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"Schlammschlacht": So läuft die Zuckerrübenernte im Raum Neuburg

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"Schlammschlacht": So läuft die Zuckerrübenernte im Raum Neuburg

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    Ein Rübenberg wird von der Lademaschine abgetragen und direkt auf den Lkw verladen. Auf reinen Feldwegen ist die Abfuhr zu einer schlammigen Angelegenheit geworden.
    Ein Rübenberg wird von der Lademaschine abgetragen und direkt auf den Lkw verladen. Auf reinen Feldwegen ist die Abfuhr zu einer schlammigen Angelegenheit geworden. Foto: Winfried Rein

    Jetzt ist es doch zur „Schlammschlacht“ geworden: Der nass und tief gewordene Boden erschwert die Abfuhr der Zuckerrüben in die Fabrik nach Rain am Lech. Die Lkw-Fahrer rutschen auf schmierigen Feldwegen. „In der Regenzeit ist es brutal“, berichtet Joachim von Rotenhan, „aber wir kriegen das hin.“

    Dem Geschäftsstellenleiter des Maschinenrings Neuburg-Schrobenhausen bleibt auch kaum eine andere Wahl. Die Zuckerfabrik ist „gefräßig“ und muss nonstop „gefüttert“ werden. Nahezu 700 Lkw-Transporte laden ihre Frachten Tag und Nacht im Südzucker-Werk ab. Man merkt die hohe Fahrfrequenz insbesondere auf der Bundessstraße 16 mit einer Vielzahl von Rübenlastern.

    Ein starker Wasserstrahl spült die Rüben vom Lkw in die Zuckerfabrik.
    Ein starker Wasserstrahl spült die Rüben vom Lkw in die Zuckerfabrik. Foto: Winfried Rein

    „Die späte Ernte ist eine Katastrophe“, findet Landwirt Ludwig Bayer aus Stepperg. Der Freie-Wähler-Politiker hat selber noch etliche Zuckerrüben „draußen“. Er möchte aber im gleichen Feld Weizen ansäen, „und da wird es jetzt langsam zu spät“, sagt er. Die Zuckerfabrik habe den Kampagnenbeginn zu spät angesetzt. „Sie konnten aber nicht wissen, dass wir drei Wochen Regenperiode bekommen“, nimmt der Bezirksrat die Planer in Schutz.

    Abfuhr der Zuckerrücken im Raum Neuburg wird zu "Schlammschlacht"

    Der November-Regen hat die Abfuhrprofis ins Schwitzen gebracht. Die Rüben für Rain sollten eigentlich schon weitgehend geerntet sein, doch die schweren Rodemaschinen konnten nicht auf die weichen Böden fahren. Ein Rübenroder wiegt leer 30 Tonnen und erntet sechs Pflanzreihen in einem Zug. In den USA sind monströse Zwölfreiher mit 800 PS im Einsatz.

    Solche Giganten hat die Abfuhrgemeinschaft Donau-Lech eG (noch) nicht. Die Rotenhan-Flotte umfasst drei „Lademäuse“ und über 30 Lastwagen. Mit seinen beiden Kollegen schickt er die Fahrer nach exaktem Termin- und Routenplan in die Arbeit. Als Bäuerliche Maschinengemeinschaft

     Die „Lademaus“ wechselt ständig ihre Standorte. Von Weitem ist die Rübenabfuhr zwischen Bergheim und Irgertsheim zu erkennen.
    Die „Lademaus“ wechselt ständig ihre Standorte. Von Weitem ist die Rübenabfuhr zwischen Bergheim und Irgertsheim zu erkennen. Foto: Winfried Rein

    Die Kampagne könnte diesmal bis in den Februar des nächsten Jahres hinein gehen. Zur erschwerten Abfuhr in diesen Tagen kam der verspätete Start am 3. Oktober. Südzucker und seine Landwirte gewährten den Rüben Wachstumsverlängerung, um die Defizite des heißen Sommers 2023 auszugleichen. Das ist auch gelungen, denn aus dem Raum Neuburg werden Erträge bis zu 93 Tonnen Rüben pro Hektar gemeldet. Das ist überdurchschnittlich gut. Dafür könnte der Zuckergehalt deutlich höher sein. Mit etwa 17,3 Prozent fällt er eher unterdurchschnittlich aus.

    Zuckerrüben-Ernte im Raum Neuburg könnte bis Februar dauern

    Rund 2500 Landwirte aus Schwaben, Oberbayern und der Oberpfalz liefern nach Rain. Neben der laufenden Rübenkampagne baut Südzucker in seinem schwäbischen Werk derzeit eine große Verladestation. Sie dient zum Beladen der Lastzüge und zum Abtransport des Endproduktes. Rain liefert Zucker in Großpackungen an die Industrie, dazu Invertzuckersirup, Biorübenzucker, Bienenzucker und für den Einzelhandel Gelierzucker 1:2 und 1:3. Die gesamte Rainer Produktion reiche für vier bis fünf Millionen Einzelverbraucher.

    Weltweit steigt der Zuckerverbrauch, in Deutschland geht er wieder zurück. Von einem Höchststand von 38,8 Kilogramm jährlich pro Verbraucher (2005) wird 2023 zum Jahresende ein Durchschnittsverbrauch von etwa 34 Kilogramm erwartet. Dem Bundesgesundheitsministerium ist der Zuckerkonsum immer noch zu hoch. Ein Übermaß an zuckerhaltigen Lebensmitteln in der Ernährung könne bereits im Jugendalter zu Übergewicht und Diabetes führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine tägliche Zuckeraufnahme von maximal 50 Gramm für Erwachsene und bei Kindern entsprechend weniger. 

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