Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Neuburg-Schrobenhausen: Landwirtschaft im Klimawandel: Wenn aus der Kartoffel die Süßkartoffel wird

Neuburg-Schrobenhausen

Landwirtschaft im Klimawandel: Wenn aus der Kartoffel die Süßkartoffel wird

    • |
    Die Kartoffelernte leidet unter den heißen Sommern in der Region. Landwirte suchen bereits nach Alternativen.
    Die Kartoffelernte leidet unter den heißen Sommern in der Region. Landwirte suchen bereits nach Alternativen. Foto: Philipp Schulze, dpa (Symbolbild)

    Über 30 Grad, Dürrephasen, Hitzewellen. Wenn der Regen kommt, dann zu spät, mal zu wenig, dann zu viel und der Boden kann ihn nicht richtig aufnehmen. Das Wetter ändert sich stark, das spüren auch Landwirte aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Pflanzen, die in Bayern seit Jahrhunderten angebaut werden, leiden immer mehr unter dem Wetter, einige Bauern suchen mittlerweile nach Alternativen. Und könnten so sogar den Import einiger Lebensmittel verändern.

    Wie sich das Wetter auf die Feldfrüchte auswirkt, weiß Martin Gruber vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) genau. Gerade die Spitzen in der Temperatur machen den Pflanzen zunehmend zu schaffen. Auch in diesem Sommer lag die Tagestemperatur über längere Zeit bei knapp 40 Grad. Bei bis zu 37 Grad brannte die Sonne vom Himmel, für traditionelle Feldfrüchte, wie beispielsweise die Kartoffel, einfach zu viel.

    Denn die hohen Temperaturen gehen mit Wassermangel Hand in Hand. Und dies ist laut Gruber das eigentliche Problem. Der Ertrag werde reduziert, und auch die Qualität des Produkts leide. Zwar hat die Kartoffel keinen übermäßig hohen Wasserverbrauch, wenn sie wächst. Doch bei extremen Hitzewellen stellt sie das Wachstum ein, um sich vor dem Vertrocknen zu schützen. Das Ergebnis: deutlich kleinere Knollen als gewohnt.

    Kartoffelernte im Raum Neuburg leidet unter Hitzephasen

    Neben der Kartoffel, die laut Gruber am meisten unter dem Wetter leidet, kämpft auch noch ein anderes Traditionsgewächs mit den steigenden Temperaturen. Beim Getreide seien in den vergangenen Jahren auch immer wieder schlechte Ernten eingefahren worden. Auch hier sind die geringen Wasservorräte im Boden schuld, denn Getreide braucht gerade in der Wachstumsphase viel Wasser.

    Erschwerend komme hinzu, dass die Sommer in den vergangenen Jahren nicht nur zu heiß waren. Ein zu kühles Frühjahr, das sich bis in den Mai gezogen habe, habe die Entwicklung der Pflanzen verlangsamt. Ideal wären in dieser Phase für die Pflanzen milde Temperaturen und ausreichend Wasser. 

    Einen leichten Rückgang habe man in Bayern und im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen bereits gemerkt, noch muss man sich laut Gruber aber keinerlei Sorgen machen, dass die beliebte Knolle aus den Ladenflächen verschwindet. Dennoch: Sich nach Alternativen umzusehen, ist laut Gruber sinnvoll, "die Landwirte versuchen jetzt schon, sich an das immer extremere Wetter anzupassen". 

    Im Kommen seien daher wärmeliebende Pflanzen. Bereits seit den 1960er-Jahren hätten die Bauer vermehrt Mais angebaut. Dieser leidet deutlich weniger unter den Temperaturen und bietet sich außerdem sehr gut als Futtermittel bei der Tierhaltung an. "Wir vergessen heute gerne, dass der Mais bei uns noch gar nicht so lange heimisch ist", erinnert Gruber.

    Immer mehr Süßkartoffeln auf den Äckern in Neuburg-Schrobenhausen

    Noch ein gutes Stück neuer ist der Sojaanbau, der erst vor knapp 15 Jahren in der Region gestartet wurde. Das Produkt erfreue sich immer größerer Beliebtheit, nicht nur bei den Landwirten, sondern auch bei den Konsumenten. "Schließlich ist der Anbau immer auch eine Antwort auf die Nachfrage der Konsumenten", meint Gruber. Noch mache Soja einen eher kleinen Anteil beim Gesamtanbau in Bayern aus, dieser wachse aber stetig. "Von unseren insgesamt etwa zwei Millionen Hektar Anbaufläche in Bayern hat Soja ein paar Tausend Hektar übernommen", so Gruber.

    Ähnlicher Beliebtheit erfreut sich die Süßkartoffel, die früher ausschließlich von Feldern in Südamerika auf unseren Tellern landete. Mittlerweile habe sich das Wetter in der Region so geändert, dass immer mehr Landwirte die orangefarbene Knolle erfolgreich anbauen können. Zudem wurde auch im Donaumoos bereits mit dem Reisanbau experimentiert. Und auch Quinoa, eine besondere Getreideform, die eigentlich aus der Andenregion in

    Worauf die Bauern aktuell beim Anbau setzen, ist laut Gruber eine nicht ganz leicht zu beantwortende Frage. Die Sommer seien in den vergangenen Jahren zu unberechenbar gewesen, nach sehr heißen Sommern seien immer wieder sehr verregnete und kühle gekommen. Dann bekommen die wärmeliebenden Pflanzen große Probleme. Er empfiehlt daher, einen Mix an verschiedenen Früchten und – besonders wichtig – Zwischenfrüchte anzubauen.

    Eines sei jedoch klar: Der sich verändernde Anbau wirke sich immer mehr auf den Import von Waren aus. Während Soja und Süßkartoffeln noch vor wenigen Jahren weite Reisen auf sich nehmen mussten, um hier im Supermarkt zu landen, können in diesen Bereichen immer häufiger die heimischen Landwirte den Bedarf decken. Und wer weiß, vielleicht sind in ein paar Jahren auch Avocado und Papaya "made in Bavaria". 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden