Kunst im Rathausfletz ist nichts Ungewöhnliches. Und deshalb waren die Gesellenstücke für eine Ausstellung dort auch gut aufgehoben. Jedes der zwölf Handwerke ist auch ein Kunstwerk. Zwölf Azubis haben ihre Gesellenstücke geschaffen. Jedes ein Einzelstück, handwerklich vortrefflich dargestellt mit Designfinessen vom Feinsten.
Simon Haug hat das Schreinerhandwerk mit modernster Frästechnik verbunden. Die Oberfläche seines Weinschrankes ist mit einer CNC-Fräse dreidimensional herausgearbeitet. Im Innern erwartet den Weintrinker nicht nur Eleganz bis hin zu vergoldeten Schubladenblenden, sondern auch durchdachte Nutzbarkeit. Und im Geheimfach liegt die eiserne Reserve, damit der Wein nie ausgeht.
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Die Bandbreite der Werkstücke geht heuer vom Schmuckkästchen über Nachttischchen, Vitrine, Schreibtisch, Kommode, Kinderwiege bis hin zum Weinschrank und Rechtlermöbel. Was ein Rechtlermöbel ist?
Gabriel Ettenreich hatte sich etwas sehr Praktisches für das Gesellenstück ausgedacht. Er arbeitet im Rechtlerwald seiner Familie. In seinem selbst entworfenen Möbelstück findet nun seine gesamte Ausrüstung einen Platz.
Meisterliche Gesellstücke der Schreiner im Neuburger Rathausfletz
Kreishandwerksmeister Hans Mayr und Obermeister der Schreinerinnung Andreas Weidmann eröffneten die Ausstellung zusammen mit der stellvertretenden Landrätin Sabine Schneider und mit Neuburgs zweitem Bürgermeister Johann Habermeyer. „Diese Gesellenstücke sind wahrlich meisterlich“, fand Hans Mayr.
Sabine Schneider lobte die duale Ausbildung, ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Andreas Weidmann appellierte an die Politik, die überbordende Bürokratie für die Handwerker endlich zurückzufahren. Viele junge Schreinerinnen und Schreiner würden nicht mehr selbstständig sein wollen, weil sie regelrecht Angst vor den bürokratischen Hürden hätten.
Laut einer Umfrage der Handwerkskammer würden 78 Prozent der Betriebe die Bürokratie in Deutschland als das größte Problem sehen, so Weidmann. „Alles, was oben beschlossen wird, müssen wir in den Betrieben regeln.“ Weidmann nannte als Beispiel die Cannabis-Legalisierung. Ob erlaubt oder verboten im Betrieb – jede Firma müsse sich mit der Regelung beschäftigen. Statt solche Bürokratiemonster zu bauen, wünscht sich der Innungsmeister der Schreiner mehr Unterstützung für die Betriebe, dann würden auch wieder mehr junge Leute den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. „Wir brauchen natürlich einen Rahmen. Aber in dem muss sich die Wirtschaft frei bewegen können.“
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