weigert will den Hochwasserschutz im Landkreissüden vorantreiben
Es sei „seine persönliche Entscheidung“, betont Bayer, die Weigert mit fehlender Zeit für das Amt begründet habe. Außerdem wolle sich der Landtagsabgeordnete jetzt insbesondere dem Hochwasserschutz im Landkreissüden widmen. Diese Aufgabe binde ihn so stark, dass er die notwendige Zeit für die Kreistagsarbeit nicht mehr aufbringen könne.
Roland Weigert hat nach der Hochwasserkatastrophe Anfang Juni zusammen mit seinem CSU-Landtagskollegen Karl Straub aus dem Stimmkreis Pfaffenhofen die Arbeitsgemeinschaft „Solidarischer Hochwasserschutz“ gegründet, die alle Paaranlieger an einen Tisch bringt. Mit dabei sind neben den Landräten aus Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen auch Bürgermeister aus dem Landkreissüden sowie aus Baar-Ebenhausen, Reichertshofen, Manching und Hohenwart. „Mit der ARGE bündeln wir unserer Interessen und entwickeln Schlagkraft. Ich wüsste nicht, dass es anderswo in Bayern eine so breite interkommunale Allianz bei dem Thema gibt“, beschreibt Weigert die Zielsetzung.
Wie es heißt, war offenbar genau dieses Thema ausschlaggebender Grund dafür, dass Weigert jetzt im Kreistag die Segel streicht. Während er sich aktuell mit Volldampf auf die Aufarbeitung des Hochwassers stürzt, ist ihm der diesbezügliche Elan sowohl im Kreistag als auch in den eigenen Parteireihen offenbar zu lasch. Er sei „hochgradig frustriert“, sagt ein Beobachter, weil in der Sache nichts vorwärtsgeht - zumindest nicht in dem Tempo, das er vorgibt und in die Richtung, in die er steuert.
Erste Nachrückerin von Roland Weigert im Kreistag ist Anita Kerner
„Roland Weigert ist für die Freien Wähler und für die Kommunalpolitik nicht aus der Welt“, ist sich FW-Kreisvorsitzender Shahram Tabrizi sicher. Er würde seinen Rücktritt bedauern, könne die Gründe aber nachvollziehen. Weigert selbst will sich erst am Freitag offiziell dazu äußern. Seine Nachrückerin ist Anita Kerner, die bereits ihre Zusage signalisiert habe.
Sein Mandat will Weigert nicht sofort niederlegen, sondern mindestens noch die Kreistagssitzung am 19. September abwarten. Im Anschluss an diese Sitzung wird es eine öffentliche Infoveranstaltung im Pfarrsaal St. Jakob in Schrobenhausen geben, bei der das Landratsamt über den aktuellen Sachstand beim Hochwasserschutz sprechen wird. Neben Landrat Peter von der Grün werden auch Martin Mayer vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt und Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner Rede und Antwort stehen. Beginn ist um 19 Uhr.
Zwei Infoveranstaltungen zum Hochwasserschutz in Schrobenhausen
Die Veranstaltung bringt allerdings schon im Vorfeld Ärger mit sich. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Reisner geradeheraus. Denn der Termin ist exakt einen Tag vor einer identischen Bürgerversammlung in Schrobenhausen. Reisner betont mit Nachdruck, dass er diesem Termin niemals zugestimmt hätte; geplant gewesen sei an diesem Tag eine Sondersitzung des Kreistags - und keine Infoveranstaltung für Bürger. „Ich konterkariere doch nicht meine eigene Veranstaltung.“ Er habe mit Peter von der Grün über die unglückliche Doppelung gesprochen, dieser will an dem Termin aber festhalten.
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