Die Lichter des Jazzkellers Birdland in Neuburg dimmen sich und die Musiker des heutigen Abends betreten die Bühne. Der eine im rosa Sakko, der andere unscheinbar mit Hut und Schal. Der Kontrabass wird aufgestellt und die Gitarre in die Hand genommen, schon fängt die Musik im voll ausgebuchten Keller an. Bei dem Duo handelt es sich um Martin Wind und Philip Catherine, die insgesamt einen Altersunterschied von ganzen 26 Jahren haben.
Trotz dieser über zwei Jahrzehnten stimmt die Chemie zwischen den Musikern. Die im Jazz so wichtige Kommunikation zwischen den Spielern funktioniert fabelhaft. Neuburg bildet als Standort das Ende ihrer achtstufigen Tour, die beiden kennen sich mittlerweile gut. Nach 30 Sekunden dennoch ein erster kleiner Schockmoment. Ein Klassiker in der Welt eines jeden Gitarristen, eine Saite reißt. Catherine lächelt beherzt und behebt das Problem, Wind spielt währenddessen umso enthusiastischer am Bass und improvisiert dadurch ein kurzes Solo. Beiden ist die Professionalität anzumerken, mit 83 Lebensjahren spielt der Gitarrist sein gesamtes Leben schon Musik. Gleiches kann über seinen Mitspieler am Bass gesagt werden, Wind ist Dozent für die Jazzabteilung der New York University.
Beide achten aufeinander, beide Instrumente glänzen sowohl allein im Fokus als auch im gemeinsamen Zusammenspiel. Die Musik und das allgemeine Klangbild wirken organisch und menschlich. Die gesamte Saitenlänge des Kontrabasses wird von Wind gezupft, regelrechte Verrenkungen geht er ein, um die höchsten Töne aus dem Instrument zu kitzeln. Währenddessen summt Catherine zur Melodie, beide wirken im Einklang und im „Gespräch“. Der Belgier mit zerzausten Haaren schaut ins Publikum, ein klares Zeichen für Applaus.
Martin Wind und Philip Catherine begeistern in Neuburg mit ihrem mitreißenden Stil
Mit humorvollen Kommentaren heitert der Gitarrist den Saal auf, generell wirken die beiden sowohl musikalisch als auch persönlich sehr locker und entspannt. Trotz der teilweise wirklich komplex und schnell gespielten Melodien behalten beide ihre Lässigkeit und halten immer wieder Blickkontakt auf der Bühne. Ein bunter Jazzmix ist das Programm des Abends, von Paul McCartney bis zu Catherine selbst sind viele Interpreten vertreten. Der Publikumsliebling ist hier klar „Fried Bananas“ von Dexter Gordon, mit dem Catherine in der Vergangenheit bereits zusammen gespielt hatte. Mit schnellem Rhythmus werfen sich die beiden Musiker Töne wie in einem Tennisspiel hin und her, viele Zuschauer wippen im Takt mit.
Dass das Einfühlen in die Musik auch auf das Publikum abfärbt, zeigt sich auch im ausgiebigen Applaus nach dem letzten Lied. Der begeisterte Jubel schreit regelrecht „Zugabe“, die beiden Musiker erfüllen dem Publikum diesen Wunsch. Mit zufriedenen und entspannten Gesichtern endet der Abend im Jazzkeller in Neuburg und auch die Tour der beiden Ausnahmekünstler.
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