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Neuburg-Schrobenhausen: Immobilien in der Region: "Es geht nicht mehr alles weg zu jedem Preis"

Neuburg-Schrobenhausen

Immobilien in der Region: "Es geht nicht mehr alles weg zu jedem Preis"

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    Der überhitzte Wohnungsmarkt hat sich etwa abgekühlt. Aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten hat die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt etwas nachgelassen.
    Der überhitzte Wohnungsmarkt hat sich etwa abgekühlt. Aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten hat die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt etwas nachgelassen. Foto: Anne Wall (Archivbild)

    Der Bauplatz war bereits ausgesucht, der Zuschlag erteilt. Am Ortsrand von Weichering sollte das Eigenheim stehen. Doch als es ernst wurde und der Notartermin anstand, wurde der Taschenrechner noch einmal gezückt. Anfang des Jahres sind die Bauzinsen wieder gestiegen – und zwar deutlich schneller, als zuvor absehbar war. Für vier potenzielle Bauherren bedeutete das: Sie haben ihren Bauplatz wieder der Gemeinde

    Das Beispiel aus Weichering ist kein Einzelfall. "Es gibt momentan viele, die aufgrund der Zins- und Baupreissituation von ihrem Vorhaben abrücken", sagt Neuburgs Bauunternehmer Hans Mayr. Wer vor einem Jahr mit einem Finanzierungszinssatz von einem Prozent gerechnet hat, musste zuletzt bis zu vier Prozent bezahlen. "Und das ist für viele Normalverdiener nicht mehr stemmbar." Die Folge: Wer ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollte, hat seine Pläne erstmal auf Eis gelegt. Das spürt auch

    Raiffeisenbank und Sparkasse in Neuburg vergeben weniger Kredite

    Die Lage am Finanzmarkt bemerken natürlich auch die Banken. Bei der Raiffeisenbank Neuburg-Rain waren es zuletzt etwa ein Drittel weniger Kunden als noch 2021, die eine Immobilie finanzieren wollten. Der Traum vom eigenen Haus, er sei ungebrochen hoch - doch eben nicht zu jedem Preis. "Die Kunden überlegen sich aktuell sehr genau, was sie sich leisten können", berichtet Raiba-Vorstand Roland Gies.

    Auch bei der Sparkasse Neuburg-Rain ging das Kreditgeschäft rapide zurück. Noch bis März habe es kontinuierlich Anfragen zur Finanzierung von Neubauten gegeben, "und ab April war es, als hätte jemand den Faden abgeschnitten", versinnbildlicht es Vorstand Wolfgang Pöppel. Dass sich die Bauzinsen innerhalb von wenigen Monaten vervierfacht haben, habe er noch nie erlebt. "Das war ja kein Anstieg mehr, sondern wie Fahrstuhlfahren. Eine völlig ungesunde Entwicklung!" 

    Dazu komme, dass es derzeit keine KfW-Förderungen mehr gibt und die Preise auf dem Bau unkalkulierbar geworden sind. Unter diesen Aspekten hätten junge Normalverdiener fast keine Chance mehr, sich ein Haus zu finanzieren, sagt Pöppel. Aus diesem Grund würde sich der Sparkassen-Vorstand wünschen, dass Kommunen in solchen Fällen die Frist des Bauzwangs verlängern, um den Finanzierungsdruck zu senken. Auf diese Weise könnten die aufgrund des Punktekatalogs vorrangig Berechtigten dann auch die Grundstücke behalten. 

    Gestiegene Bauzinsen haben Auswirkungen auf gebrauchte Immobilien

    Die veränderte Lage auf dem Immobilienmarkt bekommen auch Verkäufer von gebrauchten Häusern und Wohnungen zu spüren. "Es geht nicht mehr alles weg für jeden Preis", weiß der Leiter des Sparkassen-Immobiliencenters, Joachim Seitz. In seinem Repertoire gebe es aktuell mehr Objekte im Angebot als sonst. Aus diesem Grund habe sich auch so mancher Kunde von einem Neubau verabschiedet und sich stattdessen für den Kauf einer gebrauchten Immobilie entschieden. 

    Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass der Zinsanstieg bereits seinen Höhepunkt überschritten hat. Die beiden Bank-Vorstände als auch Bauunternehmer Hans Mayr gehen davon aus, dass sich die Lage nächstes Jahr normalisieren wird. "Die Wirtschaft verträgt keine weitere Zinssteigerung", ist etwa die Meinung von Roland Gies. Und auch Wolfgang Pöppel geht davon aus, dass die stürmischen Zeiten vorbei sind. 

    "Ich hoffe, dass Bauen nächstes Jahr wieder günstiger wird", sagt Hans Mayr. Zwar würden die Energiepreise hoch bleiben und damit auch viele Baumaterialien, für deren Herstellung Energie notwendig ist. Doch den Preisanstieg hätten auch Trittbrettfahrer genutzt, die sich jetzt womöglich wieder besinnen, nachdem die Auftragsbücher nicht mehr so rappelvoll sind wie in den vergangenen Jahren. Noch mehr: Weil aufgrund der gestiegenen Zinsen viele Bauwerber von ihrem Vorhaben abgerückt sind, brechen etlichen Firmen wichtige Auftrage plötzlich weg. Wie Hans Mayr als Kreishandwerksmeister jüngst erfahren hat, haben im Landkreis Eichstätt aus diesem Grund bereits die ersten Bauunternehmen Kurzarbeit angemeldet. 

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