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Neuburg-Schrobenhausen: Nach "Frust-Brief": So reagiert Peter von Grün auf die Vorwürfe gegen ihn

Neuburg-Schrobenhausen

Nach "Frust-Brief": So reagiert Peter von Grün auf die Vorwürfe gegen ihn

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    Peter von der Grün äußert sich erstmals nach der öffentlichen Kritik an seinem Politikstil zu den Vorwürfen – wenn auch verhalten. Er bevorzuge den direkten Dialog mit den Betroffenen, sagt er.
    Peter von der Grün äußert sich erstmals nach der öffentlichen Kritik an seinem Politikstil zu den Vorwürfen – wenn auch verhalten. Er bevorzuge den direkten Dialog mit den Betroffenen, sagt er. Foto: Landratsamt, Sabine Gooss

    Hinter Landrat Peter von der Grün liegen dunkle Tage. Die seit Jahren schwelende Unzufriedenheit mit seiner Arbeit und der Art und Weise, wie er die Menschen um sich daran teilhaben lässt, hat sich vor einigen Wochen mit voller Wucht entladen. Was schon längst kein Geheimnis mehr war, stand nun schwarz auf weiß in einem Brief, unterschrieben von allen 18 Bürgermeistern des Landkreises und offiziell weitergereicht an die Medien. Darin stellen sie ihm ein verheerendes Zeugnis aus, was seine Strategie im Landkreis und seine Zusammenarbeit mit den Rathauschefs betrifft. Die Vorwürfe blieben im Raum stehen, denn geäußert hat er sich dazu nie – bis jetzt. 

    Es gehe ihm gut, sagt Peter von der Grün auf Nachfrage. Anders, als es beispielsweise bei Altlandrat Roland Weigert der Fall war, ist er keiner, der seine Gemütslage offen zur Schau trägt. Entsprechend zurückhaltend ist er auch mit Erklärungen, wie es zu diesem beispiellosen Zerwürfnis kommen konnte. Seine Sicht auf die Dinge wolle er nicht mit der Öffentlichkeit teilen. "Ich habe mich bewusst nicht geäußert, weil das führt zu nichts." Stattdessen würde er lieber direkt mit den Betroffenen unter vier Augen sprechen. Ob er denn nicht das Bedürfnis habe, sich öffentlich gegen die Anschuldigungen zu wehren und damit sein Gesicht zu wahren? "Was die Vorwürfe anbelangt, sind die meisten Leute durchaus in der Lage, das richtig einzuordnen", sagt er und berichtet von zuletzt positiven Rückmeldungen von Bürgern ihm gegenüber. "Das hat mir gutgetan."

    Peter von der Grün: Kritik der Bürgermeister habe ihn zum Nachdenken gebracht

    Gleichwohl hätten ihn die Ereignisse der vergangenen Wochen zum Nachdenken gebracht. "Ich bin schon einer, der sein eigenes Handeln reflektiert und sich fragt, ob ich thematisch und persönlich auf dem richtigen Weg bin." Zu welcher Antwort er gekommen ist, lässt er offen. Nur so viel: "In der Nachbetrachtung hätte ich kommunikativ das ein oder andere besser lösen können." Es ist die einzige öffentlich ausgesprochene Selbstkritik. Ansonsten macht er "schwierige Rahmenbedingungen" wie Corona, den Ukraine-Krieg oder die Finanzlage des Bundes für die Missstimmung verantwortlich. Außerdem müssten die Landkreise immer mehr staatliche Aufgaben übernehmen, auf die sie keinen Einfluss hätten – Stichwort Asyl. "Der Überbringer der schlechten Botschaft ist dann der Feind", erklärt sich von der Grün das Stimmungstief.

    Der Bertoldsheimer trat im Mai 2019 außertourig sein Amt an. Am 15. März 2020 wurde bei der Kommunalwahl die Hälfte der Kreistagsmitglieder neu gewählt, schon eine Woche später wurde der Lockdown ausgerufen. Die darauffolgenden beiden Jahre waren immer wieder geprägt von Kontakt- und Zugangsbeschränkungen. "In dieser Zeit hatten wir nicht immer die Möglichkeit, uns bei einem Bierchen auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: In der Sache waren wir zwar anderer Meinung, aber morgen geht es weiter." Man hätte unter diesen Umständen nicht zusammenwachsen können. Diese fehlende Basis scheint bis heute nachzuwirken. 

    Vergangene Woche gab es einen Aussprachetermin zwischen Landrat von der Grün und den Bürgermeistern. Beide Seiten sind dem Vernehmen nach gewillt, den offenen Streit zu beenden und auf eine sachliche Ebene zurückzukehren. Gelingen soll dies mithilfe eines externen Mediators. Über das Vorgehen und die Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Das Signal, das dadurch nach außen gesendet werden soll, formuliert Peter von der Grün so: "Wir wollen in der Sache wieder vertrauensvoll zusammenarbeiten, auch wenn man mit dem einen oder anderen nicht gleich in den Urlaub fahren würde." Er wünscht sich, dass man sich konstruktiv auf Augenhöhe begegnet und "sich vorher informiert, bevor man kritisiert".

    Wiederkandidatur zum Landrat bei der Kommunalwahl 2026 ist für Peter von der Grün nicht gesichert

    Also lässt sich der Riss kitten? Peter von der Grün gibt sich optimistisch. Er wolle den Bürgermeistern die Hand reichen und habe keine Berührungsängste. Das Ergebnis dieser "Bewährungsprobe" dürfte auch für die Freien Wähler maßgeblich dafür sein, wie sie weiterhin zu ihrem Landrat stehen. Bei einem fraktionsinternen Treffen habe man ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er seinen Politikstil ändern müsse. Gelingt ihm das nicht, wird ihn seine Partei womöglich nicht mehr als Landratskandidaten nominieren. Aus diesem Grund hält sich von der Grün – im Gegensatz zu früheren Aussagen – auch bedeckt bei der Frage, ob er 2026 wieder antreten würde. "Das ist noch nicht spruchreif. Wir werden das zu gegebener Zeit besprechen und entscheiden."

    Das Ende eines Jahres ist immer auch eine Gelegenheit, um persönlich Bilanz zu ziehen. Wie zufrieden ist Peter von der Grün mit sich und dem Jahr 2023? Objektiv betrachtet, sagt er, habe man trotz schwieriger Rahmenbedingungen viele Projekte im Landkreis umgesetzt. Ob er mit den "schwierigen Rahmenbedingungen" die Krisen auf der Welt oder in seinem Haus meint, bleibt offen. Was seine Person betrifft, so lerne er jedes Jahr dazu. "Ich arbeite daran, noch besser zu werden." 

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