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Neuburg: Rückzug ins Paradies: Schrebergärten in Neuburg sind gefragt und rar

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Rückzug ins Paradies: Schrebergärten in Neuburg sind gefragt und rar

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    Fast schon Konkurrenz für die Landesgartenschau: Diese Familie pflegt ihre kleine Oase mittlerweile seit zwölf Jahren.
    Fast schon Konkurrenz für die Landesgartenschau: Diese Familie pflegt ihre kleine Oase mittlerweile seit zwölf Jahren.

    „Ohne diesen Garten hier wäre ich vermutlich schon tot.“ Nicht nur einmal hört man diesen Satz im Neuburger Schrebergartengelände am Längenmühlbach. Vor allem Mieter aus dem Ostend und Schwalbanger finden hier ihr kleines Gartenglück. 130 solcher Mini-Paradiese hat die Stadt derzeit verpachtet, aber die Warteliste ist mit 130 Interessenten genauso lang.

    Neuburg bräuchte also ein neues Areal für Kleingärten, am besten am Stadtrand. Das weiß auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. „In Zeiten von Lockdown und Homeoffice ist ein Garten doppelt wertvoll“, so der OB, aber es fehle an geeigneten Grundstücken. Ein Standort bei Alt-Zell sei überprüft und wegen der Nähe zum Flugplatz wieder gestrichen worden. Auch im Ältestenrat tauchte das Garten-Thema auf. „Wir suchen zusätzlich Gewerbegrund, denn hier gehen ebenfalls viele Nachfragen ein“, so OB Gmehling.

    Wolfgang und Monika Haffke erzielen für die Pflege ihres Schrebergartens in Neuburg-Ost Bestnoten. Vom Hochhaus im Schwalbanger wechseln sie häufig ins Grüne.
    Wolfgang und Monika Haffke erzielen für die Pflege ihres Schrebergartens in Neuburg-Ost Bestnoten. Vom Hochhaus im Schwalbanger wechseln sie häufig ins Grüne.

    Bei den Schrebergärten verdient die Stadt Neuburg nichts. Eine Anlage kostet jährlich 150 Euro Pacht - sehr günstig im Vergleich zu größeren Städten. Der Rücklauf ist bescheiden. „Etwa drei Parzellen pro Jahr werden zurückgegeben“, hat Rainer Mergel notiert. Der zuständige Stadtbeamte muss Pächter anmahnen, wenn der Garten massiv verwildert. Junge Pächter feiern gerne Partys, aber Gras- und Baumschnitt lassen manchmal zu wünschen übrig. Rentner, die die Pflege nicht mehr schaffen, sollten ihren Garten eigentlich zurückgeben. Er bleibt aber oft in der Familie, weil Sohn oder Enkel das Grüne übernehmen sollen.

    Die seltenen Pächterwechsel sind oft schon ausgemacht, bevor die Stadt informiert wird. In der Regel bezahlt der neue Pächter eine Ablöse für Hütten und Anlagen. 9000 Euro hätten sie überweisen müssen, erzählt Olga und zeigt auf einen ausgedehnten Rasen mit Gemüsebeeten am Rand. Vor drei Monaten ist sie mit Ehemann und zwei Kindern in die „Bewirtschaftung“ eingestiegen. Nebenan hat eine kroatische Familie 3000 Euro für eine alte Laube bezahlt, alles abgerissen und massiv neu gebaut.

    Zum Plausch am Schrebergartenzaun trifft sich Anna Gottschick mit Johannes Wollik, der 80 Brieftauben sein Eigen nennt.
    Zum Plausch am Schrebergartenzaun trifft sich Anna Gottschick mit Johannes Wollik, der 80 Brieftauben sein Eigen nennt.

    Die Größe der Gärten bewegt sich zwischen 300 und 500 Quadratmetern. Strom- und Wasseranschluss gibt es in der Regel nicht. Das „Bundeskleingartengesetz“ verpflichtet die Schrebergärtner zu einer vernünftigen Bewirtschaftung ihrer grünen Adresse. Es regelt auch die Pachtbedingungen und die Größe der Lauben. Von der einfachen Holzhütte bis zum gemauerten Freizeithaus reicht die Palette. Dauerhaftes Bewohnen erlaubt das Kleingartengesetz nicht.

    Hohe Sichtschutzzäune und Holzplatten sind eigentlich nicht erlaubt. „Im Einzelfall entscheiden wir aber durchaus kulant“, versichert der Oberbürgermeister. Nach einem Ortstermin ließ er allerdings Sichtschutzplatten aus Plastik entfernen: „Das geht gar nicht.“

    Für viele Neuburger gibt es nichts Schöneres

    Gurken, Salat und Zucchini, zwei Pfirsichbäume und am Eingang blüht der Flieder. Wenn Annemarie Gottschick (77) im Sommer zu ihrem Schrebergärtchen am Längenmühlbach radelt, empfängt sie eine grüne Mini-Oase. Wann immer es geht, fährt die Witwe zu ihrem „Außensitz“. Dann gibt es meistens ein Gespräch mit Nachbar Johannes Wollik, der ein kleines Reich mit 80 Brieftauben betreut. 30 Jahre hat er die Parzelle in einem großzügigen Eckgrundstück, „und es gibt nichts Schöneres.“

    Das finden auch Monika und Wolfgang Haffke. Ihr zweites Zuhause am Bahnerweiher sieht tipptopp gepflegt aus. Seit 1984 ist das Ehepaar Pächter der Stadt. „Wir wohnen am Schwalbanger im achten Stock, da müssen wir raus ins Grüne“, sagt der frühere Jugendtrainer des SC Feldkirchen. Derzeit mähen sie den Rasen und pflanzen den ersten Salat. Kinder und Enkelkinder schauen immer mal vorbei, „und bald auch die Urenkel.“

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