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Neuburg: Ohne Bühne, ohne Publikum: Was sagen Künstler aus der Region zur Lage?

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Ohne Bühne, ohne Publikum: Was sagen Künstler aus der Region zur Lage?

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    Lockdown. Die Lichter auf der Bühne sind aus.
    Lockdown. Die Lichter auf der Bühne sind aus. Foto: Elisa Glöckner (Symbolfoto)

    Man stelle sich vor: Ab morgen gibt es kein Fernsehen und kein Radio mehr. Keine DVDs und CDs. Keine Filme. Keine Geschichten zum Hören oder Lesen. Kurz: es gebe die Künstler nicht mehr. Wie leer wäre unsere Welt ohne die Kunst und ihre Künstler. Der neuerliche Lockdown zerrt nicht nur an den Nerven aller. Er raubt auch den Künstlern ihre Existenzgrundlage. Wir erkundigten uns bei drei Künstlern, wie es ihnen während des nun zweiten Lockdown ergeht.

    Lockdown in Neuburg und Region: Verbot von Veranstaltungen gleicht Berufsverbot

    Man plant für ein Jahr im Voraus. Der Terminkalender ist gut mit Engagements gefüllt. Und dann gehen die Lichter auf der Bühne aus. Lockdown. Sepp Egerer könnte ein Lied davon singen, CB Green eine Ballade dazu komponieren und Ulrike Mommendey eine Gruselgeschichte darüber erzählen. Nur darf ihnen gerade niemand zuhören. Die Schließung der Bühnen und das Verbot aller kulturellen Veranstaltungen kommt einem Berufsverbot gleich. Und dennoch versuchen sie zumindest mit Hilfe ihrer digitalen Präsenz nicht in Vergessenheit zu geraten. Der Allrounder

    Die Neuburger Allrounder Kerstin und Sepp Egerer dürfen momentan nicht auf die Bühne.
    Die Neuburger Allrounder Kerstin und Sepp Egerer dürfen momentan nicht auf die Bühne. Foto: Kerstin Egerer

    Im letzten Jahr war, was die Einnahmen angeht, der Dezember Egerer bester Monat. Bei Weihnachtsfeiern war er gut gebucht. Heuer entwickelt sich der Dezember zum Fiasko. Denn viele Feiern wurden bereits vor dem zweiten Lockdown abgesagt. Und niemand glaubt, dass es in vier Wochen wieder einigermaßen normal weiterläuft. Zudem steht der Winter vor der Tür, der ein Spielen unter freiem Himmel nicht zulässt.

    Ob Egerer oder Mommendey, sie konnten im Sommer, nach dem Lockdown im März, einige Veranstaltungen dadurch retten, dass sie sie „open air“ durchführten. CB Green dagegen musste seit März 23 Konzerte absagen. Und seine Kunstscheune ist seither auch komplett geschlossen. 16 Kulturveranstaltungen und 15 Hochzeitsfeiern sind ihm dort als Veranstalter und Gastronom durch die Lappen gegangen. Da hängen nicht wir Künstler dran, sondern auch die vielen Mitarbeiter rund um die Veranstaltungen.“

    Künstler in Neuburg und Umgebung: Zum Jammern haben Betroffene keiner Zeit

    Zum Jammern hat keiner von den Dreien Zeit. Sie reagieren mit ihrer schärfsten Waffe in dieser Situation - ihrer Kreativität. Egerer hat inzwischen drei Hörspiele für Kinder auf DVD herausgebracht und ist im Internet präsent. Die Produktion der Hörspiele sei ein zusätzliches finanzielles Risiko gewesen, sagt Egerer. Das konnte er nur stemmen, weil potentielle Kunden in der Region mit der Vorbestellung gleich bezahlt haben.

    Ulrike Mommendey erzählt ihre Geschichten über einen Podcast.
    Ulrike Mommendey erzählt ihre Geschichten über einen Podcast. Foto: Manfred Dittenhofer

    Ulrike Mommendey, die auch als Krankenschwester arbeitet, hatte im Januar noch überlegt, ihre Tätigkeit als Erzählerin zum Hauptberuf zu machen. Daran ist nun erst einmal nicht mehr zu denken. Denn momentan kann sie ihre Geschichten nur noch via Internet erzählen. Viel mehr Aufwand sei das. Und was noch schwerer wiegt: Die Geschichte und mit ihr die Künstlerin leben vom Kontakt mit dem Publikum. Und wie sieht es mit der Bezahlung aus? „Jeder drängte ins Internet. Sich dort abzuheben ist ebenso schwierig, wie die finanzielle Vermarktung.“ Mommendey ist inzwischen auf Patreon präsent - eine Crowdfunding-Plattform, die vor allem Künstler nutzen. Außerdem vermarktet sie einen Audio-Adventskalender mit ihrer Quasselbande, eine Gruppe von Tieren, die die ganze Familie unterhält. Und direkt nach Weihnachten will sie einen weiteren Audiokalender über die Zeit der Rauhnächte herausbringen.

    Clemens Benecke, alias CB Green, nutzt die Zeit zum Komponieren neuer Lieder. Die Kunstscheune hatte er auch zwischen den Lockdowns nicht geöffnet. „Ich würde draufzahlen, wenn ich bei den momentan geltenden Abstandsregeln Veranstaltungen durchführen würde.“ Benecke versteht die Maßnahmen, gleichzeitig aber wünscht er sich mehr Wertschätzung für die Künstler. Kunst und Musik sei lebensnotwendig. Und Kunst lasse sich auch nicht aus dem Ärmel schütteln. „Da ist so viel Lernen, Üben und Engagement involviert. Oft muss der Künstler in Vorleistung gehen.“

    CB Green nutzt den Lockdown für neue Lieder. Aber sein Publikum fehlt ihm.
    CB Green nutzt den Lockdown für neue Lieder. Aber sein Publikum fehlt ihm. Foto: Clemens Benecke

    Sepp Egerer ist von den staatlichen Hilfen enttäuscht. „Die laufen völlig an der Realität vorbei.“ Und auch die Schutzmaßnahmen selbst seien oft über den Kamm geschoren. Wieso könne man dicht an dicht in der U-Bahn stehen, aber selbst die Hygienekonzepte in den Theatern würden nicht gegen die Schließung helfen.

    Ulrike Mommendey hat einen mit ihren beiden Berufen guten Überblick über die Kunstszene und über das Gesundheitswesen. Ärzte und Krankenhäuser seien für die körperliche Gesundheit zuständig. Und Kunst und Kultur würden für die seelische Gesundheit der Menschen sorgen.

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