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Neuburg-Schrobenhausen: Ernte 2021: Gut für den Wald, aber schlecht fürs Getreide

Neuburg-Schrobenhausen

Ernte 2021: Gut für den Wald, aber schlecht fürs Getreide

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    Beim Kartoffelsortieren helfen unter der Aufsicht ihrer Eltern Carolin, Luzia und Teresa (von links) fleißig mit, damit die Familie auf ihren Feldern in Neuburg-Nord die letzte Ernte nach Hause bringt.
    Beim Kartoffelsortieren helfen unter der Aufsicht ihrer Eltern Carolin, Luzia und Teresa (von links) fleißig mit, damit die Familie auf ihren Feldern in Neuburg-Nord die letzte Ernte nach Hause bringt.

    Für den Wald ist das laufende Jahr „ein Schluck aus der Pulle“, sagt Joachim von Rotenhan. Der Geschäftsleiter des Maschinenringes Neuburg-Schrobenhausen weiß, dass das niederschlagsreiche 2021 den ausgetrockneten Forsten ganz gut tut. Aber den Landwirten hat es Einbußen gebracht.

    Zu nass und zu kalt, so lässt sich das diesjährige Vegetationsjahr auf einen Nenner bringen. Im Blütemonat April beutelten Spätfröste die Obstbäume und im Sommer mochte sich kein beständiges trockenes Wetter zum Dreschen und zur Heumahd einstellen. „Es war kein leichtes Jahr für unsere Bauern“, urteilt Petra Praum, Agrar-Chefin des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen.

    Die Standortfrage spielte wieder eine Hauptrolle. „Sandige Flächen haben den Regen besser abgeführt als die schweren Böden“, beschreibt Pflanzenbauberater Martin Gruber die Abläufe. Zuviel Wasser vertragen die Wurzeln nicht, „das gilt für alle Kulturen“. So waren die Sandböden im tertiären Hügelland heuer besser dran als die Äcker im Donautal, etwa bei Weichering, Unterhausen oder Burgheim.

    Im Donaumoos sind die Felder im Sommer zeitweise unter Wasser gestanden

    Felder mit hohen Grundwasserständen sind im Juni und Juli zeitweise „geschwommen“. Das bedeutete höchsten Stress für die Kartoffeln im Donaumoos. Hier sei heuer auf über 2000 Hektar „wenig Ausbeute“ erzielt worden, bestätigt das Landwirtschaftsamt. Punktuell gab es Totalausfälle. Ersatzleistungen erhalten die Bauern dafür kaum.

    Familie Koch aus Joshofen erlebte eine enttäuschende Getreideernte. Aber selbst angebautes Gemüse verkauft sich gut auf dem Neuburger Wochenmarkt.
    Familie Koch aus Joshofen erlebte eine enttäuschende Getreideernte. Aber selbst angebautes Gemüse verkauft sich gut auf dem Neuburger Wochenmarkt.

    38 Millionen Tonnen Getreide (ohne Mais) seien heuer eingefahren worden, rechnet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Das seien, abgesehen von der problematischen Erntezeit, fünf Prozent weniger als im Durchschnitt der letzten sechs Jahre. In Deutschland bauen die Landwirte auf sechs Millionen Hektar Fläche

    „Mein Sommerweizen stand erstklassig da“, erinnert sich Anton Koch aus Joshofen, das hatten ihm auch die Berufskollegen bestätigt. Doch bald stellte sich heraus: Die Körner sind zu klein geraten oder sie fehlten ganz. Dem Weizen und seinen Wurzeln war es zu feucht geworden, das mussten viele Getreidespezialisten feststellen. Landwirt

    Ludwig Bayer: "Ein schwieriges Jahr für die Landwirte"

    Die „Verlademaus“ verfrachtet Zuckerrüben auf den Lastwagen, die nonstop zur Zuckerfabrik nach Rain unterwegs sind.
    Die „Verlademaus“ verfrachtet Zuckerrüben auf den Lastwagen, die nonstop zur Zuckerfabrik nach Rain unterwegs sind.

    Das Feuchteproblem könnte auch zu einem Fäulnisproblem werden. Die Rübenbauern und ihr Abnehmer, die Zuckerfabrik, sind bisher noch davon verschont geblieben, aber die Gefahr ist heuer durchaus gegeben, dass Rübenhalden Fäulnis entwickeln. Bei den Erträgen sind 95 Tonnen Rüben pro Hektar dabei, an manchen Standorten aber nur 70 bis 80 Tonnen. Die Blattmasse habe sich mächtig entwickelt, aber der Zuckergehalt lasse noch zu wünschen übrig, weiß Joachim von Rotenhan. Er hofft jetzt auf einen „sonnigen Oktober“. Seine Verlademaschinen haben heuer bei Bertoldsheim angefangen und laufen derzeit im Kreis Dachau. Nonstop wird in der Kampagne zur Südzuckerfabrik nach Rain geliefert.

    Die Wiesen sind heuer gewachsen wie nie. Die Obsternte läuft eher bescheiden, von einer Apfelschwemme kann keine Rede sein. Einheimische Kirschen waren 2021 ausgesprochene Mangelware. Jetzt wird der Mais, bestens im Wuchs, gehäckselt, und die letzten Kartoffeln werden eingeholt. Markus Braun aus Neuburg-Ried schickt die komplette Familie auf den Vollernter, denn die Erdäpfel müssen sortiert und von Erdbrocken getrennt werden. Die Kartoffeln seien schon mal größer und kräftiger gewesen, meint er, „alle Früchte, die im Boden stecken, haben einfach zu viel Wasser abbekommen.“

    Das Bundeslandwirtschaftsministerium spricht von einer „angespannten Bodenfeuchtesituation.“ Ludwig Bayer aus Stepperg bezeichnet es als „schwieriges Jahr für die Landwirte.“ Dem guten Start im Frühjahr folgte ein verregneter Sommer. Der Kreisobmann des BBV nimmt 2021 als Musterbeispiel dafür, wie sehr die Landwirte auf die Natur und das Verständnis der Gesellschaft angewiesen sind.

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