Wie viele Fahrzeuge sind jeden Tag auf der Neuburger Donaubrücke unterwegs? Diese Frage steht im Zentrum der Diskussionen, ob Neuburg eine zweite Brücke braucht. Eine Zählung im vergangenen Oktober ergab den Wert von 23.000 Fahrzeugen am Tag - für Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) ein weiterer Beweis dafür, dass Neuburg eine zusätzliche Donauquerung benötigt, um die Verkehrsbelastung in der Innenstadt zu senken. Doch Brückengegner zweifeln diese Zahlen an.
Die Kritik: Zum Zeitpunkt der damaligen Messung war die Donaubrücke bei Bertoldsheim gesperrt. Unter normalen Bedingungen wären deutlich weniger Fahrzeuge in Neuburg unterwegs gewesen, hieß es vom Aktionsbündnis "Auwald statt Asphalt", das dem OB eine bewusste Täuschung der Öffentlichkeit vorwarf - eine Kritik, die der Rathauschef vehement zurückwies.
23.000 oder 19.000 Fahrzeuge auf der Neuburger Donaubrücke?
Nun haben Fridays & Parents for Future Neuburg eine eigene Verkehrszählung durchgeführt, von 20. März mittags bis 21. März mittags. "Wir durften ein Fenster mit Blick auf die Donaubrücke nutzen", erklärt Joachim Wolff die Vorgehensweise auf Anfrage. Insgesamt fünf Leute hätten Strichlisten geführt und die Fahrzeuge aufgeteilt in Pkw, Lkw, Krafträder und Fahrräder. Dabei seien die Richtlinien für Straßenverkehrszählungen des Verkehrsministeriums beachtet worden. Heißt: Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen werden zu den Pkw gerechnet. In den 24 Stunden zählten die Beteiligten demnach knapp 19.000 Kraftfahrzeuge, oder, genauer: 18.091 Pkw, 476 Lkw/Busse, 329 Motorräder und 1945 Fahrräder und E-Scooter.
Ein Ergebnis, das die Organisatoren laut eigener Aussage überraschte. Waren es doch gut 4000 Fahrzeuge weniger als bei der Zählung im Oktober. "Wir werten dies als Beleg dafür, dass die damalige Sperrung der Bertoldsheimer Donaubrücke zu einer deutlichen Verkehrszunahme auf der Elisenbrücke geführt hat", heißt es von Fridays & Parents for Future Neuburg.
Neue Fahrzeugzählung auf der Neuburger Elisenbrücke gefordert
Ihr Wunsch ist nun, dass die Firma Brennerplan die Verkehrszählung wiederholt. "Da die Zahlen Einfluss auf das Planfeststellungsverfahren für die zweite Donaubrücke haben könnten, sollte nicht mit ungewöhnlichen Ausreißerzahlen gearbeitet werden." Auch solle die bayerische Staatsregierung keine Entscheidung "auf Grundlage überhöhter Ausreißerzahlen" fällen, fordert das Bündnis.
"Ohne eine erneute Zählung würde sich Brennerplan als Verkehrsplanungsfirma unglaubwürdig machen", ist Wolff überzeugt. Auch die Zahlen einer Messung aus dem Jahr 2017 müssten in seinen Augen überdacht werden - damals war die Rede von knapp 21.000 Fahrzeugen täglich. "Nach unserer Zählung hat der Verkehr seit 2017 um fast zehn Prozent auf 19.000 Fahrzeuge abgenommen. Aufgrund der vielen Homeofficearbeitsplätze ist das plausibel", so Wolff.
Die konkreten Folgen der neuerlichen Zählung sind noch unklar. Stand jetzt sei es nicht geplant, den Verkehr auf der Donaubrücke erneut messen zu lassen, teilt Stadtsprecher Bernhard Mahler auf Anfrage mit.